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Ernst-Russ-Studie zu Zwischendeckern/Mehrzweckschiffen sieht Polarisierung bei

kleinen und sehr großen Schiffstypen

Die Stückgutreedereien rüsten sich durch zunehmende Spezialisierung ihrer Flotten für den härteren Wettbewerb mit Container- und RoRo-Reedereien. Der Trend[ds_preview] geht einerseits zu kleineren Schiffen mit Schwergutgeschirr und andererseits zu ganz großen Zwischendeckern, während die mittleren Größensegmente eher schrumpfen. Diese nur scheinbar gegenläufige Entwicklung beleuchtet eine Studie des Befrachtungsmaklers Ernst Russ. Laut dem Report spielt sich das Flottenwachstum vor allem bei den »kleinen« Typen mit Tragkapazitäten von 8.000 bis 14.999 dwt sowie den »sehr großen« Zwischendeckern mit mehr als 25.000 t Ladekapazität ab. Letztere weisen laut Ernst Russ ein Auftragsbuch von 72 Neubauten auf, was einer Neubauquote von 44,7 % entspreche.

Mit der Einführung größerer Schiffe folgen die konventionellen Linienreeder offenbar den Marktzwängen. Angesichts der fortschreitenden Containerisierung bleibt ihnen nichts übrig, als die Transportstückkosten zu senken, um die Abwanderung von Frachtgut wie Stahl, Holz, Kakao oder Getreide in Container zu vermeiden. Allerdings besteht die Gefahr, dass die Reeder den Bogen überspannen und das bestehende Tonnageüberangebot zemen-tieren. Selbst wenn die 27 bereits überalterten Schiffe im Segment über 25.000 dwt verschrottet würden, stelle der aktuelle Zubau eine große Herausforderung dar. »Um diese Tonnage auszulas-

ten, braucht es einen kräftigen globalen Wachstumsschub im seewärtigen Handel, insbesondere zwischen den Schwellen- und Entwicklungsländern«, schreibt Ernst Russ. Wie dürftig die Verdienstaussichten für Zwischendecker über 25.000 dwt sind, zeigt sich in den Zeitcharterraten. Nach einer moderaten Erholung auf 15.764 $ im Jahr 2010 sei die Durchschnittsrate 2011 wieder auf 13.446 $ zurückgefallen. Zu den Glanzzeiten 2007 und 2008 lagen die Tages-erträge bei über 24.000 bzw. 26.000 $. Die Kluft scheint sich dieses Jahr noch einmal vergrößert zu haben. So seien große 32.000-Tonner im März zu Tiefstsätzen von 12.000 $ für Sechsmonatsperioden aus dem Markt gegangen. Bei den kleinen Typen zwischen 8.000 und 14.999 dwt verlief die Entwicklung ähnlich, wenngleich die Ausschläge nicht so extrem waren. Einer Halbierung der Raten auf rund 7.300 $ im Jahr 2009 folgte eine moderate Erholung auf gut 8.700 $ im Jahr 2010 – seither würden sie sich seitwärts bewegen, auf einem für die meisten Neubauten zu niedrigen Niveau.

Anders als bei den großen Multi-purpose-Linern steht bei den kleinen Frachtern mit Schwergut-geschirr die Flexibilität im Mittelpunkt. Sie müssen klein und universell genug sein, um entlegene Häfen ohne ausreichende Infrastruktur anfahren zu können. Was den kleineren Typen langfristig zugutekommen könnte, ist das ausgewogenere Verhältnis von Neubauten zur Bestandsflotte.