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Die Cuxhavener Mützelfeldtwerft fertigte bis vor wenigen Jahren noch Neubauten. Seit der Übernahme durch drei Investoren Anfang Februar 2011 legt das Unternehmen den Fokus vermehrt auf Service und Reparaturen.

Die traditionsreiche Mützelfeldtwerft in Cuxhaven ist bereits 1895 durch Franz Mützelfeldt gegründet worden und hat daher eine lange Geschichte in[ds_preview] der Stadt an der Elb­mündung. Noch in den 1980er und 1990er Jahren liefen dort Trawler-Neubauten vom Stapel. Später speziali­sierte sich das Unternehmen auf den Bau von Hochseeschleppern. Zuletzt wurden elf leistungsstarke Schlepper unterschiedlicher Größe für die Reederei Harms gebaut, von denen der Letzte im Jahr 2009 in Dienst gestellt worden ist.

Seit Februar 2011 indes hat sich das Tätigkeits­feld des Unternehmens deutlich verschoben. Dann nämlich übernahmen die drei Investoren Felix von Waldow, Hans Repsold und Dr. Rolf Steffens die Tradi­tionswerft. Seither liegt der Fokus nicht mehr auf Neubauten, sondern auf Service und Reparaturarbeiten.

Faktoren für die Übernahme

Als gelernter Kaufmann, der vorher sieben Jahre lang in der Unternehmensberatung tätig war, wollte Felix von Waldow selbst ein mittelständisches Unternehmen übernehmen, weil dort die Entscheidungswege vergleichsweise kurz sind. »Eine Werft in Zeiten der Krise zu übernehmen war sicher nicht ganz ohne Risiko«, räumt von Waldow ein. Dennoch war er von dem Projekt überzeugt, weshalb er sich schließlich zur Übernahme entschied. Während von Waldow nun die alleinige Geschäftsführung inne hat, sind Steffens und Repsold zwar am Unternehmen beteiligt, nicht aber im operativen Geschäft tätig. Für die Mützelfeldwerft sprachen aus Sicht der Investoren drei Faktoren: Von Waldow und seine Mitstreiter trafen auf ein eingespieltes Team, das sich zwar früher hauptsächlich mit Neubauten beschäftigt hatte, aber auch den Bereich Service und Reparatur beherrscht. Zweitens hat Cuxhaven eine güns­tige geografische Lage, denn viele Schiffe kommen dort vorbei, wenn sie beispielsweise durch den Nord-Ostsee-Kanal fahren. Die Werft ist gut zu erreichen und die Schiffe müssen keine Schleusen passieren, weshalb für den Reeder in Cuxhaven keine zusätzlichen Kosten entstehen. Auch auf der Landseite ist der Standort gut erschlossen. So befindet sich die Autobahn A 27 in nur 2 km Entfernung und ein Gleisanschluss steht ebenfalls zur Verfügung, weshalb die Werft von den verschiedenen Zulieferern, die hauptsächlich aus Bremerhaven und Bremen kommen, gut erreichbar ist. Als dritten Faktor für die Übernahme nennt Unternehmer von Waldow das Geschäftsfeld Service und Reparatur. Das sei relativ stabil, da in hiesigen Gewässern verkehrende Schiffe, um beispielsweise Konservierungsarbeiten durchzuführen, nicht extra nach Asien oder Polen fahren. Insbesondere Polen war vor wenigen Jahren noch ein echter Mitbewerber, da dort der Service sehr günstig angeboten wurde. Mittlerweile sind aber auch in Polen die Löhne und die sogenannten »weichen Kosten« gestiegen, so dass die Reise dorthin angesichts der geringen Ko­s­tenersparnis bei Dockungen für die Reeder kaum mehr lohnt.

Schnelle Etablierung am Markt

Das inzwischen angebotene Spektrum der Mützelfeldtwerft ist vielseitig: Klasse­erneuerung, Farbkonservierungsarbeiten, Schiffsverlängerungen und -verbreiterungen, Einbau von Ballastwassersystemen und Bugstrahlanlagen, Rohrlegearbeiten, Schiffselektronik und Brennstofftechnik sind nur ein kleiner Auszug der angebotenen Leistungen. Wenn die Arbeiten mit dem vorhandenen Personal nicht bewältigt werden können, werden zusätzliche Arbeiter hinzugeholt, beziehungsweise der Reeder äußert den Wunsch, mit welchem Partner zusammengearbeitet werden soll. Einen engen Austausch, vor allem in punkto technisches Gerät, gibt es mit der Cuxhavener Firma Empting. Anfangs bekam die Werft zunächst kleinere Aufträge, etwa Konservierungs- oder kleinere Stahlarbeiten an Schiffen. Die Neuausrichtung sprach sich jedoch schnell an der Küste herum, sodass sich in kurzer Zeit Geschäftsverbindungen zu Reedereien wie Otto Wulf, Frank Dahl oder DFDS entstanden. Einen bedeutenden Auftrag bekam die Werft, als sie die öffentliche Ausschreibung zur Jahres­inspektion des Gewässerschutzschiffes »Scharhörn« gewann. Bei allen Aufträgen steht das Thema Vertrauen für von Waldow und sein Team im Vordergrund. »Kostenbudgets und Zeitpläne, die mit dem Reeder besprochen wurden, müssen eingehalten werden. Daran wird man gemessen«, so der Geschäftsführer. »Die Arbeiten auf der Werft müssen schnell gehen, denn in der Regel befindet sich das Schiff in Fahrt und durch die Zeit, in der es im Dock oder an der Ausrüstungspier liegt, verliert der Reeder Geld«, ergänzt er. Ganz abgeneigt ist er dem Thema Neubauten im Übrigen nicht, aber das Projekt und der Reeder müssten passen und das Haupt­geschäftsfeld Service und Reparatur dürfe nicht darunter leiden.

Abbau von Arbeitsplätzen wegen Spezialisierung

Im Zuge der Spezialisierung reduzierte die Werft die Belegschaft. Gegenwärtig sind etwa 50 Mitarbeiter auf der Werft beschäftigt – 78 waren es noch zu Zeiten, als vornehmlich Neubauten gefertigt wurden. Die Förderung des Nachwuchses ist von Waldow sehr wichtig. Im Moment gibt es in seinem Unternehmen sechs Auszubildende, zwei haben seit kurzem ausgelernt und wurden übernommen. »Es ist wichtig, die Altersstruktur durchzumischen«, betont er. Die Lehrberufe auf der Mützelfeldtwerft sind Konstruktions- und Industriemechaniker sowie Bürokaufmann.

Verschärfte Umweltregularien erfordern Umrüstung

Derzeit rückt vor allem das Thema Ballastwasser in den Fokus. Eine Ratifizierung im Rahmen der IMO gibt es dazu zwar noch nicht, eine mehrheitliche Zustimmung dürfte aber bald kommen. Nach derzeitigem Stand müssen ab 2016 alle in Fahrt befindlichen Schiffe über eine Anlage zur Ballastwasserreinigung verfügen. Auf dem Markt gibt es bereits verschiedene Verfahren und Anlagen. »Je nach Schiffstyp überlegen wir zusammen mit dem Reeder, welche Lösungen für ihn in Frage kommen und wie der Einbau erfolgen soll«, berichtet Mathias Howoldt, der Projektmanager mit Schwerpunkt Schiffbau. Darüber hinaus wird die Nachrüstung von Abgasreinigungssystemen in Zukunft verstärkt eine Rolle spielen. Bislang wurden solche Anlagen auf der Werft aber noch nicht eingebaut. Zwar gab es diesbezüglich die Anfrage eines Herstellers, eine Zusammenarbeit ist jedoch nicht zustande gekommen. Dennoch dürften solche Umrüs­tungen ein künftiger Umsatzträger sein, so von Waldow.

Geschäftsfeld Offshore gewinnt in Cuxhaven an Bedeutung

Cuxhaven wird ein zunehmend wichtiger Standort für die Offshore-Branche. Die geplanten Windparks entstehen gewissermaßen vor den Toren der Hafenstadt, weshalb von Waldow großes Potenzial für diese Sparte sieht. Verschiedene Firmen, die im Offshore-Bereich tätig sind, haben sich bereits in Cuxhaven angesiedelt, weitere werden folgen. Deshalb sieht der Geschäftsführer auch in dieser Branche mögliche neue Kunden, da auch Offshore-Schiffe gewartet und instand gehalten werden müssen. Erste Gespräche mit Unternehmen, die nicht näher genannt wurden, hat es schon gegeben.

Zusätzliches Dock geplant

Nach Angaben von Waldows lief das Geschäft im vergangenen Winter gut, was auch, mit Ausnahme einer kurzen Kälteperiode, auf die verhältnismäßig milden Temperaturen zurückzuführen war. Die Auslastung sei auch sonst zufriedenstellend, so dass in absehbarer Zeit ein zweites Dock benötigt werde. Gegenwärtig können in dem einen nur Schiffe mit einer Länge von etwa 130 m bearbeitet werden. Deshalb gibt es Überlegungen, ein Dock mit etwa 175 m Länge zu kaufen und auf das Werftgelände zu platzieren. Zurzeit laufen Gespräche mit Reedern, ob sie womöglich auch mit größeren Schiffen für Dockungen nach Cuxhaven kommen würden. Der noch jungen Geschichte des Unternehmens als Service und Reparaturwerft würde dadurch ein neues Kapitel hinzugefügt werden.


Thomas Wägener