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Gleich drei unterschiedliche mittelgroße Yachten liegen derzeit in Bremerhaven und für Anfang Oktober wird bei der Lloyd Werft die Mega-Yacht »Octopusq von dem ehemaligen Microsoft-Mitbegründer Paul Allen erwartet.

Die Werften Lürssen und Abeking & Rasmussen in Bremen-Nord und Lemwerder an der Unterweser sind in der internationalen Mega-Yacht-Szene große Namen.[ds_preview]

Doch Neu- oder Yachtumbauten waren bislang in Bremerhaven, bis auf ein paar vereinzelte Ausnahmen, wie die beiden erfolgreichen Neubauten der Lloyd Werft »Luna« und der »Solaris«, eher Sonderfälle. Somit ist es derzeit schon verwunderlich, dass sich drei mittelgroße Yachten in der Seestadt aufhalten. An der Westkaje im Fischereihafen liegt die mittlerweile als Yacht geführte »Hanse Explorer« für Wartungsarbeiten bei der Fa. Kamlade.

Gebaut wurde das Schiff 2006 bei der Fassmer Werft für die Harren Group für die Ausbildung von Seeleuten. Es kam aber immer wieder auch als Mini-Kreuzfahrtschiff der Extraklasse zum Einsatz. Vor zwei Jahren wurde das Schiff an die australische Firma Buckingham Yachts International verkauft, die eigene Yachten weltweit verchartert. Die Haren Group soll sie aber weiterhin als Commercial Shipmanager betreuen.

Vive la Vie, Mega-Yacht
Die »Vive la Vie« (© Eckardt)

An der Ausrüstungskaje der Lloyd Werft liegt vorübergehend die 2009 bei Lürssen erbaute 60-m-Yacht »Viva la Vie« des Schweizer Eigners Willy Michel. Sie soll demnächst für Wartungsarbeiten an den USM-Pier an der Westseite des Kaiserhafens I verholen. Unbekannt dagegen ist der Aufenthaltsgrund der 2014 erbauten 91 m langen Megayacht »Tranquility«, die seit ein paar Tagen im Überseehafen am Schuppen F/G liegt.

Gut möglich, dass diese bei Oceanco erbaute Yacht, die einem amerikanischen Spiele-Softwareentwickler gehören soll, demnächst weiter zu den Yachtschmieden in Richtung Bremen verholt, um dort überholt zu werden. Für die Lloyd Werft Bremerhaven ist dieses jedenfalls kein Auftrag, wie deren Geschäftsführer Friedrich Norden auf Anfrage mitteilte.

Doch wird dort Anfang Oktober ein ganz anderes »Sahnestück« aus der Yachszene erwartet, wobei Friedrich Norden zu diesem Auftrag, wie in diesem Business üblich, keine Auskünfte geben darf. Doch im Umfeld der Werft wird schon seit einiger Zeit viel von dem großen Umbauauftrag der schon fast legendären 20 Jahre alten Megayacht »Octopus« erzählt.

Mega-Yacht »Octopus« in Deutschland gebaut

Die Kieler Werft HDW lieferte im Auftrag der Lürssen-Werft den 126 m langen Øino-Entwurf im Jahr 2003 aus. Auftraggeber war seinerzeit der Microsoft Mitbegründer Paul Allen. Allen nutzte diese Yacht, neben glamourösen Aufenthalten, auch weltweit zur Tiefseeforschung. Denn die Superyacht wurde speziell für Expeditionen und Forschungsreisen konzipiert, auch dass sie mehrere Monate auf See verbringen kann. Für die Expeditionen stehen unter anderem auch zwei U-Boote zur Verfügung. Zum Landgang können zwei mitgeführte Hubschrauber genutzt werden, alternativ ein 19 Meter Tender-Boot. 13 Gästesuiten erstrecken sich über die acht Decks, eine rund 60-köpfige Besatzung kümmert sich permanent um das Schiff.

Tranquility, Mega-Yacht
Die »Tranquility« (© Eckardt)

Zum Schiff gehören ebenfalls ein Hospital, eine bodenverglaste Meeres-Beobachtungsstation, ein Kino, das vom Innenarchitekten Jonathan Quinn Barnett entworfen wurde und ursprünglich war auch ein komplett eingerichtetes Tonstudio an Bord. Darin sollen schon Mike Jagger aber auch Bono von U2 Musikstücke aufgenommen haben. Als die »Octopus« abgeliefert wurde, sollen seinerzeit für Paul Allen auch enorme Mengen an IT-Equipment an Bord verbaut worden sein, die Rede ist von insgesamt über 54 Tonnen Material.

Nach dem Tod von Allen wurde die Mega-Yacht vor ein paar Jahren von den Erben verkauft und sein neuer Besitzer ist Berichten zufolge der schwedische Milliardär Roger Samuelsson, der sie seinerzeit für einen Preis von rund 285 Mio. $ erworben haben soll. Anschließend verholte die Yacht nach Hamburg zur Werft Blohm + Voss, wo auf Wunsch des Eigentümers einige Änderungen bis zum Jahr 2021 durchgeführt wurden.

Samuelsson nutzte die »Qctopus« in den vergangen Jahren aber selten für sich allein, sondern bot die Yacht nun auch erstmals für Charterkunden an – für mehr als 2,2 Millionen Dollar pro Woche.

Seit ein paar Wochen befindet sich die »Octopus« auf dem Weg vom Mittelmeer in westliche Richtung und derzeit liegt sie in der Nähe des westspanischen Hafen Vigo vor Anker. Doch nach unbestätigten Meldungen wird sie zum Ende des Monats in Bremerhaven erwartet. Hier sollen dann in den nächsten Monaten im Schwimmdock III der Lloyd Werft umfangreiche schiffbautechnische Arbeiten durchgeführt werden. Dazu gehört unter anderem auch eine Neulackierung der Yacht, so dass die »Octopus« dann wohl für die nächsten Monate unter einem vollständig eingehausten Gerüst nicht mehr zu sehen sein wird. Über den vollständigen Arbeitsumfang aber auch über das Auftragsvolumen gibt es bislang noch keine weiteren Angaben.       (CE)