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Die technischen Anlagen auf dem Segelschulschiff »Alexander von Humboldt II« beschreibt Peter Pospiech

Der Dreimastbark »Alexander von Humboldt II« ist ihre moderne technische Ausstattung von außen nicht anzusehen. Als Nachfolgerin der alten »Alexander[ds_preview] von Humboldt« sollte sie dem Eindruck eines Traditionsseglers in nichts nachstehen.

Antriebsanlage

Für An- und Ablegemanöver sowie Revierfahrten erhielt das Schiff eine moderne Dieselmotoren-Antriebsanlage. Sie besteht aus einem 551 kW bei 1.900 U/min leistenden Volvo-Penta-Sechs-Zylinder-Reihenmotor des Typs D 16 C-C MH, der seine Leistung über ein Untersetzungsgetriebe, Reintjes LAF 562, auf eine Berg-Propulsion vierflügelige Verstellpropelleranlage überträgt. Der Durchmesser des Propellers beträgt 1,6 m. Damit erreicht das 1.233 t verdrängende Schiff mit den Hauptabmessungen von 65 m Länge, 10 m Breite und einem Tiefgang von 5 m eine Geschwindigkeit von rund 10 kn.

Der aufgeladene und ladeluftgekühlte 16-Liter-Hauptmotor hat jeweils vier Ventile pro Zylinder. Mit dem Pumpe-Düse-Einspritzsystem (1800 bar Einspritzdruck) und dem von Volvo Penta entwickelten Motor-Management-System (EMS-2) erfüllen die Motoren die Anforderungen entsprechend den Abgasemissionsvorschriften nach IMO und US EPA Tier II. Die von Petzelberger aus Aurich konstruierten und montierten redundanten Systeme für Kühlwasser, Schmieröl, Kraftstoff und EMS-Umschaltung ermöglichten unter anderem eine GL-Zulassung dieses Motors als Einzelmotorenanlage für die Bark.

Neben der Hauptmotorenanlage lieferten die Auricher auch die drei Stromerzeuger: zwei Volvo-Penta-Reihen-Sechs-Zylinder-Bordaggregate vom Typ D 12 MG mit einer Leistung von je 368 kW bei 1.500 U/min, wobei ein vollautomatischer Parallelbetrieb der Aggregate über elektrische Regler realisiert wird. Das Notstromaggregat liefert eine Leistung von 130 kW bei 1.500 U/min (Volvo Penta, Typ D 7 AT mit Radiatorkühlung). Der Abgasaustritt der drei Dieselmotoren erfolgt über den Besanmast. Für eine optimale Manövrierfähigkeit bei An- und Ablegemanövern sorgt ein Bugstrahler von Jastram (Typ 20F). Die erforderliche Antriebsleistung erhält der Elektromotor des Bugstrahlers aus dem Bordstromnetz.

Hilfsmaschinen und -anlagen

Hervorzuheben ist auf der »Alexander von Humboldt II« die Abwasseranlage, die von Ocean Clean aus Rostock konzipiert und eingebaut wurde. Alle Abwässer werden in einer biologisch arbeitenden Kläranlage aufbereitet. Eine Vakuumanlage sorgt für die Abwasserentsorgung. Das aus der Anlage gewonnene Filtrat erfüllt die Qualitätsanforderungen für Badegewässer entsprechend der IMO-Resolution MPEC.2 (VI) Annex IV und Helsinki-Konvention. Die Anlage ist durch die See-Berufsgenossenschaft typengeprüft und hat die Zulassung von Schiffsausrüstungen gemäß der Richtlinie 96/98/EC. Die Verwendung entsprechender Reinigungsmittel ist für die Funktion des biologischen Abbauprozesses unerlässlich.

Auch der komplette Abfall wird in einer eigens eingebauten Abfallverarbeitungsanlage getrennt. Nach MARPOL Annex V sind Schiffe dazu verpflichtet, ein sogenanntes Mülltagebuch zu führen, in dem die Entsorgung des Abfalls gemäß den Richtlinien dokumentiert wird.

Die umfangreiche elektrische und elektronische Ausrüstung auf der Dreimastbark wurde von SAM Electronics geliefert und installiert. Darin enthalten sind zum Beispiel die gesamte Verkabelung, die Schaltschränke und die Motorsteuerung. Das vollklimatisierte Schiff erhielt eine Klimaanlage von Möhring, Bremen. In das Schiff wurden Frischwasservorratstanks mit einem Volumen von rund 55 m3 eingebaut. Zwischen der Füllstation und dem Vorratstank sorgt eine automatische Chlorierungsanlage für die Entkeimung des Trinkwassers. Vor der Frischwasserentnahme ist eine UV-Anlage eingebaut worden. Mit einer zusätzlichen Umkehr­osmose-Frischwassererzeugung können etwa 10 m3 Frischwasser pro Tag eigenständig erzeugt werden. Das Warmwasser wird durch einen Heizkessel von Möhring erzeugt und mit Umwälzpumpen im Schiff verteilt.

Das Schiff wurde unter Aufsicht des Germanischen Lloyd (GL) gebaut, der ihm auch das Klassezeichen GL+100 A5 Special Purpose Ship Sailing Ship + MC AUT bescheinigte. Bau und technischer Standard entsprechen dem IMO-Code über die

Sicherheit von Spezialschiffen. Die Bark erfüllt die Vorschriften gemäß Berufsgenossenschaft für Transport und Verkehrswirtschaft (ehemals See-BG), Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH), SOLAS, MARPOL und GMDSS.
Peter Pospiech