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Auf einer Fachtagung des Bundeswirtschaftsministeriums Ende Juni ging es vor allem um die Frage, wer den Neustart der Branche finanziert

Nachdem erste großtechnische Pilotversuche bereits 1978 mit der Förderung von mehr als 600 t Manganknollen erfolg­reich waren, steht der[ds_preview] Tiefseebergbau nach langer Flaute vor dem Durchbruch. Gründe dafür sind der durch die Elektronikindustrie ausgelöste stark steigende Bedarf an Metallen wie Kupfer, Chrom, Mangan, Nickel, Lithium oder Molybdän einschließlich der sogenannten seltenen Erden sowie die strategi­sche, von Großerzeugern wie China beherrschte Liefersituation und der massive Preisanstieg für diese Rohstoffe. Letztere werden den Tiefseebergbau trotz aller technischen Herausforderungen schon bald wirtschaftlich machen.

Deutsche Unternehmen wie Aker Wirth, Krupp Fördertechnik, HDW, die Reederei Harren & Partner und die P+S-Werften gehören zu den Pionieren für Fördertechnik und Schiffe für den Meeresbergbau. Allerdings gibt es nach dem Verschwinden von Unternehmen wie Preussag oder der Metallgesellschaft keinen finanzkräftigen deutschen Rohstoffkonzern, der ein Spezialschiff mit der entsprechenden Förder- und Gewinnungsausrüstung für einen Piloteinsatz in Auftrag geben würde, um die Technik zu demonstrieren und endgültig in den Weltmarkt zu bringen. Hierüber sowie über sich anschließende Fragen von Markt, Wirtschaftlichkeit, Technik und Umweltschutz diskutierten am 19. Juni 2012 rund 170 Teilnehmer einer Fachtagung, zu der der Ma­ritime Koordinator der Bundesregierung, Hans-Joachim Otto, im Rahmen des Nationalen Masterplans Maritime Technologien (NMMT) nach Berlin eingeladen hatte. Unter den Gästen befand sich auch der Generalsekretär der Internationalen Meeresbodenbehörde ISA in Jamaika, Nii A. Odunton.

Otto ließ keinen Zweifel daran, dass der Meeresbergbau einer der Schwerpunkte des NMMT ist, da er sowohl für die Rohstoffversorgung von Schlüsselindus­trien wie der Automobilbranche wichtig wird als auch neue Chancen für die deutsche maritime Industrie bietet. Das von vielen Teilnehmern geforderte nationale »Leuchtturm-Projekt« konnte er jedoch nicht in Aussicht stellen, obwohl es nur einen Bruchteil der jährlichen Förderung von Luft- und Raumfahrt kosten würde, wie der ehemalige Wirth-Geschäftsführer und heutige Berater Peter Heinrichs zutreffend feststellte.

Auf großes Interesse stieß der Vortrag von Dr. Dierk Paskert, Geschäftsführer der (vom Bundeswirtschaftsminister angeregten) im März 2012 gegründeten RA Rohstoffallianz GmbH, deren Gesellschafter Firmen aus der metallverarbeitenden und chemischen Industrie sind: von Aurubis über BASF, Bayer und Bosch, Evonik, Georgsmarienhütte und ThyssenKrupp bis hin zu Wacker Chemie. Paskert machte bei der Erläuterung seines Geschäftsmodells sehr klar, dass die Rohstoffallianz in den nächs­ten Jahren wohl nicht als Mehrheitsgeld­geber von Tiefseebergbauprojekten auftreten werde, sondern zunächst mit Landprojekten Management-Know-how und Risikomanagement aufbauen wolle. So ist für die deutschen Techno­logielieferanten der direkte Weg zu den involvierten ausländischen Minen- und Technologiekonzernen wie Nautilus, Deep Sea und Neptune Minerals, BHP Billington, Rio Tinto, Lockheed Martin, Technip usw. naheliegend, was in Zeiten knapper Staatskassen sicherlich auch ratsamer scheint, als auf Fördermittel zu warten.
MvB