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Festkolloquium anlässlich Otto Grims 100. Geburtstag erinnerte an die vielfältigen Spuren seines Schaffens

Am 22. Dezember 2011 wäre der 1994 verstorbene ehemalige Direktor der Hamburgischen Schiffbau-Versuchsanstalt (HSVA), Prof. Dr.-Ing. Dr.-Ing[ds_preview]. h. c. Otto Grim, 100 Jahre alt geworden. Zu diesem Anlass organisierten ehemalige Kollegen unter der Leitung von Prof. Harald Keil am 30. März 2012 ein Festkolloquium an seiner alten Wirkungsstätte, an dem nahezu 100 Gäste, darunter Kinder und Enkel Grims, teilnahmen.

Es wurde deutlich, auf wie vielen Gebieten der in Niederösterreich geborene und in Wien studierte Ingenieur bahnbrechende praktische Lösungen fand, die auch heute noch von Bedeutung sind. Dabei sind etliche seiner einfachen und eleganten Lösungsansätze, die manche analytische Berechnung in der Zeit des ­Rechenschiebers erst ermöglichten, in der angelsächsischen Welt kaum bekannt, da Grim zeitlebens nur in deutscher Sprache veröffentlichte.

Prof. Eike Lehmann erinnerte an die frühe Tätigkeit Grims als U-Boot-Konstrukteur, wo er Lösungen für komplexe Probleme der Schalentheorie fand. Auch nach seinem Eintritt in die HSVA im Jahre 1950 arbeitete Grim zunächst an Problemen der Festigkeit, u. a. der Belastungen von Schiffskörpern im Seegang (z.B. Rissbildung in Lukenecken von Containerschiffen). Prof. Heinrich Söding erinnerte daran, dass die starke Stellung des Germanischen Lloyd bei der Klassifizierung von Containerschiffen wesentlich auf den von Grim geschaffenen, damals einmaligen Berechnungsmethoden basiert. Prof. Bettar Ould el Moctar prä­sentierte anhand eines aktuellen EU-Forschungsvorhabens über die Ableitung dy­namischer Belas­tungen von Schiffen im Seegang aus RANSE-Lösungen die heute durch die Computerleistung mögliche Welt der numerischen und statistischen Methoden. Zur Vermeidung von propellererregten Schwingungen hatte Grim einst die elas­tische Lagerung mittels einer frei tragenden Schwanzwelle (»Grim‘sche Welle«) erdacht, die, an einigen Schiffen erfolgreich erprobt, noch heute eine interessante Alternative wäre, besonders für Zweischraubenschiffe.Prof. Stefan Krüger würdigte im Zusammenhang mit der Kentersicherheit Grims bereits das in den 1950er Jahren vorgeschlagene Konzept der »Ersatzwelle«, das damals schon ermöglichte, aufrichtende Hebel für Schiffe in natürlichem Seegang zu berechnen und bis heute der Schlüssel zu Berechnungen in Echtzeit ist. Prof. Andrés Cura Hochbaum erinnerte an Grims Wirken im Bereich Manövrieren, wie den pragmatischen Konstruktionen zur Erzeugung einer mitlaufenden stehenden Welle im Schlepptank zur Untersuchung der Kursstabilität.

Auch mit der Eisforschung hat sich Grim beschäftigt. Seine spektakulärste Innovation war das Leitrad, mit dem in den 1980er Jahren insgesamt 60 Schiffe ausgerüs­tet wurden. Die von vielen Anfangsschwierigkeiten gekennzeichnete Chronik dieser Erfindung zeichneten Dipl.-Ing. Michael vom Baur und Dr.-Ing. Klaus J. Meyne nach, deren aufschlussreicher Beitrag in zwei Teilen in den kommenden Ausgaben der HANSA veröffentlicht wird.
CE/nis