Aufbruch Offshore

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Der Begriff »Offshore« stand lange Zeit für Aktivitäten im Öl- und Gasbereich, bei denen die deutsche maritime Industrie eine eher[ds_preview] geringe Rolle spielte. Durch den Ausbau der Stromerzeugung in Offshore-Windparks entstehen heute die modernen »Ölfelder« vor der deutschen Haustür. Aus der Errichtung und Wartung der Windparks ergeben sich vielfältige neue Geschäftsmöglichkeiten für Häfen und Unternehmen in Schifffahrt, Schiffstechnik und Logistik. Bereits bei der Errichtung des relativ kleinen Parks »Baltic I« vor Hiddensee waren 60 verschiedene Schiffe beteiligt, im Schnitt ein Drittel davon gleichzeitig. Allerdings sind die Planungsgrundlagen für die Unternehmen recht unsicher. Der in den ursprünglichen Überlegungen der Bundesregierungen (2002) für das Jahr 2006 geplante Ausbaustand der deutschen Offshore-Windstromerzeugung wird erst Ende 2011 erreicht werden, eine Verspätung von fünf Jahren! Die Gründe dafür sind vielfältig und keineswegs unerwartet: mangelnde Integration des Sachverstands aus Disziplinen wie Elektrotechnik, Windturbinenbau, Wasserbau, Schiffstechnik und Logistik, organisatorische und technische »Kinderkrankheiten«, Engpässe bei schwimmendem Gerät und Personal sowie Verzögerungen beim Netzanschluss. Auch die Finanzierung der Offshore-Parks und der notwendigen »Werkzeuge« zu deren Errichtung und Unterhaltung stellt Investoren und Banken vor große Herausforderungen.

Die HANSA sieht den Bedarf an besserer Vernetzung und hat dazu das neue HANSA-Forum »Offshore« aus der Taufe gehoben. Am 5. Mai trafen sich gut 150 Teilnehmer aus allen Bereichen der maritimen Industrie und der Windkraftbranche auf der Kongressmesse BalticFuture 2011 in Rostock, um unter dem Leitthema »Regenerative Energieerzeugung Offshore – Neue Herausforderungen für Schifffahrt und Schiffbau« aktuelle Trends, Erfahrungen und technische Lösungen zu diskutieren. In diesem Jahre stand die Windenergie im Mittelpunkt, es wurde aber auch schon ein erster Blick auf die kommenden Offshore-Themen geworfen: Wellen- und Gezeitenkraftwerke, Meeresbergbau.

Durch die Katastrophe in Fukushima wird Offshore-Windkraft heute von allen Parteien zum Königsweg der Energiewende erklärt. Das Forum zeigte, dass es dabei um gewaltige Investitionen geht und oft technisches, logistisches und juristisches Neuland betreten wird. Dabei klaffen Wunsch und Wirklichkeit noch weit auseinander. Verstärkte und gut koordinierte Anstrengungen von Politik, Finanzwelt, Industrie und Dienstleistern, Technik und Wissenschaft sind notwendig, um die ehrgeizigen politischen Ziele zu erreichen. Wir befinden uns mitten im Aufbruch ins europäische »Offshore-Zeitalter«, ein Aufbruch, der die deutsche maritimen Industrie herausfordert und ihr neue Chancen eröffnet. Die HANSA wird diesen Aufbruch journalistisch eng begleiten, das neue HANSA-Forum Offshore wird, nach viel positivem Zuspruch zum erfolgreichen Auftakt, zu einem jährlichen Treffpunkt aller »Offshore-Akteure« ausgebaut werden.

Wir sehen uns beim nächsten Mal!