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Die Indienststellung des in Neapel im Bau befindlichen Schiffes ist für Anfang 2012 geplant.

Auf der Werft Cantieri Navali Megaride in Neapel befindet sich zurzeit ein Hochsee-Versorgungsschiff für die italienische Küstenwache im Bau[ds_preview], das mit Hybridantrieben von Siemens ausgerüstet wird. Zum Lieferumfang des Unternehmens gehören zwei Einheiten des von Siemens entwickelten Ecoprop-Systems, über das ein Dieselmotor oder ein Elektromotor alternativ für den Hauptantrieb zur Verfügung stehen, zwei Elektromotoren und die elektrischen Steueranlagen des dieselelektrischen Antriebs. Darüber hinaus ist Siemens verantwortlich für die Projektleitung und die Inbetriebnahme des Systems. Wie der Konzern mitteilte, sind die Inbetriebnahme und die anschließende Indienststellung für Anfang 2012 geplant.

Grundsätzlich besteht das von Siemens schon vor einigen Jahren vorgestellte Ecoprop-System aus einem oder mehreren Bordaggregaten, Dieselmotoren und Elektromotoren für den Hauptantrieb, Getrieben mit zwei Eintrieben und einem Abtrieb sowie einer elektronischen Regelung. Bei einer entsprechenden Aufteilung des Leistungsbedarfs auf mehrere Aggregate können deren Dieselmotoren immer im besten Betriebspunkt gefahren werden. So lassen sich Kraftstoffverbrauch und Emissionen gegenüber konventionellen Antrieben deutlich senken. Die Aggregate liefern die elektrische Leistung für die Bordsysteme und für den Fahrantrieb mit den Elektromotoren. Kernstück des Ecoprop-Antriebes ist ein von ZF entwickeltes Getriebe, das außer dem Flansch für den Dieselmotor einen Nebeneintrieb für den Elektromotor hat. Damit lässt sich ein Schiff alternativ wie folgt antreiben: allein vom Dieselmotor, allein vom Elektromotor oder von Diesel- und Elektromotoren gemeinsam. Beim Antrieb mit einem Elektromotor besteht noch die grundsätzliche Möglichkeit, dass der E-Motor entweder von den Bordaggregaten versorgt wird oder von Akkumulatoren. Ausgangspunkt für die Entwicklung dieses Systems war die Überlegung, auch kleine Schiffe mit effizienten dieselelek­trischen Anlagen auszurüsten.

Bei dem italienischen Versorgungsschiff sind für den Hauptantrieb zwei Dieselmotoren mit einer maximalen Leistung von je 1.800 kW bei einer Drehzahl von 1.600 min-1 vorgesehen. Für den Fahrantrieb mit E-Motoren werden schnell drehende Getriebemotoren mit jeweils 180 kW eingebaut. Sobald Schiffe häufig im unteren Lastbereich gefahren werden, dürfte diese Leistungsverteilung von 10:1 zu einer deutlichen Betriebskostensenkung führen und die Umwelt entsprechend der eingesparten Kraftstoffmenge hinsichtlich aller Emissionen entlasten. Das trifft auch für den neuen Versorger der italienischen Küstenwache zu, bei dem allerdings der E-Antrieb nicht aus Akkumulatoren gefahren wird. Der Versorger hat bei einer Länge über alles von 60,54 m, einer Breite von 12,00 m und einem Tiefgang von 4,50 m eine Verdrängung von 1.743 t. Seine Dienstgeschwindigkeit liegt bei 12 kn, und bei Langsamfahrten mit den beiden E-Motoren allein kann er bis zu 6,5 kn erreichen. Als Dieselmotoren für den Hauptantrieb wurden Zwölfzylindermotoren der Baureihe C 3500 von Caterpillar Marine Power Systems mit einer maximalen Leistung von 1.800 kW gewählt. Die permanent erregten Getriebemotoren von Siemens drehen mit 3.000 min-1. Das ZF-Getriebe vom Typ 9300 PTI sorgt für die notwendige Übersetzung auf die zulässige Propellerdrehzahl. Für die Stromversorgung sind vier Bordaggregate vorhanden, die von Caterpillar-Motoren des Typs C 18 angetrieben werden, sowie ein Notaggregat mit einem Motor des Typs C 6.6.

Autor:

Dipl.-Ing. Hans-Jürgen Reuß

Freier Journalist

mail@pr-reuss.de

Hans-Jürgen Reuß