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Abeking & Rasmussen liefert das zweite einer Serie von fünf SWATH-Patrouillenbooten an die lettische Marine ab.

Bei dem Patrouillenboot »C sis« für die lettische Marine handelt es sich um die zweite Einheit nach der Ende April 2011[ds_preview] in Dienst gestellten »Skrunda«. Die Schiffsnamen gehen auf lettische Ortsnamen zurück. Die Kleinstadt C sis wurde durch den Beitritt zur Hanse im 14. Jahrhundert bekannt.

Der Auftrag für fünf Schiffe wurde Abeking & Rasmussen (A&R) im September 2008 erteilt. Bau und Ablieferung erfolgen in Kooperation mit Riga Shipyard. Für diese deutsch-lettische Kooperation wurde eine Lizenz vergeben. Riga Shipyard erstellt damit zwei Boote, während A&R drei Boote baut. Produktgleichheit gewährleistet das Lemwerder Unternehmen durch die Einführung eines Änderungsdienstes.

Einsatz bei schlechter Witterung

Die außergewöhnlichen Seegangseigenschaften der SWATH-Schiffe waren ausschlaggebend für die Entscheidung der lettischen Marine. Die Schiffsbewegungen werden drastisch reduziert. Sie sind vergleichbar mit einem konventionellen Monohull-Schiff von drei- bis vierfacher Größe. Bis zu acht Crewmitglieder können auch bei schlechten Witterungsverhältnissen für eine Woche ihren Dienst auf hoher See verrichten. Der Haupteinsatzbereich liegt in der Überwachung und Kontrolle der Hoheitsgewässer und der ausschließlichen Wirtschaftzone (AWZ) sowie in der Teilnahme an internationalen Einsätzen. Da das Fendersystem der SWATH-Lotsenboote auch bei den neuen Patrouillenbooten verwendet wurde, sind diese für alle Arten von Boarding-Einsätzen prädestiniert.

Diese weltweit ersten Patrouillenboote in SWATH-Bauweise wurden nach den Vorschriften des Germanischen Lloyd entworfen und konstruiert. Die Schiffe tragen das Klassezeichen GL + 100 A5 HSDE OC3, Patrol Boat, + MC Aut.

Gleich und doch nicht gleich

Die Schiffe sind 25,71 m lang, haben eine Breite von 13 m und einen Tiefgang von 2,70 m. Das Design wurde von den in mehr als zehnjährigem Einsatz bewährten SWATH-Lotsentendern übernommen. Im Gegensatz zu dem Basisentwurf der Lotsentender, die jeweils einen dieselelektrischen Antrieb haben, sind die Patrouillenschiffe allerdings reine dieselmechanische Schiffe. Weiterhin befindet sich das komplette Antriebssystem in den Auftriebskörpern statt im Aufbau.

Der dadurch frei gewordene Raum im Aufbau steht für die Unterbringung von acht Besatzungsmitgliedern in Zwei-Mann-Kammern zur Verfügung. Die beiden Antriebsanlagen bestehen aus je einem MAN-Viertakt-Dieselmotor vom Typ D 2842 mit 809 kW bei 2.100 U/min, je einem Servogear-Untersetzungsgetriebe und je einer Servogear-Verstellpropelleranlage. Damit erreichen die Schiffe eine Geschwindigkeit von rund 20 kn.

Zwei Hansa-Bordaggregate mit Volvo-Penta-Dieselmotoren vom Typ D5A-B-TA ­leisten jeweils 92 kW bei 1.500 U/min. Bei Hansa-Aggregatebau wurden die GenSets auf Parallellauf getestet.

Für die Besatzung bedeutet die niedrige Geräuschemission von unter 65 dB(A) ein besonderes Maß an Komfort.

Falls notwendig, können weitere Spezialkräfte in der geräumigen Messe untergebracht werden. Auf der Rundumsicht-Brücke befindet sich auf der Steuerbordseite der Arbeitsplatz des Navigators bzw. Steuermanns. Das Steuerpult zur Überwachung der Maschinenanlage in der Mitte ermöglicht die Bedienung aller technischen Systeme des Schiffes. Die umfangreichen nautischen Einrichtungen sowie die gesamte Bordelektrik wurden von IS Interschalt installiert.

Flexible Verwendung

Mit einer Reichweite von rund 1.000 sm sind die Schiffe auch für Einsätze weit vor der Küste geeignet. Für Flachwassereinsätze kann das kleine RIB-Boot – Rigid (Hull) Inflatable Boat – mittels Kran achtern zu Wasser gelassen werden. Für den Fall, dass eine über Bord gefallene Person gerettet werden muss, kann dies schnell und einfach mit Hilfe eines hydraulischen Lifts an der Steuerbordseite geschehen. Gerade wegen der sehr kalten östlichen Ostsee ist eine schnelle Bergung überlebenswichtig. Häufig ist es sogar unerlässlich, die verunglückten Personen aufgrund starker Unterkühlung in horizontaler Lagerung an Bord zu nehmen. Das ist mit dem Bergelift, der sich auch sehr gut für Tauchereinsätze eignet, problemlos möglich.

Eine hervorstechende Lösung ist die Möglichkeit zur Aufnahme von containerisierten Missionsmodulen im Vorschiffsbereich zwischen den Rümpfen. Diese autarken Module haben die Abmessung eines 20 Fuß großen ISO-Containers, erlauben eine Zuladung von 6 t und sind zur Aufnahme von Systemen und Geräten für spezielle Aufgaben bestimmt. Weitere Module für Umweltschutz-, Tauch-, Minensuch- oder hydrografische Vermessungseinsätze können problemlos und schnell ausgetauscht werden.

Zwischenzeitlich hat die »Skrunda« rund 1.500 Stunden Diensteinsatz ohne Probleme absolviert. »Die lettische Marine ist vollauf zufrieden mit Qualität und Handhabung dieser neuartigen Boote«, sagt Thomas Haake, Head of Naval Projects, bei A&R.

Mit der Ablieferung der »C sis« wird die Erfolgsgeschichte der SWATH-Technologie von A&R fortgesetzt. Es handelt sich hierbei bereits um das 17. Schiff dieser Bauart. Schon seit 1999 sind diese besonderen Wasserfahrzeuge in den Längen 25 m, 40 m, 50 m und 60 m als Lotsenversetz- und Lotsenstationsschiffe, Windpark-Tender sowie als private Motoryacht weltweit im Einsatz.
Peter Pospiech