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Ein neues Werkzeug hilft Montagefehler bei Kolbenringen und damit verbundene Folgeschäden zuverlässig zu vermeiden, berichtet

Wenn die Mitarbeiter einer englischen Werft vor hundert Jahren sagten, sie seien Schiffbauer und keine Uhrmacher, als sie den ersten[ds_preview] Dieselmotor auf ihrer Werft zum Laufen bringen sollten, so kennzeichnet das ein wenig, welche Präzision schon damals gefordert wurde, um einen großen Motor zuverlässig und nachhaltig in Betrieb nehmen zu können.

Hohe Anforderungen an Wirtschaftlichkeit und Umwelt­schutz verlangen auch heute höchste Präzision von den Bauteilen selbst und größte Sorgfalt bei ihrer Montage. Das gilt nicht nur für die Herstellung der Motoren, sondern auch für ihre Wartung und Reparatur. Ein besonderer Fall ist der Umgang mit Kolbenringen. Immer wieder treten Schäden mit kostspieligen Reparaturen als Folge auf, die sich bei entsprechender Behandlung der Ringe hätten vermeiden lassen.

Zur Erstausstattung der Dieselmotoren namhafter Hersteller gehören in Europa heute Spezialwerkzeuge zur Montage der Kolbenringe, mit denen Fehler, besonders die Überdehnung, zuverlässig vermieden werden. Grundsätzlich sind derartige Werkzeuge seit langem bekannt. Die Probleme liegen nach übereinstimmenden Aussagen von Fachleuten überwiegend bei Motoren und deren Ausstattung aus Fernost, die vielfach mit unzulänglichen Zangen oder Spannern ausgestattet werden, die zu fehlerhafter Montage bei Wartung und Reparaturen führen können.

Spezialist für die Herstellung von Kolbenringzangen und -spannern ist der Gerus Apparatebau in Friedberg (Bayern). Für Viertaktmotoren mit Kolbendurchmessern zwischen 120 und 480 mm stellt das Unternehmen Kolbenringzangen her. Bei größeren Abmessungen der Kolbenringe, über 480 mm hinaus bis zu den größten Zweitaktmotoren mit 980 mm Bohrung, treten so hohe Kräfte auf, dass nicht mehr mit Zangen gearbeitet werden kann. Hierfür stellt Gerus sogenannte Kolbenringspanner her. Abgesehen von der direkten Belieferung eines einzelnen Motorenherstellers hat das Unternehmen keinen eigenen Vertrieb, sondern bedient sich einer Vertriebsgesellschaft mit internationalen Kontakten für die Erstausrüstung der Motorenhersteller und gegebenenfalls ihrer Lizenznehmer.

Soweit es sich um die Ausstattung bereits im Einsatz befindlicher Motoren auf Schiffen und in stationären Anlagen handelt, hat die Firma Gromex den Vertrieb in Deutschland übernommen. Gromex beliefert im Sinne einer Nachrüstung all die Motorenanlagen, die mit ungeeigneten Werkzeugen ausgestattet sind.

Bislang mussten für die unterschied­lichen Ringstöße – gerade, schräg oder überlappend – unterschiedliche Backen in die Zangen und Spanner eingesetzt werden. Mit der neuesten Ausführung, deren Markteinführung gerade begonnen hat, wird für jede Kolbenringgröße nur noch ein Universalspanner benötigt, gleichgültig in welcher Form der Stoß ausgeführt ist. Das gilt auch für den gasdichten Stoß der Großmotoren.

Grundsätzlich werden die Spanner selbst für alle Kolbenringgrößen gleich ausgeführt. Um auf jeden Fall eine Überdehnung der Ringe bei der Montage zu vermeiden, erhalten sie für jede Ringgröße eine entsprechende Begrenzung. So lassen sich die Ringe nicht weiter öffnen, als dies unbedingt nötig ist, um sie über den Kolben streifen zu können. Diese Maßnahme ist so einfach wie wirksam: Die Spindel des Spanners, mit der die Backen, in denen die Ringstöße aufgenommen werden, geöffnet und geschlossen werden, erhalten unterschiedlich lange Begrenzungshülsen, die dann als Anschlag dienen.

Im Werkzeugbestand aller Antriebsanlagen mit entsprechenden Motoren, deren Kolben im Rahmen der Instandhaltung bei empfohlenen Wartungen gezogen und die Kolbenringe gewechselt werden müssen, sollten die neuen Kolbenringspanner verfügbar sein. Gemessen an Kolbenring­brüchen aufgrund von Überdehnung und möglichen Folgeschäden ist der finanzielle Aufwand für die Nachrüstung der Anlagen mit einem einwandfreien Werkzeug gering: Gromex liefert die Zangen und Universalspanner aus Bayern in allen erforderlichen Größen und legt Wert auf die Feststellung, dass mit dem neu entwickelten Kolbenringspanner nur ein Werkzeug mit speziellen Backen benötigt wird, das für alle beim betreffenden Motor vorkommenden Ring­stöße geeignet ist.

Die Beschaffung neuer Werkzeuge gewinnt insofern noch an Bedeutung, als Kolbenringe mit extrem dünnen Beschichtungen zum Einsatz kommen, die bei der Montage nicht beschädigt werden dürfen. Auch für die Montage derartiger Kolbenringe sei das neue Werkzeug bestens geeignet, so die Aussage von Gromex.


Hans-Jürgen Reuß