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Hamburg erreicht in 2011 das stärkste absolute Wachstum im Containerumschlag in der gesamten

nordeuropäischen Hafenrange. Mitte Februar stellte Hafen Hamburg Marketing die Jahreszahlen vor

Nach einem erfolgreichen Jahr 2011 ist der Hamburger Hafen mit insgesamt 9 Mio. TEU wieder der zweitgrößte euro­päische Containerhafen vor[ds_preview] Antwerpen und erreicht ein Plus von 14,2 % (1,12 Mio. TEU). Das Ergebnis liegt allerdings knapp unter zwischenzeitlichen Prognosen, wie etwa des ISL (siehe Tabelle auf S. 144). Dennoch zeigte sich Claudia Roller, Vorstandsvor­sitzende von Hafen Hamburg Marketing (HHM), zufrieden: »Durch das starke absolute Wachstum im Containerumschlag gewinnt Hamburg Marktanteile in der Größenordnung von 1,3 Prozentpunkten gegenüber den Wettbewerbshäfen zurück.«

Im Gesamtumschlag legt der Hafen um 9,1 % zu und kommt auf ein Volumen von 132 Mio. t. Somit wurden über 11 Mio. t mehr umgeschlagen als in 2010. Auf der Importseite ermittelte HHM ein Umschlag­ergebnis von 76,2 Mio t (+8,2 %); der Export verzeichnete mit 56 Mio. t sogar ein Wachstum von 10,3 % im Vergleich zum Vorjahr.Auch 2012 wird ein Zuwachs erwartet, der sich jedoch verlangsamen werde und zum Ende des Jahres zu einem moderaten Plus im Seegüterumschlag führen dürfte, prognostiziert die Hafenmarketinggesellschaft.

Dagegen sei die Entwicklung des Containerumschlags durch die zum Teil noch nicht vollzogenen Veränderungen großer Liniendienste für 2012 aktuell schwer zu kalku­lieren. Der Internationale Währungsfonds IMF rechnet nach einem Anstieg des Welthandels um 6,9 % im Jahr 2011 für dieses Jahr mit einer Verlangsamung des Wachstums auf 3,8 %. Diese Einschätzung bezieht auch ein, dass die Staaten der Eurozone durch die Auswirkungen der Schuldenkrise im Bereich der Realwirtschaft leicht abgebremst werden.

Der in Hamburg starke Stückgutumschlag erreichte 2011 mit 92,6 Mio. t ein Plus von 14,4 %. Im Containerumschlag wurden insgesamt 90,1 Mio. t (+15 %) abgefertigt, davon 4,6 Mio. TEU (+13,8 %) über Importe und 4,4 Mio. TEU (+14,5 %) für den Export. Verantwortlich für den Zuwachs im Containerumschlag sind die Fahrtgebiete des Ostseeraums, Ostasien sowie Nord- und Südamerika: Ihr Anteil am Anstieg des Umschlagvolumens liegt bei rund 82 %. Von und nach Asien wurden im vergangenen Jahr 5,2 Mio. TEU umgeschlagen, 419.000 TEU (+8,8 %) mehr als im Vorjahreszeitraum. Der Umschlag mit den USA stellt indes den größten Anstieg dar: Mit einem Zuwachs von 81,6 % klettern die USA von Rang zwölf auf Rang sechs der wichtigsten Außenhandelspartner des Hamburger Hafens.

Transhipmentverkehr

Mit einem Plus von rund 27 % hat der Transhipmentverkehr per Feeder 2011 überdurchschnittlich stark zugenommen. Russland verzeichnet im Containerumschlag mit Hamburg ein enormes Wachstum von 35,7 % und ist mit  596.000 TEU  inzwischen zweitwichtigster Außenhandelspartner des Hamburger Hafens im Containerverkehr. Mit insgesamt 238.000 TEU weisen auch die Feederverkehre mit polnischen Häfen ein überdurchschnittliches Wachstum von 33,3 % auf.

Insgesamt sind im vergangenen Jahr rund 3,3 Mio. TEU im Transhipmentverkehr in Hamburg abgefertigt worden. 150 Abfahrten pro Woche verbinden Hamburg mit dem gesamten Ostseeraum. Der Nord-Ostsee-Kanal bringt im Verkehr mit dem Ostseeraum für Hamburg und die deutschen Nordseehäfen eine Wegersparnis und damit kürzere Reisezeiten. Dies ist ein wichtiger Standortvorteil im Wettbewerb mit den weiter westlich gelegenen Seehäfen.

Beim konventionellen Stückgut, zu dem im Hamburger Hafen auch RoRo-Güter zählen, gehen für das Jahr 2011 insgesamt 2,5 Mio. t (-3,8 %) in die Umschlagbilanz ein. Ausschlaggebend für den Rückgang ist der Import konventionell verladener Südfrüchte, der sich um 17,8 % auf 497.000 t veränderte. Ein sattes Plus von knapp 26 % (185.000 t) erreichte der Import konventionell verladener Metalle. Auch der Import von Fahrzeugen, die als RoRo-Ladung umgeschlagen werden, ist mit einer Steigerung von 12,3 % (96.000 t) positiv zu erwähnen. Knapp unter Vorjahresniveau blieb der Import von Papier mit 133.000 t (-4 %). Auf der Exportseite ist mit einer Umschlagmenge von 1,4 Mio. t im konventionellen Stückgut ein Zuwachs von 2,5 % zu verzeichnen: Haupt-Exportgüter sind mit 543.000 t (-8 %) vor allem Schwergut- und Projektladung, mit 517.000 t (+9,5 %) Fahrzeuge und mit 281.000 t (+17,1 %) Eisen und Stahl, die an den Spezialterminals umgeschlagen werden. Sowohl der Umschlag von Massengut als auch von Flüssigladung blieb unter dem Vorjahresniveau. Der Umschlag von Greifergut ist mit über 19 Mio. t und einem Anteil von 49 % am gesamten Massengutumschlag im Jahr 2011 das dominierende Segment. Zum Greifergut gehören vor allem der Erz- und Kohleumschlag sowie der Umschlag von Düngemitteln und Schrott. Mit 8,5 Mio. t führt der Erzimport trotz Rückgang von 8,8 % die Statistik in diesem Bereich an. Der Kohleimport verzeichnet mit rund 6 Mio. t ein Plus von 12,6 %. Auf der Exportseite ist der Umschlag von Düngemitteln mit 2,3 Mio. t um 2,7 % gewachsen, der von Schrott mit 943.000 t (-7 %) unter dem Vorjahresergebnis geblieben.

Der Sauggutumschlag erzielte nach zwei starken Jahren ein Ergebnis von 6,2 Mio. t und blieb damit 6 % unter dem Vorjahresniveau. Trotz einer deutlichen Zunahme der Importe von Ölfrüchten von 21 %, die in 2010 eine Umschlagmenge von 3 Mio. t erreichten, konnte der Rückgang beim Export von Sauggut (-24,4 %) nicht aufgefangen werden. Die schwache Getreideernte und dessen geringe Weltmarkttauglichkeit waren Ursache für den Rückgang beim Getreide­export um fast 36 % auf 1,5 Mio. t. Der Umschlag von Flüssigladung blieb mit insgesamt 14 Mio. t im Jahr 2011 nur knapp unter dem Vorjahresergebnis (-1,1 %). Der Rohölimport ist mit 4,1 Mio. t (-6,2 %), unter anderem wegen geringerer Raffinerieproduktion am Standort, rückläufig. Mineralölprodukte erzielten mit insgesamt 4,8 Mio. t ein Plus von 2,1 %. Auf der Exportseite ist mit 3,8 Mio. t (+0,3 %) ein leichtes Plus beim Umschlag von Flüssigladung zu verzeichnen. Vor allem der Export von Biodiesel sorgte mit 1,3 Mio. t für ein Wachstum von 4,2 %.

Anläufe besonders großer Schiffe nehmen zu

»Auf die Abfertigung wachsender Seegüter- und Transportmengen ist Hamburg bereits heute durch umfangreiche Investitionen in den Hafen- und Infrastrukturausbau sowie neue IT-Systeme gut vorbereitet. Wir gehen den eingeschlagenen Weg für einen modernen Hafen konsequent weiter«, betonte Jens Meier, Geschäftsführer der Hafenbehörde HPA, die für die Hafeninfrastruktur in der Hansestadt verantwortlich ist.

Die geplante Anpassung von Unter- und Außenelbe ist vor dem Hintergrund der im Jahr 2011 in Hamburg abgefertigten 894 Großschiffe aus Sicht der Hafenwirtschaft und der internationalen Hafenkunden unbedingt zu realisieren.

Neue Liniendienste

Im Jahr 2011 fuhren ab Hamburg im Durchschnitt mehr als 100 regelmäßig verkehrende Liniendienste, davon insgesamt 17 neue Liniendienste: vier davon nach Fernost, drei nach Nordamerika, zwei nach Westafrika und je einer nach Südamerika und zum indischen Subkontinent. Weitere sechs nahmen ihren Dienst im Fahrtgebiet Ostsee auf. Ein Großteil der weltweiten Seehäfen wurden direkt, die übrigen indirekt (via Umladung) angelaufen.

Für 2012 haben verschiedene Linienreeder neue Zusammenschlüsse und Kooperationen angekündigt. So werden CMA CGM und MSC gemeinsam Liniendienste betreiben, ebenso wie die CHKY-Allianz (Cosco, Hanjin, K-Line, Yang Ming) und Evergreen Line. Auch die Schifffahrtsallianzen Grand Alliance (Hapag-Lloyd, NYK, OOCL) und New World Alliance (APL, MOL, HMM) haben ihre Zusammenarbeit im Rahmen der G6 Alliance auf eine neue Grundlage gestellt.

JadeWeserPort keine Konkurrenz

HHM-Chefin Claudia Roller und HPA-Chef Jens Meier betonten auf Nachfrage, dass sich der Hamburger Hafen nicht in direkter Konkurrenz mit dem JadeWeserPort (JWP) sehe. Die Umschlagzahlen des Container Terminals Altenwerder entsprächen bereits heute den angestrebten Umschlagzahlen des JWP. Die Hinterlandanbindungen in Wilhelmshafen reichten nicht aus, um das Ladungsvolumen, das durch die reinen Kaimauer­kapazitäten und damit die Anzahl gleichzeitig abzufertigender Schiffe zur Verfügung stehe, an- und abzutransportieren. Der JadeWeserPort müsse sich eher in Konkurrenz mit Rotterdam sehen, insbesondere bei Verkehren ins Rheinland, fügte Meier hinzu.

Nichtsdestotrotz wies Dr. Valerie Wilms, Berichterstatterin für maritime Politik von Bündnis 90/

Die Grünen, in einer Mitteilung deutlich auf die Konkurrenzsituation hin: »Die Entwicklung in Wilhelmshaven kann nicht länger ignoriert werden. Hamburg muss sich darauf einstellen, dass Containerschiffe der Größenordnung über 13,5 m Tiefgang in Zukunft vermehrt die neuen Kajen am JadeWeserPort anlaufen. Wilhelmshaven muss daher als Ergänzungshafen zu Hamburg und Bremerhaven für große Schiffe verstanden werden. Denn Wilhelmshaven wird für Schiffe bis zu 17 m Tiefgang tideunabhängig erreichbar sein.«

Binnenschifffahrt im Elbstromgebiet stärken

Um in Hamburg auch die für 2025 prognostizierten Verkehrsmengen abfertigen zu können, ist die Binnenschiffsanbindung ebenfalls ein Thema. Hierzu richtet HHM mit den Handelskammern und dem Elbstromverein Infoveranstaltungen zu den Nutzungsmöglichkeiten im Elbestromgebiet für Verlader und Empfänger aus.