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Die HCC Hanseatic Cruise Centers GmbH sieht als Betreiber des im April eröffneten Hamburg Cruise Center Altona die Erwartungen »voll erfüllt«, so Geschäftsführer Joachim Köhn über die Erfahrungen seit der Fertigstellung

Wie viele Abfertigungen von Kreuzfahrtschiffen sind in diesem Jahr in Hamburg geplant und wie ist ihre Verteilung zwischen dem[ds_preview] neuen Hamburg Cruise Center Altona und dem Hamburg Cruise Center Hafencity?

Joachim Köhn: Von den 119 in diesem Jahr in Hamburg vorgesehenen Abfertigungen an den Anlagen der HCC Hanseatic Cruise Centers erfolgen 47 an dem am 1. April vom Schiffsneubau »Aida Sol« eröffneten Terminalneubau in Altona. Für nächstes Jahr werden rund 160 Abfertigungen erwartet, von denen voraussichtlich 70 am Hamburg Cruise Center Altona stattfinden. Die höhere Zahl der Anläufe der Hafencity ist vor allem auf die Tatsache zurückzuführen, dass wir dort über zwei Liegeplätze verfügen.

Reicht vor dem Hintergrund der rasanten Zunahme der Anläufe von Kreuzfahrtschiffen und deren wachsender Größe sowie der regelmäßigen Abfahrten neuer Kunden wie Costa und MSC die derzeitige Liegeplatzkapazität aus?

Köhn: Es war von Anfang an klar, dass der neue Terminal in Altona nur über einen Liegeplatz für Schiffe bis zu 300 m verfügen wird. Mehr geben die Auslegung der dort hergestellten Liegewanne und die übrigen technischen Gegebenheiten derzeit nicht her. Bei Ballungen in Kernzeiten im Sommer und bei Events wie Hafengeburtstagen und den Hamburg Cruise Days geraten wir mit den an beiden Cruise-Terminals vorhandenen insgesamt drei Liegeplätzen ans Limit, wobei nach wie vor noch Ausweichmöglichkeiten wie der Fruchtterminal am O’Swaldkai bestehen. Wenn am 15. Juli nächsten Jahres mit der wegen ihrer Länge von 345 m nur in der Hafencity abzufertigenden »Queen Mary 2« und der »Queen Elizabeth« zwei Großschiffe gleichzeitig die beiden Terminals belegen, sind dort weitere Abfertigungen – besonders mit kompletten Reisewechseln – nicht mehr möglich. Eine Fortsetzung des Kreuzfahrtbooms mit den aktuellen Wachstumsraten dürfte deshalb für Hamburg schneller als erwartet weitere Überlegungen erfordern.

Gibt es Präferenzen der Reederkunden für einen der beiden Terminals?

Köhn: Abgesehen von der technischen Beschränkung in Altona auf Schiffe bis zu 300 m Länge versuchen wir die Wünsche der Reeder zu erfüllen und die Liegeplatzvergabe vernünftig und einvernehmlich zu moderieren.

Die Hansestadt Hamburg ist als Metropole und »Tor zur Welt« nicht nur selbst eine attraktive Destination, sondern verfügt auch über eine hervorragende Verkehrsanbindung auf der Straße, der Schiene und im Luftverkehr. Wie schlägt sich das bei der Abfertigung der Kreuzfahrtschiffe nieder?

Köhn: Der Hafen wird zwar auch als »Way Port« und zu Schiffsvorstellungen und Taufen von Kreuzfahrtschiffen genutzt, doch ist er wegen seiner Verkehrsinfrastruktur ein klassischer Reisewechselhafen geworden: Bei 98 % der Anläufe erfolgt hier ein Passagiewechsel. Das war am Anfang ganz anders.

Wie ist der neue Terminal baulich für die immer größeren Schiffe ausgelegt?

Köhn: Die ISPS-zertifizierte Anlage kann Schiffe bis 300 m Länge und mit bis zu 3.000 Passagieren reibungslos abfertigen, was nicht nur für die Sicherheitskontrolle, das Gepäck, die Logistik und den Zu- und Ablaufverkehr mit Bussen, Taxen und Privatfahrzeugen gilt. Auch die Kaifläche ist optimal für die Verproviantierung und Ausrüstung ausgelegt. Im Gebäude gibt es Einrichtungen für die Mitarbeiter von Wasserschutzpolizei und Zoll. Die Sicherheitseinrichtungen werden vom Betreiber gestellt, für den ein Subunternehmer den Wachdienst wahrnimmt. Bei einer Komplettabfertigung von großen Schiffen wie den Costa-Kreuzlinern oder den Aida-Clubschiffen sind 60 bis 70 Mitarbeiter im Einsatz.

Sind Innovationen beim Passagierhandling in die Planung ein­geflossen?

Köhn: Ja, natürlich haben wir unser Know-how einfließen lassen, wobei das erarbeitete Betriebskonzept auch unsere jahrelangen Erfahrungen mit dem Hamburg Cruise Center Hafencity berücksichtigt. Die breite, helle und barrierefreie Rampe zur Gangway, die großzügig und bequem angelegt wurde, ist ein Beispiel für eine gelungene innovative Einrichtung. Auch eine moderne »Passenger Boarding Bridge« – entsprechend heutigem Standard – war von Anfang an vorgesehen. Neu ist zudem die für die Entsorgung von so genanntem »Grauwasser« vorgesehene Leitung, die noch nicht weltweit an allen Terminals Standard ist. Die Cafeteria ist mit ihrer Galerie voll in die Terminalfläche integriert und die dazu gehörende Terrasse ist ISPS-sicher verglast. Hinzu kommt, dass bei der Ausgestaltung des Terminalgebäudes unterschiedliche Vorgaben für die Zweitnutzung, beispielsweise für Events, zu berücksichtigen waren.

Wie funktioniert die neue aus Spanien zugelieferte Team-Passagierbrücke mit dem automatischen Tidenachführungssystem?

Köhn: Sie arbeitet zuverlässig und passt sich selbständig dem Tideverlauf an, auch bei extremen Wasserständen. Das System, das zur Steuerung über Sensoren den Aufliegedruck der Gangway auf das Schiff erfasst und auch alle seitlichen Bewegungen ausgleicht, hat sich nach anfänglichen Nachjustierungen gut bewährt. Bei der Auslegung dieses Terminals sind wir davon überzeugt, dass eine einzige leistungsfähige Passagierbrücke ausreicht.

Sind beim bisherigen Betrieb Mängel, Schwächen oder ein Änderungsbedarf erkennbar geworden?

Köhn: Nein, im Gegenteil: Der neue Terminal in Altona hat sich bei den bisherigen 30 Abfertigungen bewährt. Logistik und Betriebsabläufe haben funktioniert, so dass es einen nur geringen Optimierungsbedarf gab und die Resonanz unserer Reederkunden entsprechend positiv ausfiel.
Jens Meyer