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Auf dem 4. See-Hafen-Kongress in Hamburg ging es um die Perspektiven der norddeutschen Küstenregion

Insgesamt rund 100 Teilnehmer aus Hafenwirtschaft, Logistik-, Pharma-, und Chemiebranche diskutierten Ende April auf dem See-Hafen-Kongress in Hamburg[ds_preview] u. a. über die Entwicklungsperspektiven der Küstenregion und Maßnahmen für eine effiziente Hinterlandanbindung. Gemeinsam handeln, um angesichts steigender Ladungsmengen zukunftsfähig zu sein, lautete der einhellige Tenor. »Das Wort Konkurrenz muss durch Kooperation ersetzt werden«, sagte Hamburgs Wirtschaftssenator Frank Horch in Bezug auf die norddeutschen Küstenländer, die er in seiner Eröffnungsrede zu mehr Geschlossenheit aufrief. Es gehe jetzt darum, die bestehende Zusammenarbeit der Seehäfen an der Unterelbe weiter voranzutreiben und länderübergreifend zu denken, vor allem bei großen Infrastrukturprojekten, um das Wachstum im Seegüterverkehr bewältigen zu können und international wettbewerbsfähig zu bleiben.

»Es bedarf großer Anstrengungen, um weiteres Wachstum bewältigen zu können«, betonte Claus Brandt, Leiter des Maritimen Kompetenzzentrums bei PricewaterhouseCoopers. Ansiedlungsmöglichkeiten für die Industrie müssten im Hafen geschaffen werden, die Fahrrinne der Elbe angepasst, Terminalkapazitäten und Umschlagflächen ausgebaut und wichtige Infrastrukturprojekte, wie die Y-Trasse, die Hafenquerspange und der Neubau der Köhlbrandbrücke, vorangetrieben werden. »Ich kann nur dringend empfehlen, dass bald Entscheidungen getroffen werden, damit die erforderlichen Infrastrukturmaßnahmen zeitnah in die Wege geleitet werden können«, so Brandt.

Welche Rahmenbedingungen zur Standortsicherung der norddeutschen Häfen verbessert werden müssen, war Thema in allen Gesprächsrunden. So ging es unter anderem um die Küstenregion als Wirtschaftsraum. Frank Schnabel, Geschäftsführer von Brunsbüttel Ports und Sprecher der Hafenkooperation Offshore-Häfen Nordsee SH, sagte: »Die Küste erlebt eine Renaissance. Sie gewinnt an Attraktivität, vor allem bei den Industrieunternehmen des verarbeitenden Gewerbes mit großer Im- und Exportabhängigkeit.« Ursache seien die steigenden Transportkosten auf der Straße, während der Seetransport günstiger werde. Die Seehäfen Hamburg, Stade, Glücksstadt, Brunsbüttel und Cuxhaven kooperieren bereits bei Themen wie Flächenmanagement und Marketing, um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu stärken.

Eine große Herausforderung für die Häfen ist dabei die Windenergie. 10.000 Offshore-Windanlagen sollen in den nächsten Jahren in 82 Windparks in der deutschen Nordsee entstehen. »Es geht darum, die Milliarden-Investitionen, die in die Kraftwerke fließen, aufzuteilen. Dafür müssen sich die deutschen Häfen jetzt fit machen und eng zusammenarbeiten, um gegen die Konkurrenz aus dem europäischen Ausland, wie zum Beispiel aus Esbjerg, zu bestehen«, mahnte Norbert Giese, Vice President Offshore Development von Repower Systems.

Den Bedürfnissen der Chemiebranche widmete sich eine weitere Themenrunde. Von den 132 Mio. t Seegüterumschlag in Hamburg entfallen rund 24 % auf chemi­sche Erzeugnisse und Gefahrgut. »Hamburg ist aufgrund seiner exzellenten Anbindung an die Staaten des Ostseeraums ein interessanter Standort für die Chemiebranche, aber es fehlen Abfüllanlagen, Läger und Silos«, kritisierte Thomas Drobisch, Leiter Logistik und Kundenservice der Krahn Chemie. Dabei könne die Ansiedlung von Chemiebetrieben Arbeits­plätze schaffen und den Wirtschaftsstandort Hamburg weiter stärken. Ein Engpass wird bei steigendem Seegüterverkehr auf die Hinterlandanbindung der Seehäfen zukommen. »Die Verlader wünschen sich von der maritimen Supply Chain einen zuverlässigen und günstigen Transport, am liebsten ein All-Inclusive-Paket«, sagte Rüdiger Grigoleit, Vorsitzender des Deutschen Seeverladerkomitees im Bundesverband der Deutschen Industrie. Aktuell funktioniere die Vernetzung selten über alle Verkehrsträger, es kämen Verzögerungsmeldungen und die Informationen er­reichten nicht alle Beteiligten der Supply Chain. „Das Volumenwachstum kann nur funktionieren, wenn der Verkehr auf der Landseite auch klappt.«

In einem Punkt waren sich alle Teilneh­mer einig: Sie wünschten sich eine ganzheit­liche, bundesdeutsche Hafenpolitik.