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MAN Diesel & Turbo führt in Kopenhagen neuen Motor mit Wechselbetrieb von Diesel und Gas vor.

Im Rahmen einer Weltpremiere präsen­tierte MAN Diesel & Turbo Mitte Mai auf dem Prüfstand des Entwicklungszentrums für Zweitaktmotoren in Kopenhagen[ds_preview] den ersten elektronisch geregelten, langsam laufenden Zweitakt-Wechselmotor (dual-fuel). Rund 350 Gästen aus den Kreisen der Lizenznehmer, potenzieller Kunden und der Medien wurden der in den vergangenen Monaten auf den Wechselbetrieb mit Dieselkraftstoff und Erdgas umgebaute Versuchsmotor und die dazu gehörende Gasversorgungsanlage sowie periphere Produkte aus dem Bereich der Wärmerückgewinnung vorgeführt.

Bereits in den 1990er Jahren hatte das Unternehmen den Standard »ME-GI« für die Wechselmotoren der Fachwelt vorgestellt, der nun in Kopenhagen erstmals an einem Vollmotor realisiert wurde. Zur SMM 2010 hatte MAN angekündigt, den Vierzylinder-Forschungsmotor T 50 ME-X auf den GI-Standard umzurüsten, um damit die Versuche im Erdgasbetrieb weiterführen zu können. Eine wesentliche Voraussetzung dafür war die Bereitstellung der Gasversorgungsanlage seitens des koreanischen Unternehmens Daewoo Shipbuild­ing & Marine Engineering Co, mit dem MAN im Februar 2010 auf diesem Gebiet einen Kooperationsvertrag abgeschlossen hatte.

Bei den Motoren des Standards ME-GI handelt es sich um die Dieselmotoren von MAN Diesel & Turbo der Baureihen ME, ME-B und ME-C, also elektronisch geregelte Zweitaktmotoren, die im Gasbetrieb mit einer Hochdruckeinblasung von Erdgas arbeiten. Da das Gas recht zündunwillig ist, wird die Verbrennung des Gas-Luft-Gemisches im Verbrennungsraum mit der Einspritzung einer geringen Menge Dieselkraftstoff, dem Zündstrahl, eingeleitet. Abgesehen von der Einbringung des Kraftstoffs geht dieses Verfahren auf das bereits 1898 von Rudolf Diesel bei der Weiterentwicklung seines Motors für den Betrieb mit Gasen als Kraftstoff gefundene Zündstrahlverfahren zurück.

Wie es heißt, stehen ab sofort alle genannten Baureihen bis zum größten Motor mit einer Bohrung von 980 mm mit dieser Technik zur Verfügung. Leistungen und Drehzahlen ändern sich bei wechselndem Betrieb mit Schweröl oder Gas nicht. Damit verfügt MAN über das breiteste Gasmotorenangebot weltweit mit einem Leistungsbereich von rund 3.000 bis 87.200 kW. Die Motoren bieten eine große Flexibilität, nicht nur hinsichtlich der Gestaltung der Betriebskosten, sondern auch bei den Emissionen, da sie je nach Verfügbarkeit und Preis entweder mit Schweröl oder mit Erdgas betrieben werden können und in den ECAs unter Gasbetrieb die Grenzwerte der IMO Stufe 3 einhalten. Baulich unterscheiden sich die Motoren des Standards ME-GI für den Gasbetrieb nur wenig von den Basismotoren. Leistungen, Wirkungsgrad und Abmessungen ändern sich laut MAN nicht. In den nächsten Ausgaben der HANSA werden ausführliche technische Beschreibungen der GI-Motoren sowie der Gasversorgungsanlage für den Betrieb an Bord von Schiffen folgen.

Im Rahmen der Präsentation der GI-Motoren in Kopenhagen wies MAN ausdrücklich darauf hin, dass diese Motoren nicht nur ideale Antriebsmaschinen für LNG- und LPG-Tanker sind, sondern dass von einer breiten Anwendung in allen Bereichen der Seeschifffahrt ausgegangen wird, auch auf Containerschiffen – zumal die Motoren jederzeit auch gleichzeitig mit flüssigen und gasförmigen Kraftstoffen in fast beliebigem Verhältnis gefahren werden können. Die im weitesten Sinne beste Antriebslösung sieht MAN im Einsatz der ME-GI-Motoren in Kombination mit Abgasrückführung und Maßnahmen zur Wärmerückgewinnung. Damit lassen sich die geringstmöglichen Emissionen an CO2, NOx und SOx unter Einhaltung der Grenzwerte von IMO Stufe 2 und 3 verwirklichen.

Zum Autor:

Dipl.-Ing. Hans-Jürgen Reuß

Freier Journalist

E-Mail: mail@pr-reuss.de


Dipl.-Ing. Hans-Jürgen Reuß