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Wegen der Baumängel an der Kaimauer verspätet sich die Eröffnung des JadeWeserPort voraussichtlich um rund acht Wochen. Der Probebetrieb durch Eurogate soll nun Anfang August beginnen. Weitere vier Containerbrücken wurden kürzlich geliefert

Nun ist eingetreten, was seit längerem zu befürchten war: Der JadeWeserPort soll erst Ende September 2012 in Betrieb gehen. Dies[ds_preview] ist das Ergebnis eines Anfang Juni anberaumten Krisentreffens der beteiligten Projektpartner.

Die Zahl der Risse in der Spundwand hatte sich zuvor auf über 200 erhöht. Zwar hat die Arge, das Bauunternehmen Bunte, die Instandsetzung von 1.000 m Kaje bis Ende Juli zugesagt, der seeseitige Probebetrieb durch die zukünftige Betreibergesellschaft Eurogate kann damit jedoch erst Anfang August starten. Eigentlich sollte der Probebetrieb mit der Übergabe von 1.000 m Kaimauer bereits Anfang Mai beginnen. Man habe sich schon auf 450 m beschränken wollen, um die Sanierungsarbeiten nicht zu behindern, hatte Eurogate Mitte Mai erklärt, tatsächlich stünden aber nur 350 m zur Verfügung.

Ende März hatten Jörg Bode, niedersächsischer Wirtschaftsminister und Aufsichtsratschef der JadeWeserPort Realisierungsgesellschaft (Rege), sowie der Bremer Staatsrat Heiner Heseler mitgeteilt, dass die Schäden mit einer 650 m langen Betonmauer repariert werden, die vor den am stärks­ten betroffenen Bereich gegossen werden soll. Nach Informationen des Rundfunksenders NDR 1 Niedersachsen hat eine Firma aus Jeddeloh den Auftrag dazu bekommen. Zuerst müssen hierbei Betonfertigteile auf den Meeresboden gesetzt werden, um zwischen diese Platten und die Spundwand Wasserbeton zu gießen. Die Reparatur soll rund 50 Mio. € kosten.

Frachtschiff musste warten

Bereits Mitte Mai hatte es eine weitere Panne beim Bau des Tiefwasserhafens gegeben. Das Frachtschiff »Zhen Hua 24« hatte weitere vier Containerbrücken geladen, die – wie zuvor lange ge­plant – angelandet werden sollten. Vorbereitet hatte dies Eurogate, jedoch wollte der Versicherer Allianz für die betreffende Anlegestelle die Standfestigkeit nicht garantieren. Ein »Kommunikationsproblem bei der Allianz«, wie Bode in der NDR-Sendung »Hallo Niedersachsen« mitteilte. Die Rege wie auch Eurogate seien davon ausgegangen, dass die Probleme mit der Versicherung gelöst gewesen wären. Die Alternative, die Brücken neben die ersten vier Einheiten, die im März angelandet wurden, zu stellen, stand auch nicht zur Debatte, da hier Baugeräte die Kaje blockierten. Der Bitte von Eurogate, den Abschnitt frei zu machen, sei die Rege jedoch nicht nachgekommen: »Bis jetzt ist nichts passiert und zurzeit erreichen wir auch niemanden von der Rege«, hatte Eurogate-Gruppengeschäftsführer Emanuel Schiffer im Gespräch mit dem NDR vor Ort festgestellt. Tatsächlich war wohl aufgrund des Brückentages am 18. Mai das Büro der Rege nicht besetzt. Nachdem die Baufirmen trotz laufender Sanierung eine Garantie für die Standfestigkeit abgegeben hatten, konnte die »Zhen Hua 24« nach einem Tag auf Reede fest­machen und zwei Tage später bei Hochwasser die erste Brücke abladen.

Unterdessen konnte immerhin der zweiwöchige Testbetrieb auf den Gleisanla­gen erfolgreich beendet werden. Bei einer Vollauslas­tung des neuen Hafens wird mit mindes­tens 2,7 Mio TEU Ladung pro Jahr gerechnet, wovon ca. 20 %, also mehr als 500.000 TEU, nach aktuellen Schätzungen über die Schienenwege abtransportiert bzw. angeliefert werden. Die von der Firma dbh Logis­tics IT entwickelte Anwendung »HASY« ermög­licht Eisenbahnunternehmen, den Anmeldestatus ihrer Züge, die automatisiert anzumelden sind, zu verfolgen. Hierfür wird die internetbasierte Plattform »Codis« genutzt. Die Gleisanlagen bestehen aus einer 4 km langen Zuführungsstrecke, einer 16-gleisigen Vorstellgruppe und einer sechsgleisigen Umschlaganlage für kombinierten Verkehr. Die Netzbetriebsführung der Hafenbahn JadeWeserPort obliegt der landeseigenen Gesellschaft Niedersachsen Ports.