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Mitunter ändern sich Dinge schneller, als man erwartet. Positive Entwicklungen stehen in der Schifffahrt an – und ein rettender Anker wird geworfen.

Nach wie vor leidet die gesamte Schifffahrt an den Folgen eines Bestellbooms, der den Markt mit Schiffen jeglicher Bauart überschwemmt[ds_preview] hat. Die Fracht- und Charterraten sind nach unten gezogen worden und die gesamte Schifffahrt hat im Jahr 2011 erhebliche Verluste erlitten.

In der Containerschifffahrt scheint jedoch das Kriegsbeil eines ruinösen Preiskrieges begraben worden zu sein. Die Frachtraten sind einvernehmlich von den Großen der Branche angehoben worden, obwohl beim derzeitigen Niveau eine Kos­tendeckung durch die Einnahmen kaum erzielt wird. Weitere Schritte zur Anhebung der Frachtraten sind angekündigt worden, so dass es aufwärts gehen sollte. Die Frage ist allerdings: Wann wirkt sich das positiv auf das Charterratenniveau aus, damit in diesem Bereich wieder genügend Geld verdient wird, um den Kapitaldienst für Schiffe leis­ten zu können?

Durch die restriktive Kreditvergabe der Banken erfolgt keine Hilfestellung für die notleidende Schifffahrt. Dies ist umso unverständlicher, als die EZB fast 530 Mrd. € in die europäischen Banken gepumpt hat, um die Geldmärkte zu stabilisieren und eine Kreditklemme zu verhindern. Aber vermutlich wird – wie bereits vor Weihnachten, als in einer ersten Runde 489 Mrd. € an die europäischen Banken vergeben wurden – die Geldspritze auch diesmal nicht in der Realwirtschaft ankommen. Vielmehr ist zu befürchten, dass die Banken mit den Gel­dern aus dem EZB-Tender an ihren eigenen Problemen arbeiten, die Überschuss­li­qui­dität, die nicht benötigt wird, niedrig verzinslich wieder auf den Konten der EZB landet und dort, mit Ausnahme eines minimalen Zinsvorteils, wirkungslos verpufft.

Infolge dieser verfehlten Politik der Banken rollt in der Schifffahrt eine Insolvenz­welle auf uns zu, deren Auswirkungen noch gar nicht absehbar sind. Es scheint das vorrangige Interesse der Geldinstitute zu sein, sich vom Schiffsfinanzierungsgeschäft zu trennen, und zwar ohne Rücksicht auf Verluste.

So stellt sich die Frage, welche Lösungsmöglichkeiten man für diese Situation finden kann. Die Erholung der Schifffahrtsmärkte, die sich ganz zaghaft andeutet, wird für viele Schiffe wahrscheinlich zu spät kommen. Sicherlich gibt es Schiffe, für die eine Rettung kaum sinnvoll erscheint, aber auch genügend andere, für die es tatsächlich nur um einen befristeten Überbrückungszeitraum geht, um die finanziellen Probleme zu überstehen.

Ein rettender Anker

Aber die Schifffahrt wäre nicht die Schifffahrt, wenn sie nicht aus sich selbst heraus immer wieder Ideen entwickelte, um neue Anker und Rettungsboote zu finden, mit denen sie versucht, Krisen zu bewältigen. Eine solche Idee hat die Firma Nor­th­ern Invest entwickelt. Northern Invest berät von der Insolvenz bedrohte Schiffsgesellschaften und stellt Betriebsmittel für zunächst fünf Jahre zur Verfügung. Tilgungen auf diese Betriebsmittel werden innerhalb der Laufzeit nicht verlangt. Die Zinssätze für die zur Verfügung gestellten Gelder betragen zwischen 8 und 9,5 %, je nach Risikoeinschätzung und Güte der Besicherung.

Die Firma wurde von Markus Brückner gegründet, der zuvor langjähriger Geschäftsführer eines Emissionshauses und Leiter einer Vermögensverwaltung war. Aus diesen Tätigkeiten bringt er Kontakte zu Investoren und die Erfahrung in der Schifffahrt in die Gesellschaft ein. Als Partner konnte Jens Brandis, langjähriger Brancheninsider mit Geschäftsführungshinter-

grund in einem Emissionshaus, gewonnen werden.

Die Philosophie hinter dieser Gesellschaft unterscheidet sich erheblich von anderen Konstrukten, die in den vergangenen Monaten der Schifffahrtskrise vielfach entstanden sind. Natürlich ist auch Northern Invest nicht als barmherziger Samariter unterwegs, aber die erwartete Verzinsung bewegt sich in einem annehmbaren Normalbereich, um längerfristig zu helfen und nicht so sehr in der Ausnutzung von Not­situationen.

Neben der Bereitstellung von Betriebsmitteln existiert ein weiterer Ansatz, um Gesellschaften, die in Schieflage geraten sind, zu helfen. Northern Invest bietet schiffsfinanzierenden Banken die Möglichkeit, sich von Krediten zu entlasten, die sie gern aus ihrem Portfolio gelöst hätten. Dabei geht es um Kreditvolumina in einer Größenordnung unterhalb von 5 Mio. €. Diese Kredite werden bei gleichzeitiger Übertragung der Sicherheiten übernommen. Die Schiffsgesellschaft bleibt bestehen und die Altgesellschafter verlieren kein Vermögen.

Bei der technischen Beratung für die Auswahl der Schiffe steht Northern Invest die Reederei NSB aus Buxtehude zur Seite. Mit ihr hat Northern Invest einen professionellen und erfahrenen Partner gefunden, der bis heute ausschließlich als Drittbereederer fungiert und somit nicht den Sachzwängen eines eigenen Portfolios unter­liegt. Aufgrund dieser Marktstellung ist die NSB in der Lage, neutrale Beurteilungen abzugeben, ohne eigene Interessen in den Vordergrund zu stellen.

Northern Invest ist keine Fondskonstruktion, sondern bietet institutionellen Anlegern die Möglichkeit, marktgängige Renditen zu erzielen, ohne übermäßige Risiken einzugehen. In dieser Philosophie liegt die mögliche Stärke und der potenzielle Erfolg des jungen Unternehmens. Zum Gesellschafterkreis gehören unter anderem auch ein Wirtschaftsprüfer und ein Rechtsanwalt, beide mit entsprechendem Schifffahrts-Know-how, sowie ein erfahrener Reedereigeschäftsführer.

Die Absicherung der finanziellen Mittel, die notleidenden Schiffsgesellschaften zur Verfügung gestellt werden sollen, orientiert sich am Schrottwert des Schiffes. Insofern handelt es sich um ein ausgewogenes Chancen-Nutzen-Verhältnis für beide Seiten. Natürlich muss dieses Finanzierungsmodell im Markt erst einmal Fuß fassen. Das ist auch der Grund dafür, dass keine Fondskonstruktion gewählt wurde, sondern im ersten Schritt institutionelle Anleger angesprochen werden sollen.

Gleichwohl könnte man diese Idee auch für einen Fonds umsetzen. Dies ließe sich zum Beispiel mit einem Fonds realisieren, der die Anlegergelder zum Aufkauf von so genannten NPLs (Non-Performing ­Loans) verwendet. Die Grundidee eines solchen Fonds liegt darin, dass mit den Geldern des Fonds Kreditpakete im Bereich Schifffahrt günstig von Kreditinstituten erworben werden. Durch den verbilligten Einkauf der Kreditpakete wird zunächst ein ganz wichtiger Faktor für die Schiffsgesellschaft geschaffen, nämlich der Zeitgewinn. Damit kann eine Verbesserung der Märkte abgewartet werden.

Wenn diese Idee richtig ausgestaltet wird, wäre man in der Lage, einen Fonds mit erheblichem Renditepotenzial zu schaffen. Die Verbesserung der Schifffahrtsmärkte geht – verglichen mit der schlechten Marktsituation, in der das Paket aus der Bank rausgekauft wurde – mit deutlich höheren erzielbaren Schiffspreisen einher. Darin steckt der Sinn einer solchen Investition.

Ich glaube, dem Unternehmen North­ern Invest (www.northern-invest.de) wird ein guter Erfolg beschieden sein und dass es mit zunehmender Erfahrung vielleicht auch den Weg auf die Fondsebene beschreiten wird. Dies ist ein zeitgemäßes Produkt, auf das der Schifffahrtsmarkt schon lange gewartet hat.

Autor:

Michael Rathmann

Anlageberater und Schifffahrtsexperte

www.mira-anlagen.de

Michael Rathmann