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Verbände loben die Verabschiedung verbindlicher Effizienzmaßnahmen durch die internationale

Seeschifffahrtsorganisation. Den Schiffbauern gehen die Regelungen jedoch nicht weit genug

Das Mitte Juli im Umweltausschuss der Internationalen Seeschifffahrtsorganisation IMO verabschiedete Paket zu technisch-betrieblichen Effizienzmaßnahmen (MEPC 62) ist unisono vom[ds_preview] Verband Deutscher Reeder (VDR) und dem Verband für Schiffbau und Meerestechnik (VSM) begrüßt worden. Die Regelung wird als Ergänzung der IMO-Umweltschutzkonvention MARPOL und deren Anhang VI (Vermeidung von Luftverunreinigung durch Seeschiffe) ausgestaltet und tritt 2013 in Kraft. Das Marine Environment Protection Committee (MEPC) hatte nach intensiven Beratungen eine fast einstimmige Entscheidung für den Klimaschutz getroffen, der sich lediglich Brasilien, Chile, China, Kuwait und Saudi-Arabien nicht anschlossen.

Im Mittelpunkt stehen der Energy Efficiency Design Index (EEDI) und der Ship Energy Efficiency Management Plan (SEEMP). Der EEDI ist im Kern ein Maß für den Effizienzstandard neuer Schiffe. Künftig werden EEDI-Höchstgrenzen für Neubauten verbindlich, die in den anstehenden Jahren sogar um bis zu 30 % verschärft werden. Mit dem SEEMP enthält das Paket zudem ein Instrument, den Betrieb existierender Schiffe zu optimieren.

»Mit der Annahme dieser weltweit verbindlichen Effizienzstandards für Schiffe ist in der IMO ein klimapolitischer Meilenstein gelungen«, sagte das geschäftsführende Präsidiumsmitglied des VDR, Ralf Nagel. »Die vereinbarten Standards machen die Schiffe künftig deutlich effizienter. Wichtig war uns, diese Schritte in der IMO zu vereinbaren, um sie einheitlich, flaggen- und wettbewerbsneutral auf globaler Ebene festzulegen. Damit waren wir gemeinsam mit unseren Flaggenstaaten erfolgreich«, führte Nagel weiter aus. Auch VSM-Hauptgeschäftsführer Werner Lundt lobte die Arbeit der Weltschifffahrtsorganisation: »Mit der Verabschiedung verbindlicher Maßnahmen zur Senkung der maritimen CO2-Emissionen hat die IMO ihre Handlungs- und Konsensfähigkeit für den globalen Klimaschutz unter Beweis gestellt«, sagte er.

VDR lehnt europäische CO2-Initiativen ab

Der VDR hatte in den vergangenen Monaten aktiv bei den Flaggenstaaten für die Annahme der MARPOL-VI-Ergänzung geworben. »Die global operierende Schifffahrt braucht klimapolitische Maßnahmen auf IMO-Ebene«, so Nagel. Zwar wäre die Verabschiedung im Konsens – statt Abstimmung – die Ideallösung gewesen. Jedoch habe sich schließlich die weit überwiegende Mehrheit für die Regulierung ausgesprochen. »Die IMO hat den Erwartungen stand­gehalten. Europäische CO2-Initiativen für die Schifffahrt sollten nun wieder in der Schublade verschwinden«, bekräftigte er. Die Mitglieder des VDR würden ihr Engagement zur Senkung von Brennstoffverbrauch und damit CO2-Emissionen weiter fortsetzen. Mit den Effizienzstandards werde die Schifffahrt ihrer Verantwortung gerecht und einen spürbaren Beitrag zum Klimaschutz leisten, kündigte der VDR an. Der Seeverkehr bleibe auch künftig der ener­gieeffizienteste Verkehrsträger.

Aktuell trägt die Schifffahrt knapp 3 % zu den globalen CO2-Emissionen bei, bewältigt indes 90 % des internationalen Gütertransports. »Unser Augenmerk richtet sich nun auf die anstehenden Aufgaben, zum Beispiel auf die so genannten marktbasierten CO2-Minderungsmaßnahmen. Eine tragfähige internationale Lösung ist ebenso unser Ziel«, unterstrich Nagel die Verbandsziele.

Der VSM erklärte zur IMO-Regelung, dass hierbei auch die Vorschläge der europäischen Schiffbauindustrie zur sachgerechten Anwendung des EEDI aufgegriffen worden seien, welche auf die technische Weiterentwicklung dieses Instruments für komplexe Spezialschiffe abzielen. »Drohende Wettbewerbsverzerrungen zu Lasten deutscher Hightech-Schiffbauer konnten abgewehrt werden«, erläuterte VSM-Geschäftsführer Ralf S. Marquardt und bekräftigte: »Deutsche Werften und Schiffbauzulieferer werden weiterhin mit technischem Sachverstand und fortschrittlicher Klimaschutztechnologie diesen Prozess begleiten. Gerade für komplexe Schiffstypen wie Kreuzfahrtschiffe, Fähren und Schwergutschiffe sollten dabei zukünftig bevorzugt marktbasierte Maßnahmen und äquivalente Nachweise zum Einsatz kommen.«

Allerdings wiesen der deutsche und der europäische Schiffbauverband darauf hin, dass das beschlossene Senkungspotenzial gemessen an wissenschaftlichen Erkenntnissen zum Klimawandel und politischen Vorgaben allein nicht ausreiche.

VSM: Klimaschutzregelungen reichen noch nicht aus

Daher fordern VSM und CESA übereinstimmend die Einführung verbindlicher Anforderungen zur CO2-Reduzierung auch für die fahrende Flotte, die auf eine Energieeffizienzsteigerung durch Nachrüstung oder Optimierung des Schiffsbetriebs abzielen. Mit Sorge nimmt die Schiffbauindustrie dem VSM zu­folge zudem zur Kenntnis, dass bei der Konsensfindung Zugeständnisse hinsichtlich des Anwendungsdatums und zum Technologietransfer gemacht wurden, deren Konsequenzen noch nicht abzusehen seien. Dieser Kompromiss senke das CO2-Reduktionspotenzial und könne den Know-how-Abfluss aus Europa beschleunigen.

Der VSM erkenne ausdrücklich die Notwendigkeit technischer Kooperation mit maritimen Entwicklungsländern an, um die Herausforderungen des Klimaschutzes weltweit bewältigen zu können, teilte er mit. Hierzu stellte Marquardt fest: »Dieser Prozess muss sich jedoch im Rahmen bestehender Regelungen zum Schutz geistigen Eigentums und der hiesigen Innovationspoli-

tik bewegen. Nur wenn die Schiffbauindustrie in die Lage versetzt wird, Forschung, Entwicklung und Innovation auf hohem Niveau fortzusetzen und sie wirksam vor Produktpiraterie geschützt wird, können die Klimaschutzziele erreicht werden. Das dürfte auf Basis europäischer Initiativen besser zu erreichen sein als auf IMO-Ebene.«