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Bei der 29. Peter Gast Schiffahrtsregatta waren 138 Yachten am Start. Stürmisch

wurde es vor allem auf der Rückreise mit Böen bis Windstärke 8.

Sie ist das größte Sommerfest der maritimen Branche und als gesellschaftlicher Event mit der Kombination von Sport, Spaß und Talk[ds_preview] zugleich eine ihrer wichtigsten Kontaktbörsen: Die traditionell am letzten August-Wochenende und in diesem Jahr bereits zum 29. Mal zwischen Schlei­münde und dem dänischen Inselhafen Ærøskøbing ausgesegelte Peter Gast Schiffahrtsregatta bot wiederum Spannung, Faszination und optische Highlights.

Nicht weniger als 138 Boote mit1.149 Repräsentanten aus Schifffahrt, Hafenwirtschaft, Schiffbau, Zulieferern, Banken und anderen Bereichen der maritimen Wirtschaft wurden am 27. August in fünf Starts vom Startschiff »Esper Ort« aus in die »Dänische Südsee« geschickt. Mit ihrer schon seit Jahren am Maximum der Aufnahmekapazität des Zielhafens angelangten Teilnehmerzahl hat sich die seinerzeit vom Hamburger Schifffahrtskaufmann Peter Gast als Privatrennen mit einem Reeder aus Schulau und einem Werftmanager aus Cuxhaven initiierte Veranstaltung längst als größte Privatregatta Europas etabliert.

Aufgrund der Wetterverhältnisse – Wind aus WSW in Stärke 4 und leichte Regenschauer – hatte sich die Regattaleitung entschieden, die in neun Klassen eingeteilten Boote, darunter mehrere klassische 12er, Hightech-Racer, Fahrtensegler, Oldtimer sowie Traditionsschiffe und ein Katamaran, ausschließlich auf der mit 29,5 Seemeilen kürzesten der sonst üblicherweise drei unterschiedlich langen Bahnen von dem bei der Ansteuerungstonne Schlei positionierten Startschiff nach Ærøskøbing zu verabschieden. Dabei gab es nicht nur ein zeitweise hektisches Gerangel um die besten Startpositionen mit lautstarkem akustischem Einsatz der Crews, sondern auch leichtere Berührungen von Booten und Rückrufe für zwei zu früh gestartete Teilnehmer. Allerdings konnten die beiden Fehlstarter aus der zweiten bzw. der letzten Gruppe die Startlinie noch innerhalb des Zeitlimits erneut passieren und so in der Wertung bleiben. Alle gestarteten Schiffe erreichten das Ziel, der Oldtimer »Nordwind«, eine Ketch, allerdings nach seiner Aufgabe in Sichtweite von Skjoldnæs statt unter Segeln mit Hilfe seines Motors.

Tim Kröger als Erster im Ziel

Als »First Ship home« und auch Sieger seiner um 9.40 Uhr gestarteten Klasse 9 ORC-Club A passierte die für den Veranstalter Peter Gast Shipping u.a. mit Christian Gast und Dr. Andreas Opatz von der Schlüssel Reederei an Bord ins Rennen gegangene »Stevewonder« – eine TP 52 – bereits nach drei Stunden, 37 Minuten und 34 Sekunden die von dem Rostocker Zielschiff »Eider« und einer Spierentonne mit orangefarbener Flagge bei Mølle Gab vor Ærø markierte Ziellinie. Dafür erhielt Skipper Tim Kröger vom gleichnamigen Yachting Team bei der abendlichen Siegerehrung im Festzelt im Hafengelände von Ærøskøbing den für das »First Ship in Port« ausgelobten Ehrenpreis der Inselgemeinde aus der Hand des stellvertretenden Bürgermeisters Leo Holm. Auf Platz zwei folgte die »Elena Nova« vom Typ Judel/Vrolijk 42 unter Skipper Christian Plump (Bankhaus Carl F. Plump & Co), die nach berechneter Zeit sogar Sieger dieser Gruppe wurde und die (ebenfalls nach berechneter Zeit) fast 20 Minuten langsamere »Stevewonder« auf Platz 5 verwies. Drittschnellstes Schiff der Regatta und viertes Schiff in der gleichen Gruppe von insgesamt 15 Booten (Klasse 9 ORC-Club A) wurde die zum zweiten Mal bei der Schiffahrtsregatta eingesetzte »Haspa Hamburg«. Zur Crew des unter Skipper Christian Woge für den Hamburgischen Verein Seefahrt e.V. gestarteten Schiffes vom Typ J/V52 gehörten u.a. Hamburgs Wirtschaftssenator Frank Horch, die Hamburger Reeder Hermann Ebel und Felix Scheder-Bieschin sowie Haspa-Chef Dr. Harald Vogelsang und UV-Nord-Präsident Uli Wachholz.

Hervorragend geschlagen und um zehn Plätze gegenüber dem Vorjahr verbessert hat sich das einzige komplette Damenteam: Die unter Kirsten Harmstorf ebenfalls für Peter Gast Shipping in der gleichen Gruppe gestartete »Tutima«, eine DK 46, konnte sich für den 8. Platz nach gesegelter Zeit qualifizieren – vor der »Bank von Bremen«, die unter Skipper Dr. Jochen Orgelmann für die Bremer Landesbank Flagge zeigte und nach vier Stunden, sechs Minuten und 54 Sekunden als neuntschnellstes Schiff die Ziellinie durchfuhr. Bei der 28. Schiffahrtsregatta hatte Kirsten Harmstorf mit ihrer motivierten Damencrew auf der »Ownership« vom Typ Bashford 4 nur den 18. Platz nach gesegelter Zeit belegen können.

Der für die Hamburger Sparkasse gestartete Oldtimer »Trivia«, einer der drei 12er, gewann unter Skipper Wilfried Beek als »First Ship home« der Klasse I (vier Stunden, 26 Minuten und 55 Sekunden) zum dritten Mal den Klassiker-Preis und durfte dafür den von der Hammonia Reederei gestifteten Wanderpreis, die auf einer Platte mit den Konturen der Insel Ærø montierte Ruderpinne, endgültig behalten. Sieger der Klasse 2 nach gesegelter Zeit wurde die unter Klaus Joergensen für Lloyds Fonds gestartete »Floater«, eine Dufour 365, während sich die für Peter Gast Shipping unter Führung von Dieter Gast gestartete »Pegasus« vom Typ Hallberg Rassy 39 als erstes Schiff dieser Klasse nach gesegelter Zeit qualifizierte. Den von Marinepool gestifteten Sonderpreis für das beste Spinnaker-Manöver konnte GL-Vorstandschef Erik van der Noordaa entgegennehmen: eine Mitsegelgelegenheit auf einem schnellen Extreme-40-Katamaran.

Proteste gab es nach Ende der Wettfahrt nicht und auch spektakuläre Zwischenfälle waren nicht zu vermelden. Dafür verdient eine interessante Notreparatur Erwähnung: Nachdem auf der »Adamas«, einer Luffe 43 des Eigners Jan Peters, etwa 3,5 Seemeilen vor der ersten Bahnmarke der Spinnaker-Baum gebrochen war, erfolgte die Reparatur mittels Bootshaken, Flaggenstock und Schrubber sowie Klettband. Als nach zwei Seemeilen erneut ein Bruch auftrat, wurde der Rest des Spi-Baumes kurzerhand als Gennaker-Baum montiert, womit man erfolgreich die Ziellinie überqueren konnte.

Staatssekretär Otto zeigt Flagge

Als Ehrengast hatte der Maritime Koordinator der Bundesregierung, Staatsekretär Hans-Joachim Otto (FDP), schon bei der Vorabendparty mit Spanferkel, Fischhäppchen und Freibier in der Werfthalle von Hennigsen & Steckmest in Grauhöft vor rund 350 vom Veranstalter geladenen Gästen erstmals Flagge gezeigt und die Bedeutung der Vernetzung der maritimen Wirtschaft unterstrichen, die auch mit Hilfe der Bundesregierung vergleichsweise gut durch die Krise gekommen sei. Er sei gekommen, »um zu hören, wo der Schuh drückt«. Man sei im Gespräch mit den Reedern, damit die Ausflaggungen nicht fortgeführt werden. Otto bedauerte, aus Termingründen dieses Mal nicht bei der Regatta dabei sein zu können, versprach jedoch, sich den Termin für die 30. Jubiläumsregatta schon jetzt vorzumerken, denn es handele sich dabei um ein Großereignis, dessen Bedeutung dank des Einsatzes der Familie Gast und des gesamten Teams weit über die Region hinaus gehe.

Gastgeber Dieter Gast, der zusammen mit seinem Bruder Christian vor vier Jahren die Organisation der von ihrem Vater Peter Gast ins Leben gerufenen Großveranstaltung übernommen hatte, freute sich im Anschluss an den traditionellen Rundgang der Regattateilnehmer mit Spielmannszug durch das idyllische Ærøskøbing am Sonnabend bei der Siegerehrung im Festzelt am flaggengeschmückten und wieder voll belegten Hafen der Inselgemeinde über die Beteiligung von Gästen aus elf Nationen an dieser Regatta. In der Oldtimer-Klasse 1 hätten sich mit der »Evaine«, »Sphinx« und »Trivia« gleich drei tolle 12er Flagge gezeigt. Verwundert zeigte er sich nicht nur darüber, wie viele Skipper auch noch unmittelbar vor dem Start die Regattaleitung mit der Frage überraschten, »welche Bahn muss ich nehmen?« Erstaunen habe bei ihm auch das ungewöhnlich häufige »Spinnaker-Fischen« einiger Crews ausgelöst, wobei teilweise die begleitenden Schlauchboote ihre Hilfe bei der Bergung andienten. Dass das Wetter nicht immer toll gewesen sei, entspreche wohl der allgemeinen wirtschaftlichen Lage, meinte Dieter Gast und deutete an, der Rahmen der 30. Schiffahrtsregatta könne im nächsten Jahr möglicherweise etwas kleiner ausfallen – abhängig vom wirtschaftlichen Umfeld. Gast dankte allen Sponsoren und den Eignern der Hilfsschiffe für ihr Engagement, ohne die die Veranstaltung einschließlich der Zeltstadt mit ihrem lukullischen- und Unterhaltungsangebot mit Live-Musik so nicht möglich gewesen sei. Zusammen mit seinem Bruder Christian bedankte er sich auch bei Marcus J. Boehlich (Segler-Vereinigung Altona-Oevelgönne) mit einer Uhr für dessen 17-jährigen Einsatz in der Regattaleitung.

Bis zu 40.000 Gastsegler auf Æerø

Hamburgs Wirtschaftssenator Horch, selbst aktiver Segler und zum dritten Mal Teilnehmer der Schiffahrtsregatta, bezeichnete diese Veranstaltung für »genau die Plattform, die wir zur Kommunikation in der Branche und Kooperation in Norddeutschland brauchen, um die gemeinsame Interessenlage auch mit Blick auf Berlin und das Nord/Süd-Gefälle zu bündeln«. Dafür habe Peter Gast die Wurzeln gelegt. So könne es gelingen, in lockerer Atmosphäre Lösungen zu finden, um die maritime Wirtschaft wieder auf Kurs zu bringen.

»Auf Æerø sind wir stolz darauf, dass die­se Regatta schon so viele Jahre auf unserer schönen Insel durchgeführt wird«, sagte der stellvertretende Bürgermeister Leo Holm. Der Tourismus sei ein wichtiger Wirtschaftszweig, bei dem die vielen Gastsegler eine bedeutende Rolle spielten. Die drei großen Yachthäfen Søby, Ærøskøbing und Marstal würden jedes Jahr von 35.000 bis 40.000 Gastseglern angelaufen. »Und wir tun ja alles, was wir können, damit ihr euch willkommen fühlt und einige Tage auf unserer schönen Insel bleibt«, so Holm.

Dieser Einladung hätten besser einige Regattateilnehmer folgen sollen, denn auf der Rückreise am Sonntag frischte der Wind aus Südwest bis Stärke 7 auf und erreichte in Böen bis 8. Bei zwei Yachten gab es unerwartete Mastbrüche – zum Glück ohne Personenschäden: Noch in dänischen Gewässern in der Nähe von Poels-Rev knickte der Mast der »Britti Woman« unter Skipper Gerd Zachariassen in dreiviertel seiner Höhe plötzlich ab und fiel an Deck. Der über die dänische Küstenwache zur Sicherung aus Maasholm herbeigerufene Rettungskreuzer »Nis Randers« brauchte jedoch nicht einzugreifen. Nach Klarierung von Leinen und Sicherung des havarierten Mastes konnte die am Vortag als Siegerin der 18 Yachten umfassenden Klasse 4 nach gesegelter und berechneter Zeit hervorgegangene »Britti Woman« ihre Reise mit eigener Kraft nach Damp fortsetzen. Ähnlich erging es der zur gleichen Startgruppe gehörenden »Rakas« unter Skipper Peter Landmann. Bei der Yacht vom Typ X-372 stürzte in den Mittagsstunden der Mast nach dem Bruch auf Steuerbordseite in die See. Alle mit dem Mast verbundenen Leinen, Wanten und Kabel wurden gekappt. Drei Stunden später konnte unter Motor der Heimathafen Maasholm sicher erreicht werden.


Jens Meyer