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Die deutsch-dänische Scandlines und die vorpommerschen P+S Werften haben einen weiteren Meilenstein auf dem Wege zur Verwirklichung der modernisierten Fährverbindung von Gedser nach Rostock erreicht.

Am 1. Dezember vergangenen Jahres rollte zu später Abendstunde mit effektvoller Feuerwerksbegleitung Neubau Nr. 502 in Stralsund aus der riesigen[ds_preview] Schiffbauhalle der Volkswerft auf den davor liegenden Schiffslift und wurde am Tag darauf in sein Element abgesenkt. Er schwamm einwandfrei auf und wurde an den Ausrüstungskai verholt.

Rund 150 Gäste aus Politik, Wirtschaft und der Presse begleiteten die eindrucksvolle Zeremonie. Am Vormittag des 2. Dezembers gab Erwin Sellering, Ministerpräsident von Mecklenburg-Vorpommern, im Beisein von Bengt Phil, CEO Scandlines, sowie Axel Schulz, Geschäftsführer Vertrieb der P+S Werften, das offizielle Signal zum Absenken des Neubaus auf dem Schiffslift. Die Indienststellung dieser Fähre, die »Berlin« heißen wird, ist für Ende März 2012 geplant. Im Mai folgt laut Zeitplan das Schwesterschiff »Copenhagen«. Beide Namen sollen an die traditionsreiche Hauptstadtverbindung von Kopenhagen über Gedser und Rostock nach Berlin erinnern.

Anlässlich des Aufschwimmens hob ­Bengt Phil hervor: »Die Schiffsneubauten sind unser größtes und wichtigstes Zukunftsprojekt, mit dem wir der wachsenden Bedeutung des östlichen Korridors für Passage- und Frachtverkehre Rechnung tragen.« Werftgeschäftsführer Axel Schulz erwiderte: »Wir sind stolz, dass dieses Neubauprojekt bei den P+S Werften realisiert wird. Es ist ein Beweis für unsere Leistungsfähigkeit und das Ergebnis unserer konsequenten Neuausrichtung auf den Spezialschiffbau. Zudem stellen diese Schiffe ein wichtiges Signal für die Konkurrenzfähigkeit des Wirtschaftsstandorts Mecklenburg-Vorpommern dar.«

Die Reederei Scandlines investiert insgesamt 230 Mio. € in zwei neue Schiffe und den Ausbau der Häfen in Rostock und Gedser. Beide neuen Superfähren bieten deutlich mehr Platz für Passagiere und Fahrzeuge. Auf zwei Ladedecks können bis zu 460 Pkw oder 96 Lkw (ca. 1.600 m Spurlänge) gestaut werden. In beiden Häfen erfolgen die Be- bzw. Entladung über landseitige Doppelstockrampen. Den bis zu 1.500 Tagespassagieren stehen zwei Einrichtungsdecks mit unterschiedlicher Gastronomie, Einkaufs- und Unterhaltungsmöglichkeiten zur Verfügung. Die Transportkapazitäten bei rollenden Fahrzeugen wie auch bei den Passagieren verdoppelt sich insgesamt.

Die Neubauten sind nicht als Doppelendfähren konzipiert, es muss also weiterhin gewendet werden. Begründet wird das u. a. mit der nicht leichten Ansteuerung von Gedser. Dieser Hafen ist im Tiefgang begrenzt und muss infolge starker Querströmungen mit vergleichsweise hoher Ein- bzw. Auslaufgeschwindigkeit (um 9 kn) angefahren werden. Die Fähren verfügen deshalb über eine Antriebsleistung von 3 x 4.500 kW, wovon ein zentraler Verstellpropeller diesel-mechanisch über ein Getriebe angetrieben wird und 2 x 4.500 kW diesel-elektrisch auf zwei Ruderpropeller auf jeder Seite des Hauptpropellers geleitet werden. Mit dieser geballten Antriebskraft kann schnell gestartet und sehr präzise manövriert werden. Auf der offenen See wird eine Reisegeschwindigkeit von 20,5 kn erreicht. Die Fähren haben jeweils eine Länge über alles von etwa 169 m bei einer Breite auf Spanten von 24,80 m und einem maximalen Tiefgang von ca. 6 m, die Tragfähigkeit beträgt hierbei 4.200 tdw und wohl um 20.000 BRZ. Die 26 Seemeilen lange Strecke von Gedser nach Rostock soll laut Fahrplan in 1¾ Stunden bewältigt werden und die Umkehrzeit in den Häfen in 15 Minuten pro Strecke. Die hohe Dienstgeschwindigkeit ermöglicht einen großen Spielraum der tatsächlich zu fahrenden Geschwindigkeit oder durch Geschwindigkeitsreduzierung große Brennstoffeinsparungen, die wiederum zur Umweltverträglichkeit beitragen.

Die Reederei Scandlines gehörte seit Juni 2007 den Finanzinvestoren 3i und Allianz Capital zu je 40 % sowie der Deutschen Seereederei (DSR) aus Rostock zu restlichen 20 %. Ein erklärtes Ziel dieser drei Investoren war es, das Unternehmen weiterzuentwickeln und einen Börsengang anzustreben. Am 29. Oktober 2010 stieg DSR dann aus und gab seine Anteile zu je 10 % an die beiden verbleibenden Eigner. Mit Wirkung zum 6. November 2008 vollzog Scandlines die Umfirmierung von der bereits 1998 gegründeten Aktiengesellschaft zur Gesellschaft mit beschränkter Haftung, was eine typisch deutsche Gesellschaftsform darstellt. Die Gesellschaft wird im Schwerpunkt von skandinavischen Akteuren gemanagt, was leicht den Eindruck erwecken kann, dass sie eine skandinavische Firma ist. Hier kommt es immer wieder zu Irritationen und Gerüchten über Neustrukturierungen sowie veränderte Eignerstrukturen. Bisher ist es hier aber bei den Gerüchten geblieben.