Grüne Welle

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Grün ist die Farbe des Jahres: Deutschland hat seinen ersten grünen Ministerpräsidenten. Nach der Rolle rückwärts bei der Atomkraft sind[ds_preview] Erneuerbare Energien gefragt wie nie zuvor. Und auch in der Schifffahrt ist Green Shipping das Motto der Stunde.

Diese Entwicklung ist zu begrüßen, schließlich hat die grüne Welle andere Wirtschaftszweige, wie etwa die Automobil- oder Luftfahrtindustrie, zuvor längst erfasst. Dort wie auch in der Schifffahrt sind die Treiber zweierlei: technische Innovationen, die zu Effizienzsteigerungen führen und einen Einsatz ökonomisch rechtfertigen, und auf der anderen Seite immer mehr Regularien, die eine Verwendung solcher grüner Technologien aus Umweltschutzgründen schlichtweg vorschreiben.

Der politische Wille, vor allem in Europa, ist diesbezüglich unumkehrbar, also sollte sich die Schifffahrt mit der grünen Welle abfinden – auch wenn beispielsweise die Kausalität von menschengemachten CO2-Emissionen und der Klimaerwärmung in jüngster Vergangenheit wieder umstrittener geworden ist.

Zugegeben, es prasselt derzeit ziemlich viel auf die maritime Branche ein: Ob Ballast Water Treatment (BWT), ECAs und SECAs, EEDI und SEEMP, eventuell CO2-Emissionshandel bzw. Bunkerabgabe – die Vorschriften sind reichlich und die Herausforderungen für die Reeder immens. In einer auskömmlicheren Marktlage wäre es sicher einfacher, die Green-Ship-Investitionen finanziell zu tragen. Daher sollte insbesondere die Weltschifffahrtsorganisation IMO bei künftigen Öko-Auflagen darauf achten, die zeitlichen Abstände besser zu koordinieren.

Am wichtigsten indes ist, dass auf globaler Ebene einheitlich verfahren wird. Es kann nicht sein, dass allein Europa die Umwelt retten soll, entsprechende grüne Regularien verabschiedet und der heimischen Industrie zunächst einmal enorme Kostennachteile auferlegt, während die günstigere Konkurrenz mit »Dreckschleudern« über die Weltmeere fährt. Deshalb sollte der politische Druck der ratifizierenden Mitglieds­staaten auf Ausscherer erhöht werden, auch wenn es sich, wie zuletzt beim Energy Efficiency Design Index oder dem Ship Energy Efficiency Management Plan im Rahmen von MARPOL Annex VI, um Schwergewichte wie China und Brasilien handelt.

Bei aller Belastung sollten gerade die deutschen Reeder letztlich die Chancen der grünen Welle sehen und sich Alleinstellungsmerkmale erarbeiten. Hier kommen auch deutsche Zulieferer und Werften mit sparsamen Antrieben, Schwefelwaschanlagen oder BWT-Systemen ins Spiel, wobei eine engere Zusammenarbeit hiesiger Schiff­bauer mit heimischen Reedern wünschenswert wäre.

Nicht zu vergessen: Mittelfristig erwachsen aus Effizienz- auch Kostenvorteile: Ökonomie und Ökologie sind längst kein Widerspruch mehr. Die Kunden wissen ­dies – angefangen vom Befrachter bis hin zum Endverbraucher – und wollen immer häufiger wissen, wie groß der Global Footprint beim Transport ist. Eine grüne Flotte unter deutscher Flagge: Das würde passen, steht doch das Siegel »made in« bzw. »managed by Germany« für höchste Qualität.