Print Friendly, PDF & Email

FDP lud zum Maritimen Mittelstandskongress nach Elsfleth

Rund 150 Gäste aus maritimer Industrie, Wissenschaft und Politik folgten Ende August der Einladung der FDP-Bundestagsfraktion zum Maritimen Mittelstandskongress[ds_preview] in den Fachbereich Schifffahrt der Jade-Hochschule in Elsfleth. Sie wurden begrüßt von Hochschulpräsident Elmar ­Schreiber und MdB Torsten Staffeldt, Bericht­erstatter für Schifffahrt und Häfen der FDP-Bundestagsfraktion.

Maritimer Koordinator bemängelt Banken-Engagement im Schiffbau

In seinem Impulsvortrag begründete der Maritime Koordinator der Bundesregierung, Staatssekretär Hans-Joachim Otto, die Notwendigkeit für deutsche Firmen, im weltweiten Wettbewerb an der Spitze der Technik zu stehen, und wandte sich anschließend den augenblicklichen existenziellen Problemen der maritimen Industrie zu. Die mittelständisch geprägte Branche, besonders auch die Reedereien, würden durch Überkapazitäten, Verdrängungswettbewerb, sinkende Schiffswerte und fehlendes Eigenkapital sowie stark steigende Brennstoffkosten vor erhebliche Probleme gestellt. Dabei seien die mittel- und langfristigen Aussichten für die Schifffahrt gut. Bisher habe das große Engagement der Reeder, Banken und Eigenkapitalgeber das Schlimmste verhindert, obwohl die aktuellen Entwicklungen am Schifffahrtsmarkt und die auslaufenden Restrukturierungspläne Anlass zur Sorge gäben. Otto machte indes seine Enttäuschung deutlich, dass viele deutsche Banken Engagements im maritimen Bereich, z. B. bei der Bauzeitfinanzierung der Werften, mittlerweile als zu riskant für ihr künftiges Portfolio bewerteten, die staatliche KfW stemme dies fast allein. Der Staat könne darüber hinaus Zinsausgleichs- (CIRR) und Export­garantien geben, weiterhin sei als Ergebnis der 7. Nationalen Maritimen Konferenz eine Expertengruppe »Finanzierung« eingerichtet worden, die ihre Arbeit aufgenommen habe. Als neue Chance bezeichnete Otto die Meerestechnik, die Energie und Rohstoffe aus dem Meer ernte und nun in einem Nationalen Masterplan für Maritime Technologien vorangetrieben werden solle.

Das aktuelle Pirateriethema ansprechend, machte Otto mangels ausreichender Kapazitäten und Mittel wenig Hoffnung, dass Schutz überwiegend von deutscher Polizei oder Marine gewährleistet werden könne. Rechtliche Unsicherheiten im Zusammenhang mit dem Einsatz privater Sicherheitsdienste wolle man kurzfristig beseitigen.

McAllister fordert Fortsetzung des maritimen Bündnisses

Der niedersächsische Ministerpräsident David McAllister plädierte in seinem Beitrag für eine Fortsetzung des maritimen Bündnisses in der Schifffahrt, welches auch mit den verschärften Prämissen sparsamer Haushaltführung vereinbar sein müsse. Er stellte die Frage, welche Schiffbaukompetenz und -kapazität Deutschland erhalten wolle und welchen Wert das volkswirtschaftlich habe. In diesem Zusammenhang kündigte er niedersächsische Fördermittel für maritime Innovationsprojekte in Höhe von 25 Mio. € in den Jahren 2012 bis 2015 an.

McAllister sprach von glänzenden Perspektiven für die Hafenwirtschaft und Logistik an der deutschen Küste. Niedersachsen investiere zwischen 2008 und 2013 1 Mrd. € in seine Seehäfen, größtes Projekt sei dabei der JadeWeserPort. McAllister schilderte auch die erheblichen Vorleistungen der niedersächsischen Landesregierung für die Offshore-Windenergie und wies auf die Vernetzungspotenziale zwischen den maritimen Wertschöpfungsketten hin.

Die augenblickliche Lage und die künftigen Herausforderungen auf dem Gebiet der Finanzierung schilderten eindrücklich Carsten Wiebers, Direktor der KfW/IPEX-Bank, und der Wirtschaftprüfer zahlreicher lokaler Reedereien, Rigo Gooßen. Ferner zeigte Thomas Haake den Weg auf, mit dem die nahe gelegene Werft Abeking & Rasmussen mit ihrer innovativen SWATH-Technologie (Doppelrumpfschiffe) ihre Nische gefunden hat. Jürgen Friesch, Chef der Hamburgischen Schiffbau-Versuchsanstalt, beschrieb die Potenziale und Möglichkeiten der Effizienzsteigerung durch gute Schiffs-, Linien- und Propulsor-Entwürfe, die er durchschnittlich bei mindestens 5 bis 8 % einschätzte. Der Dekan des Fachbereiches, Prof. Klaus-Jürgen Windeck, stellte schließlich die Forschungsaktivitäten seiner Hochschule vor.


MvB