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Der auf der Bolle-Werft gefertigte Neubau wurde vom WSA Bremerhaven in Dienst gestellt. Im Einsatzgebiet zwischen Wangerooge und Brake soll das Schiff vielfältige Aufgaben übernehmen.

Ende November 2011 wurde auf dem Tonnenhof des Wasser- und Schifffahrtsamtes (WSA) in Bremerhaven an der Geestemün­dung das neue[ds_preview], von der Schiffswerft Bolle erbaute Arbeitsschiff »Blexen« übergeben und in Dienst gestellt.

Heiderose Karweit, Gattin des nautischen Leiters des WSA Bremerhaven, Jörn Karweit, taufte das Schiff auf den Namen »Blexen«, einen Ortsteil Nordenhams. Das Schiff wird zukünftig vom Außenbezirk in Nordenham-Blexen zur täglichen Arbeit an der Außenweser auslaufen. So soll die »Blexen« nicht nur Material und Geräte zu den Einsatzstellen im Unter- und Außenweserbereich zwischen Wangerooge und Brake verbringen, dem Zuständigkeitsgebiet des WSA Bremerhaven, sondern auch bei Arbeiten an Leuchttürmen, Baken und Seetonnen, beim Prickensetzen im Watt oder bei Bauwerkspeilungen zum Einsatz kommen, erläuterte Klaus Frerichs, Präsident der Wasser- und Schifffahrtsdirektion (WSD) Nordwest, im Rahmen der Taufansprache, und fügte hinzu: »Die Erfüllung der vielfältigen Aufgaben durch ein einziges Schiff ist nicht nur praktisch, sondern vor allem wirtschaftlich.«

Baudirektor Peter Bielke von der Fachstelle Maschinenwesen Nord in Rendsburg hob in seiner Ansprache einige Besonderheiten des anspruchsvollen Neubaus hervor und lobte die gute Zusammenarbeit aller Beteiligten bei der Konzeption und Projektabwicklung dieses rund 4,5 Mio. € teuren Neubaus. Die Fachstelle ist zuständig für Planung, Entwurf und Abwicklung von Schiffsneubauten für die Wasser- und Schifffahrtsämter im Bereich der WSD Nord und Nordwest.

Die »Blexen« ist 23,90 m lang, 6,90 m breit und hat eine Verdrängung von 140 t. Der Rumpf des Schiffes besteht aus Stahl, das Deckshaus aus Aluminium. Gefahren wird das Schiff von zwei Nautikern, weitere zehn Personen können auf dem Arbeitsschiff mitbefördert werden. Als Hauptantrieb dient ein MAN-Dieselmotor vom Typ D2876 mit einer Leistung von 360 kW, die Dienstgeschwindigkeit wird mit 10 kn angegeben. Zur besseren Manövrierbarkeit verfügt das Arbeitsschiff über ein Bugstrahlruder. Das nur 1,48 m tiefgehende Schiff kann sich bei Ebbe trockenfallen lassen. Dazu wurde eine technische Lösung gefunden, um die notwendige Kühlung der Hauptmaschine sicherzustellen. Im normalen Betrieb erfolgt diese mit Seewasser. Auf dem Arbeitsdeck wurde ein MKG-Hydraulikkran mit einer Hebefähigkeit von 3,5 t installiert, der bei der maximalen Ausladung von 11,9 m noch über eine Hebefähigkeit von 1,45 t verfügt. Weiterhin wurde am Heck des Schiffes eine Bergeplattform installiert. Der Schlepphaken hat einen Pfahlzug von 6 t.

Vor der Auftragsvergabe im Dezember 2009 war eine europaweite Ausschreibung für dieses Arbeitsschiff vorrausgegangen. Den Zuschlag für den Bau der »Blexen« erhielt die 1861 gegründete Schiffswerft Bolle in Derben. Für diese Werft, die bereits eine große Anzahl an Arbeitsschiffen für die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung bundesweit gebaut hat, sei die »Blexen« dennoch ein besonderes Schiff, wie Werftchef Lothar Bolle erläuterte, denn es handele sich dabei um das erste Seeschiff mit der Klasse des Germanischen Lloyd, das in den vergangenen Monaten auf dem Familienbetrieb in Sachsen-Anhalt, nördlich von Magdeburg, erbaut wurde. Mitte der neunziger Jahre hat sich die Werft auf den Bau von Fahrgast- und Spezialschiffen spezialisiert. Die »Blexen« ist nun das zweite Wasserfahrzeug für das WSA Bremerhaven, das von dieser Werft erbaut wurde. Bereits im August 2009 wurde der 30,3 m lange und 8,7 m breite Schubleichter »DP4175« abgeliefert. »Derzeit hat die Werft mit seinen rund 50 Mitarbeitern eine gute Auslastung bis Ende 2012«, sagte Lothar Bolle, Inhaber und Geschäftsführer der Werft. Mitte Januar liefert das Unternehmen das Fahrgastschiff »Dat Ole Land 2« für die Lühe-Schulau-Fähre ab.

Das Arbeitsschiff »Blexen« ersetzt nun die beiden bislang vom WSA Bremerhaven eingesetzten Schiffe »Sürwürden« und »Brake«. Das 1964 erbaute, 16,2 m lange Motorschiff »Brake« wird nach Auskunft von Werner Kinkartz, Leiter des WSA Bremerhaven, über das Verwertungsunternehmen des Bundes Vebeg veräußert. Der 1963 erbaute Schlepper »Sürwürden« soll zukünftig beim WSA Bremen für Spezialdienste, wie beispielsweise das Eisbrechen, eine weitere Verwendung finden. Mit der Indienststellung der »Blexen« ist beim WSA Bremerhaven, bis auf den noch in diesem Jahr von der Fassmer-Werft zu liefernden Tonnenleger, die umfangreiche Flottensanierung zunächst abgeschlossen.

Anmerkung der Redaktion: Eine ausführliche Schiffsbeschreibung folgt in einer der nächsten Ausgaben.


Christian Eckardt