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Die auf kleine Schiffe und Behördenschiffe spezialisierte Fassmer-Werft hat unter der Baunummer 5025 Anfang August ein weiteres Mehrzweckschiff der 25-m-Klasse abgeliefert, das den Namen »Weserplate« erhielt.

Das neueste von der Schiffswerft Fr. Fassmer in Bernen/Motzen gebaute Arbeits­schiff »Weserplate« ist ein modifizierter Nachbau der 2008[ds_preview] abgelieferten »Weserland« (HANSA 2/2009, S. 38 ff.) und wird wie ihr Schwesterschiff für Unterhaltungsarbeiten und Kontrollen im Bereich des Wasser-und Schifffahrtsamtes (WSA) Bremen auf Weser, Lesum und Hunte eingesetzt. Das Fahrzeug ist seinem Einsatzzweck entsprechend mit einer Werkstatt, einer großen Arbeitsfläche an Deck, einem Hydraulikkran und einer Bugfaltrampe ausgestattet.

Beide Neubauten wurden im Rahmen eines neuen überregionalen Fahrzeugkonzeptes der Wasser- und Schifffahrts­ämter beschafft. Es sieht vor, bei zukünftig voranschreitender Personalreduzierung das weiterhin breite Aufgabenspektrum durch wenige, aber leistungsfähigere sowie viel­seitig einsetzbare Fahrzeuge zu bewältigen. Die neuen Arbeitsschiffe ersetzen teilweise bis zu über 50 Jahre alte Einheiten des WSA Bremen, die ab 2008 ausgesondert wurden.

Der Entwurf und die Konstruktion des Rumpfes basiert auf einer robusten Pontonform aus Stahl in Multiknickspant- und kombinierter Längs- und Querspant-Bauweise. Die weitgehend optimierte Rumpfform ermöglicht optimale Geschwindigkeiten in der Freifahrt sowie im Schubbetrieb bei günstigem Kraftstoffverbrauch und geringer Wellenbildung. Zum Schutz gegen Beschädigungen bei Grundberührungen wurden Boden, Kimm und Vorschiff für das Anfahren von Uferböschungen zum Zweck des Be- und Entladens über die Bug-Auffahrrampe besonders verstärkt.

Das mit Landfahrzeugen befahrbare Arbeits-/Ladedeck und die hydraulisch betätigte Auffahrrampe wurden rutschsicher aus Tränenblech gefertigt. Das Deck hat eine freie Arbeits- und Containerstellfläche von 80 m² sowie ein Laschras­ter für die Verzurrung von Ladung. Schwere Lasten können mit einem hydraulisch arbeitendem Kran (SWL 1,2 t bei 12,54 m Ausladung) in zentraler Position an Steuerbord vorne auf dem Arbeitsdeck sowie außenbords bewegt werden. Für das Abfangen der Kettenverankerung von Fahrwassertonnen ist auf Steuerbordseite ein Kettenslip­haken angeordnet.

Das Decks- und Steuerhaus ist weit achtern angeordnet und aus Gewichts- und Stabilitätsgründen ganz aus Aluminium gefertigt. Infolge der einzuhaltenden Fixpunkthöhe von unter 4,85 m wurde das Ruderhaus als sogenanntes »Stülpsteuerhaus« ausgeführt, d. h. es ist um 800 mm hydraulisch absenkbar in den sich »überstülpen­den« Begrenzungswänden. Auch der Signalmast und die Radarantenne sind klappbar.

Das Schiff wird hauptsächlich von drei Personen gefahren, wobei die Einrichtung für zusätzliches Bedarfspersonal ausgelegt ist. Vorhanden sind eine Pantry, ein Sa­ni­tärraum (WC und Dusche) und ein Aufent­haltsraum mit Sitzgelegenheiten für insgesamt zehn Personen. Dieser Raum dient im Bedarfsfall auch für Proben der Gewässerkunde. Der 12 m² große Werkstatt­raum hat einen direkten Zugang zum Arbeitsdeck.

Im Gegensatz zu ihrem Schwesterschiff ist die »Weserplate« komplett mit Dieselmotoren von Volvo Penta bestückt: Die beiden Hauptmotoren des Typs D9 300 MH erzeugen je 221 kW bei 1.800 U/min. Sie arbeiten über Kupplungs-/Untersetzungsgetriebe di­rekt auf je einen Schottel-Ruder-Propeller (SRP), die unter dem getunnelten Heck als um 360° drehbare Zugpropeller arbeiten. Die Motoren wurden mit MCC-Elektrik (Mission Control Center) geliefert und der Drehmomenten-Kurve so angepasst, dass die von den Ruderpropellern vorgegebenen Drehmomente nicht überschritten werden.

Die beiden Hauptmanövrier-Organe unter dem Heck werden vorne durch einen Schottel-Pumpjet (Wasserstrahler) Typ SPJ 22 mit 99 kW Leistung und 6,4 kN Schub bei Bedarf ergänzt. Angetrieben wird dieser um 360° drehbare Wasserstrahler durch einen Volvo-Penta-Dieselmotor des Typs D5A-B-TA mit 118 kW erzeugter Leistung bei 2.300 U/min.

Der Stromerzeuger stammt ebenfalls aus dem Hause Volvo Penta (Typ D5A-B-TB mit 92 kW Ausgangsleistung bei 1.500 U/min), der an die Firma Hansa Aggregate zugeliefert wurde. Hierbei handelt es sich um ein Hydraulik-Generator-Aggregat, das an der Vorderseite einen 60-kVA-Generator sowie auf der Schwungradseite eine 35-kW-Hydraulikpumpe antreibt. Zudem gibt es ein Notstromaggregat (Hatz 4L41C mit 30 kW).

Alle Probeläufe und Abnahmen der vom GL klassifizierten Dieselmotoren im Werk in Göteborg sowie nach der Installation an Bord erfolgten zur Zufriedenheit der Werft und der Endabnehmer. Die abschließende Inbetriebnahme und zusätzliche Adoptio­nen führte das regionale Volvo-Penta-Center Spatz & Heitmüller in Bremen durch.


Klaus Nienaber