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Das Familienunternehmen aus dem Emsland, das sich auf Technologie und Service für Motoren und Antriebe spezialisiert hat, feiert ein Dreivierteljahrhundert Bestehen

Zwölf Niederlassungen bzw. Stützpunkte sowie rund 300 Mitarbeiter sind die Bilanz der 75-jährigen Geschichte der Firma August Storm. Das[ds_preview] Familienunternehmen ist heute ein unabhängiger Dienstleister für Verbrennungsmotoren im Bereich von 100 bis 7.000 kW, für stationäre Energiesysteme, Marine, Baumaschinen, Lokomotiven und Sonderfahrzeuge sowie Industrieanlagen. Zudem konzentriert sich der Betrieb auf die Instandhaltung von Moto­ren, sämtlichen Komponenten, Kurbelwellen, Motorblöcken, Grundlagergassen sowie Pumpen und Getrieben.

Von der Gründung bis zum Zweiten Weltkrieg

Im Jahr 1937 gründete der 1903 in Wettringen geborene Autoschlossermeister August Storm in Rheine im Kreis Steinfurt (heute Nordrhein-Westfalen) eine Zylinder- und Kurbelwellenschleiferei, die anfangs nur mit einem kleinen Zylinderbohrwerk, einer Drehbank, einer Honmaschine, einem Hauptlagerbohrwerk und einem Schmelztiegel für die Verflüssigung von Weißmetall ausgerüstet war. Schon bald reichten die Räumlichkeiten nicht mehr aus und Storm, an dessen Seite bereits sechs Mitarbeiter waren, erweiterte den Betrieb und kaufte eine weitere Kurbelwellenschleifbank hinzu. Im Zweiten Weltkrieg wurde Rheine starken Luftangriffen ausgesetzt, sodass Storm seinen Betrieb anfangs nach Neuenkirchen verlegte, bevor er nach Kriegsende wieder einen Betriebsstandort in Rheine fand.

Aufbruchstimmung in den Nachkriegsjahren

Mit der Währungsreform im Jahr 1948 erfuhr das Unternehmen einen kräftigen Aufschwung. Storm förderte die Ausbildung der Jugend und baute so stetig Fachkräfte für den eigenen Betrieb auf. Im Jahr 1954 errichtete er eine neue Halle, die nun auch eine eigene Montageabteilung beheimatete. Dort konnten nicht mehr nur die einzelnen Teile eines Motors mechanisch bearbeitet, sondern auch alle Teile wieder zusammengebaut und der komplette Motor auf Leistung abgebremst werden.

Mit der Anschaffung einer Schleifbank für Kurbelwellen bis zu einer Gesamtlänge von 5 m erweiterte Storm den Geschäftsbereich um die Instandsetzung von Großmotoren. Zeitgleich übernahm er vom Bundesschleppbetrieb erfahrene Motorenschlosser und bildete zusätzliche Fachkräfte aus.

1959 kam es zu einer engen Kooperation mit dem Motorenhersteller Deutz. Dadurch erlangte Storm auch international Bekanntheit. Der Betrieb erfuhr einen weiteren Aufschwung, sodass er 1965 im emsländischen Meppen die erste Zweigniederlassung errichtete. Sie verfügte über einen Einspritzpumpenprüfstand und eine spezielle Abteilung für den Kühlerbau. Im Hauptwerk in Rheine waren die Expansionsmöglichkeiten trotz mehrfachen Aus- und Umbaus jedoch bald ausgeschöpft.

Tiefer Einschnitt

Der Tod des Firmengründers im Jahr 1969 verursachte einen tiefen Einschnitt in die Geschichte des Familienbetriebes. Keiner der beiden Söhne konnte die Leitung des Unternehmens übernehmen, da der ältere Sohn im Krieg gefallen war und sich der jüngere der Medizin verschrieben hatte. So führte Maria Storm, die Witwe des Firmengründers, die Geschäfte weiter.

Schifffahrt und weitere Expansion

Zehn Jahre später übergab Maria Storm den Vorsitz an ihre Schwiegertochter Anita Storm. Die neue Geschäftsführerin stand vor einem schwierigen Ba­­lanceakt: Kontinuität wahren und zugleich Neues wagen.Bereits 1970 war am Dortmund-Ems-Kanal – in der Nähe der Schleuse in Bevergern – eine Halle mit Schiffsanleger gepachtet worden. Seitdem konnten Wartungen und Reparaturen direkt an Bord von Binnenschiffen durchgeführt werden. Die Vernetzung mit der Binnenschifffahrt intensivierte sich, als 1984 die Firma Oskar Schüngel in Duisburg, dem Zentrum der Binnenschifffahrt, übernommen wurde. Der so hinzugewonnene Standort direkt am Hafen verfügte über einen eigenen Schiffsanleger und Hebekran. Einen weiteren Standort mit direktem Zugang auch zur Seeschifffahrt erhielt Storm mit dem Kauf der Kieler Firma Wulf Johannsen im Jahr 1988.

Aus Kapazitätsgründen erfolgte 1982 eine erneute Verlagerung des Hauptbetriebes in das nur wenige Kilometer von Rheine entfernte Spelle (Niedersachsen), wo ein großes Betriebsgelände mit Werkshallen erschlossen werden konnte. Schon vorher und auch danach eröffnete die Firma an mehreren Standorten Zweigniederlassungen, so zum Beispiel in Coesfeld, Emden, Hamburg und in Berlin.

Ab 1997 wurden die Geschäftsbereiche neu organisiert. Darüber hinaus erfolgte der deutschlandweite Aufbau einer dezentralen Servicestruktur. Bernard Storm, der Enkel des Firmengründers, übernahm 2002 die Geschäftsführung. Die darauffolgenden Jahre waren durch Investitionen in neue Firmengebäude geprägt, zu denen auch der Neubau des Werks II in Spelle gehörte. Im November 2009 wurde der 7,5 Mio. € teure Bau eröffnet. Innerhalb eines Jahres entstanden dort eine 6.000 m2 große Werkshalle, ein Logistikzentrum und ein Verwaltungstrakt.

Fünf spezialisierte Servicebereiche

Die Firma besitzt heute fünf Servicecenter – »Ecos«, »Mobis«, »Prodis«, »Iq-Parts« und »Recon« –, die sich auf unterschiedliche Marktsegmente spezialisiert haben. »Ecos« führt Serviceleistungen an sta­tionären Energiesystemen durch, während »Mobis« im Bereich der mobilen Antriebe (Schiffe, Lokomotiven und Sondermaschinen) tätig ist. In der Abteilung »Pro-

dis« findet die Instandsetzung und Fertigung von Maschinen und Motorenkomponenten statt, zudem werden hier eigene Gleitlager hergestellt. Bei »Iq-Parts« geht es im Wesentlichen um die Organisation und den Vertrieb von Ersatzteilen. »Recon« bietet bei der Beschaffung von Motorenteilen Unterstützung an und greift dabei auf einen eigenen Bestand erneuerter und zertifizierter Komponenten zurück.