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Die HSH Nordbank und die Commerzbank schrauben ihre Abbauziele in der Schiffsfinanzierung noch einmal höher. Am stärksten leiden darunter die Kunden im Inland.

Deutsche Reedereien und Schiffsinvestoren müssen sich auf eine weitere Verknappung des Kreditangebots in ihrem Heimatmarkt einstellen. So haben die beiden[ds_preview] größten deutschen Banken in der Schiffsfinanzierung – die HSH Nordbank und die Commerzbank – weitere Einschnitte angekündigt, nachdem ihre Kreditbücher in den vergangenen Jahren bereits deutlich geschrumpft sind.

Bei der HSH muss der Schiffskreditbestand in der Kernbank nach Vorgaben der EU-Kommis­sion bis 2014 auf 15 Mrd. € abgebaut werden – auf weniger als die Hälfte des Volumens, das die Bank in den Spitzenjahren 2007/08 auf die Bücher genommen hatte. Es ist der einzige von vier Kundenbereichen, in denen die Summe der Aktiva in den kommenden Jahren verringert werden muss. Hingegen sollen die Kapazitäten sowohl im Firmenkundenbereich, im Immobiliensegment sowie im Bereich Energy & Infrastructure im gleichen Zeitraum ausgebaut werden, wie Vorstandschef Paul Lerbinger kürzlich bei der Präsentation der Jahres­bilanz erklärte. Im Laufe des vergangenen Jahres war das Schiffskreditbuch der HSH bereits von 20,8 Mrd. auf 19,4 Mrd. € ab­geschmolzen. Weitere 10 Mrd. € an Schiffsdarlehen befanden sich Ende Dezember 2011 zur Abwicklung in der Abbaubank. Bestimmte Schiffstypen (Kreuzfahrt- und RoRo-Schiffe) werden zukünftig gar nicht mehr finanziert, dazu hat sich die Bank im Rahmen des EU-Beihilfeverfahrens verpflichten müssen. Der Anteil der Containerschiffsfinanzierungen, die mit aktuell 42 % den Löwenanteil des Portfolios ausmachen, soll deutlich reduziert werden. Ferner soll die mittlerweile auf eine Vertriebsmannschaft reduzierte Schifffahrtsabteilung einen deutlich größeren Anteil ihres Geschäfts im Ausland durchführen. »Als Lead Arranger und Konsortialführer nehmen wir eine Spitzenposition ein, die wir auch in unseren Zielmärkten Griechenland, USA und Asien nutzen wollen«, verkündete Lerbinger. »Damit bereiten wir uns auf die zu erwartende Verkleinerung des Schifffahrtsbereichs in Deutschland vor.« Der HSH-Chef ging allerdings nicht näher darauf ein, wie stark die Aktivitäten im Inland zurückgefahren und in einzelnen Auslandsmärkten ausgebaut werden sollen. Derzeit entfallen 44 % des Kundenkredit­volumens im Shipping-Sektor auf Deutschland; Griechenland macht nur 8 %, Amerika 7 % und Asien / Pazifik 9 % aus.

Generell dürfte die Bank bei Kunden im Schifffahrtsbereich künftig deutlich wählerischer sein und diejenigen bevorzugen, die eine Rundum-Betreuung und nicht bloß Schiffshypothekendarlehen in Anspruch nehmen wollen. Ziel sei es, für »Inhaber unternehmerische und private Belange komplett abzudecken«, stellte Lerbinger klar. Die Trennung von den in der Abbaubank (Restructuring Unit) geparkten Schifffahrtskrediten dürfte unterdessen mehr Zeit in Anspruch nehmen, als es der Bank lieb ist. In den kommenden beiden Jahren seien für diesen Teil des Portfolios »aufgrund der Branchenprobleme und der weltwirtschaftlichen Entwicklung vermehrt Restrukturierungen von Kreditengagements« zu erwarten, heißt es im jüngsten Geschäftsbericht. Damit gingen geringere Abbaumöglichkeiten etwa durch Syndizierungen sowie ein eventuell erhöhter Rückstellungsbedarf einher. »Einen zügigen Abbau des Schiffsportfolios erwarten wir erst bei einer nachhaltigen Markterholung«, schreibt die Bank.

Auch die Commerzbank, die ihre Schiffsfinanzierungsaktivitäten in den vergangenen Jahren durch die Integration der Dresdner Bank sowie der Deutschen Schiffsbank erweitert hat, steht mit dem Fuß auf der Bremse. Für das vergangene Jahr weist das Institut einen Rückgang des Schiffsfinanzierungs­volumens (Ship Finance) von 21 auf 18 Mrd. € aus. Der Konzern­bereich sei im zweiten Halbjahr durch die erneute Eintrübung der Schifffahrtsmärkte geprägt gewesen. »Nur sehr selektiv sind wir Neuzusagen eingegangen, was zu einem weiteren Abschmelzen des Portfolios führte«, wird dazu im Geschäftsbericht ausgeführt. 2012 stehe eine »Fortsetzung des Risikoabbaus« bei »sehr begrenztem Neugeschäft« an.

Eine Commerzbank-Sprecherin bestätigte nur, dass der Umfang weiter reduziert werden soll. Konkrete Abbauziele werden nicht ­öffentlich genannt. Seitens der Nord LB – dem wohl drittgrößten deutschen Kreditgeber für die Schifffahrt – lagen bei Redaktionsschluss noch keine Zahlen für 2011 vor. Die Summe der Kredite und Kreditzusagen in der Sparte belaufen sich aktuell angeblich auf rund 18 Mrd. €, wovon ca. 6,5 Mrd. € auf die Tochtergesellschaft Bremer Landesbank entfallen. Vor einigen Jahren hatte man noch bei rund 20 Mrd. € gelegen. »Der Peak ist überschritten«, heißt es im Umfeld der Nord LB. »Auch wenn man zwei Jahre nach vorne schaut, geht der Trend eher in Richtung Süden.«
Michael Hollmann