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Nach dem schwächeren Vorjahr konnte die Schiffbau- und Offshore-Zulieferindustrie im abgelaufenen Geschäftsjahr 2011 leichte Umsatzgewinne verzeichnen. Insbesondere bei der Windkraft und im Öl- und Gas-Bereich gibt es weiterhin Wachstumspotenzial

Die rund 400 deutschen Schiffbau- und Offshore-Zulieferer haben 2011 mit rund 70.000 Mitarbeitern einen Umsatz von 11,5 Mrd. € erwirtschaftet[ds_preview]. Das bedeutet einen leichten Zuwachs von 4 % im Vergleich zum Vorjahr, nachdem 2010 noch ein Minus von 6 % verschmerzt werden musste, wie der Verband VDMA Schiffbau- und Offshore-Zulieferindustrie Anfang Juli berichtete. Nach dem dramatischen Rückgang der Schiffbauaufträge ab Oktober 2008 und dem Einbruch bei den Zulie­ferern 2009 stiegen die Auftragseingänge im Jahr 2011 um 6 % (2010 um 8 %). Daher rechnet die Branche auch für das Jahr 2012 mit einer stabilen Geschäftsentwicklung.

Das Bild innerhalb der Unternehmen gestaltet sich unterdessen uneinheitlich: Während die Hälfte von Wachstum berichteten, musste jede dritte Firma im vergangenen Jahr noch Umsatzrückgänge hinnehmen. Besonders betroffen waren Zulieferfirmen mit großer Abhängigkeit von bestimmten Segmenten des Schiffsneubaus. Profitieren konnten hingegen auf der Absatzseite breiter aufgestellte Unternehmen sowie die Offshore-Zulieferer. Denn das Offshore-Geschäft insbesondere in den Bereichen Öl und Gas entwickelte sich weiterhin dynamisch und konnte das zweistellige Wachstum der vorherigen Jahre fortsetzen.

»Wir sind auf den Weltmärkten erfolgreich aktiv, indem wir neue Kundengruppen und Marktsegmente erschließen. Während unsere Stammkunden momentan sehr wenig im Schiffsneubau ordern, verzeichnen wir dafür mehr Aufträge im Offshore-Markt, aber auch im Retrofit-Bereich und im Service«, sagte Dr. Christian Schliep­hack, stellvertretender Vorsitzender der VDMA Schiffbau- und Offshore-Zulieferindustrie, bei der Jahrespressekonferenz in Hamburg. Im Handelsschiffbau würden die kommenden Jahre allerdings weiter schwierig bleiben.

Die Exportquote lag im vergangenen Jahr bei 71 %. China ist bezüglich des Auftragseingangs aus dem Ausland mit 21,8 % weiterhin der größte Markt und konnte im Vergleich zum Vorjahr ebenso um einen Prozentpunkt zulegen wie das auf Rang zwei positionierte Korea (10,1 %). Die EU-Staaten verlieren im Exportgeschäft dagegen an Bedeutung. Deshalb sollen neue Märkte und Regionen erschlossen werden, wie z.B. Brasilien oder Indien. Das gestaltet sich indes nicht einfach, da in vielen Exportmärkten von staatlicher Seite verstärkt darauf geachtet wird, den Anteil lokaler Anbieter auf dem eigenen Markt sukzessive zu erhöhen – unter anderem durch hohe Importzölle. So soll unbestätigten Angaben zufolge der Anteil chinesischer Zulieferer auf dem eigenen Schiffbau- und Offshore-Markt auf 60 bis 65 % steigen.

Daher ist das Ziel der deutschen Zulieferer dem VDMA zufolge, »den vorhandenen Vorsprung im technischen und logistischen Bereich zu halten und durch Innovationen weiter auszubauen«. Der Knowhow-Schutz gewinne weiter an Bedeutung, auch innerhalb von Kooperationen mit lokalen Partnern nicht nur in Asien. Christoph Daum, Geschäftsführer des Offshore-Spezialisten Menck, sagte, »eine sichtbare Unterstützung der deutschen Politik auf den internationalen Märkten« wäre ein geeignetes Marketing-Instrument für die Branche – auch was die Präsenz auf Auslandsmessen betreffe. »Die Offshore-Öl- und Gas-Industrie ist ein interessanter Markt, da hier technisch hochwertiges Material benötigt wird«, unterstrich Daum. Der Marktzugang vor allem für mittelständische Unternehmen gestalte sich jedoch ob der großen Konkurrenz schwierig.

Ein weiterer Schwerpunkt der deutschen Zulieferindustrie ist der energie- und kos­tensparende und gleichzeitig umweltschonende Betrieb von Schiffen und Offshore-Anlagen. Es ist einer der Bereiche, in dem deutsche Technik führend ist. »Die Entwicklungen innerhalb des Antriebsstrangs liefern hier sehr gute Beispiele«, kommentierte Prof. Gerhard Jensen von Schottel, »denn nur Technologieführer mit Systemkompetenz sind in der Lage, die Energieeffizienz und damit die Umweltverträglichkeit des Systems Schiff zu optimieren. Dies gilt nicht nur für Neubauten, sondern für den gesamten Lebenszyklus.«


nis/TWG