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Seit Ende 2011 sind die Niederlande für das gesamte Ersatzteilprogramm von Wärtsilä der Mittelpunkt der Service-Welt

Am 7. November 2011, einen Tag vor demBeginn der Europort in Rotterdam, erfolgte in Kampen in den Niederlanden die Eröffnung[ds_preview] des neuen weltweiten Logistikzentrums von Wärtsilä, kurz: des WGLS (Wärtsilä Global Logistics Services). Mit einem finanziellen Aufwand von rund 700 Mio. € entstand ein Teilezentrum, über das künftig alle Aufträge für Ersatzteile laufen sollen, selbst für die ältesten noch im Einsatz befindlichen Motoren. Im Gegenzug hat Wärtsilä die bislang in acht Ersatzteillagern an verschiedenen Standorten vor­handenen Teile im Laufe des vergangenen Jahres nach Kampen verlagert und die Lager an den bisherigen Standorten geschlossen.

Rund 40 % des Motorengeschäftes von Wärtsilä entfielen 2010 auf den Kundendienst im weitesten Sinne, wobei die Tendenz steigend ist. Die Gründe dafür lassen sich noch nicht endgültig ausmachen. Doch die Ergebnisse aus Motorenverkäufen sind sowohl im maritimen wie im stationären Bereich rückläufig. Auf den reinen Ersatzteildienst entfallen mehr als die Hälfte des Service-Geschäftes, mithin rund 20 % des Konzernumsatzes. An den Zulieferungen von Ersatzteilen sind nach Angaben des Unternehmens rund 3.500 Firmen beteiligt, die bislang die Teile an die Lager lieferten. Wie eine Analyse rasch ergab, finden die meisten Bewegungen mit Teilen, sei es vom Hersteller zum Lager oder vom Lager zum Kunden, in Europa statt. Die weiteren Schritte der Analyse zeigten, dass eine Zentralisierung weniger Bewegungen bringt und vor allem, wo das »Gravitationszentrum« aller Bewegungen liegt: Die optimale Region für einen wirtschaftlichen und in letzter Konsequenz dadurch auch umweltfreundlichen weltweiten Teiledienst liegt für Wärtsilä in den Niederlanden.

Danach lauteten die Zielvorgaben: Verbesserung des Teiledienstes vor dem Hintergrund steigender Ansprüche der Kunden und Verbesserung der Flexibilität. Der Teiledienst soll in kürzester Zeit von Kampen aus nach dem Modell »24/7«, 24 Stunden Bereitschaft an sieben Wochentagen – früher nannte man das »rund um die Uhr« –, organisiert werden, mit der Zentrale in Europa und Umschlagplätzen an strategischen Orten in Asien und Amerika.

Lebensdauer-Serviceleistungen

Wärtsilä hat sich in diesem Zusammenhang die Aufgabe gestellt, mit den Kunden »Lebensdauer-Serviceleistungen« zu entwickeln. Die daraus entstehenden Dienstleistungen dürften dann an der Spitze des Angebotes von Wartungsverträgen stehen. Das Unternehmen möchte auf jeden Fall der wertvollste Partner für seine Kunden werden, mit dem Ziel höchster Kundenzufriedenheit. Sie sollen das Unternehmen als zuverlässigen und kompetenten Partner se­hen, mit dem alle Vorgänge im Servicebereich problemlos abgewickelt werden können. Wesentliche Voraussetzungen hierfür sind:

• hohe Verfügbarkeit der Teile,

• effektive und transparente Abläufe,

• globaler Auftritt und Bereitschaft rund um die Uhr.

Auftragsabwicklung, Materialwirtschaft, Lagerverwaltung und Versandorganisation dafür erfolgen selbstverständlich nach den neuesten logistischen Gesichtspunkten.

Wärtsilä hat sich mit dem WGLS in Kampen anspruchsvolle Ziele gesetzt, die, ausgehend von der gegenwärtigen Situation, in zwei Stufen bis Ende 2013 bzw. 2015 erreicht werden sollen. Schließlich sollen auch Teile über das WGLS geliefert werden, die nicht zu Wärtsilä-Produkten gehören. Darüber hinaus will man bei neuen Akquisitionen sicherstellen, dass der davon betroffene Teiledienst innerhalb kürzester Zeit in Kampen integriert werden kann. Letztlich gehört dann auch die Logistik für aufbereitete Teile dazu.

Das neue zentrale Teilelager für die Komponenten aller Wärtsilä-Motoren hat eine Lagerfläche von 37.000 m2 einschließlich Lagerflächen auf dem Boden und wird überwiegend mit Hilfe eines automatischen Zugriffs- und Beladesystems geführt. Anfang 2011 begannen bereits die Verlagerungen von Teilen und erreichten im September 2011 die Marke von 80 %. Nach Plan sollten die restlichen Teile bis Ende 2011 in Kampen verfügbar sein.

Welche Bedeutung das weltweite Teilegeschäft für Wärtsilä hat, wird deutlich, wenn man in die Betrachtung auch das Geschäft mit den Lizenznehmern des Unternehmens einbezieht. Auf dem Viertaktmotorensektor hat Wärtsilä im Gegensatz zu MAN Diesel & Turbo keine Lizenznehmer. Bei den Zweitaktmotoren sind es insgesamt 18, drei davon in Europa, einer in Südamerika und 14 in Asien (China: 8, Japan: 3, Südkorea: 2, Vietnam: 1). Den weltweiten Kundendienst für alle von den Lizenznehmern hergestellten Motoren führt die Schweizer Niederlassung über das Wärtsilä-Service-Netzwerk durch. Die Lizenznehmer selbst liefern lediglich die Ersatzteile für die von ihnen hergestellten Motoren zu.