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Übernahme könnte die Finnen bei Abgasnachbehandlungs- und Flüssigerdgasanlagen einen großen Schritt voranbringen

Am 22. November 2011 gab die Wärtsilä Corporation bekannt, dass sie in Übereinstimmung mit den Gremien der englischen Gesellschaft Hamworthy[ds_preview] den Aktionären ein Angebot zur Übernahme aller Aktien gegen eine Barzahlung machen wird. Danach sollen die Aktionäre 825 Pence in bar für jede Hamworthy-Aktie erhalten, woraus sich ein Gesamtwert der Transaktion von 383 Mio. Pfund Sterling (rund 450 Mio. €) ergibt. Die Akquisition steht unter dem Vorbehalt der Zustimmung der Aktionäre. Darüber hinaus ist sie abhängig von der Bewilligung seitens der Aufsichtsbehörden in Deutschland und in Norwegen. Sie soll im Laufe des ersten Quartals 2012 abgeschlossen werden.

Hamworthy wurde 1914 in Dorset gegründet und erwarb sich rasch einen guten Ruf im Schiffsmaschinenbau. 1962 wurde Hamworthy von Powell Duffryn, einem auf den Gebieten Maschinenbau und Hafenausrüstung tätigen Unternehmen, übernommen. In den folgenden Jahren wurden die Aktivitäten mit der Übernahme weiterer Gesellschaften abgerundet. Besonders zu erwähnen sind die Zukäufe der Svanehøj International A/S von 1993 sowie des Schiffsausrüstungsbereichs der norwegischen Kværner-Gruppe von 1998.

Im Jahr 2004 erfolgte der Börsengang von Hamworthy in London, woraufhin das Unternehmen weiter expandierte. Den Marktführer auf dem Gebiet von Meerwasserentsalzungsanlagen und Kondensatoren für den industriellen Bereich, die Serck Como GmbH, erwarb Hamworthy 2006. Um die Wettbewerbsfähigkeit ihrer Gassysteme zu verbessern und die Entwicklungskapazitäten auf diesem Gebiet zu erweitern, übernahm das Unternehmen 2008 die Baltic Design Centre Ltd. Mit dem Kauf von Greenship BV Anfang 2009 stieg Hamworthy in den stark wachsenden Markt mit Anlagen zur Behandlung von Ballastwasser ein. Im September 2009 übernahm Hamworthy mit der Krystallon Ltd. zudem ein führendes Unternehmen auf dem Gebiet der Entwicklung und Herstellung von Anlagen zur Reduzierung von Schwefelverbindungen im Abgas der Dieselmotoren. Schließlich konnte 2009 noch die Akquisition der Aibel A/S abgeschlossen werden, mit der Hamworthy einen breiten Zugang zum Markt von Produkten für den Öl- und Gassektor erhielt.

Hamworthy bezeichnete sich zuletzt als ein stetig wachsendes Unternehmen, insbesondere auf den Feldern der Exploration und des Transports von Öl und Gas sowie auf den Gebieten, die dem »Druck der Umweltschutzgesetzgebung« unterliegen.

Die Tätigkeitsfelder von Hamworthy umfassen auf dem Gebiet des Schiffbaus schwerpunktmäßig sieben Bereiche:

• Kompressoren

• Abgasnachbehandlungsanlagen

• Gassysteme

• Inertgassysteme

• Pumpensysteme

• Ventile

• Wassersysteme

Für die Öl- und Gasindustrie kommen noch Separatoren hinzu. Die vordergründig für Wärtsilä wichtigsten Felder sind Abgasnachbehandlungs- und Flüssigerdgasanlagen. Wärtsilä erwirbt mit Hamworthy ein Unternehmen mit einem beachtlichen Potenzial, dessen Bausteine optimal zu seinem Gesamtkonzept passen.

Wärtsilä selbst hat zum Beispiel bei der Entwicklung von Geräten zur Abgasnachbehandlung (Scrubber) auf eine Lösung mit Frischwasser gesetzt, während Hamworthy bei Krystallon Lösungen entwickelt, die mit Seewasser arbeiten. Dort bestehen inzwischen offenbar umfangreiche Erfahrungen mit Wäschern für Vier- und Zweitaktmotoren, von denen sich einige bereits im Einsatz befinden. Grundlage für diese Entwicklung der Abgaswäscher waren die mit Gaswäschern im Zusammenhang mit Inertgasanlagen über Jahrzehnte gewonnenen Erfahrungen.

Ein weiterer für Wärtsilä wichtiger Bereich betrifft die von Hamworthy entwickelte Technik für Flüssigerdgasanlagen, die sowohl die Lagerung von Erdgas sowie dessen Aufbereitung für den Betrieb von Gasmotoren umfasst. Die für Gasmotoren entwickelten Anlagen sind nach Angaben des Unternehmens für die Gasversorgung von Schiffshauptantrieben ausgelegt. Interessanterweise geht Hamworthy in seinen technischen Unterlagen unmittelbar auf die Betriebskosten ein und führt dazu aus, dass Gasmotoren hinsichtlich der Lebensdauerkosten gegenüber anderen Verbrennungsmotoren im Vorteil sind.