Ein Schiff wird kommen

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Wenn wie dieser Tage der Betrieb des Jade­WeserPorts startet, darf sich Deutschland seit langem mal wieder über ein Infrastrukturprojekt[ds_preview] freuen, das abgeschlossen wurde. Immerhin! An anderen Baustellen – dem Flughafen Berlin-Schönefeld, Stuttgart 21 oder der Hamburger Elbphilarmonie – ist dagegen nach wie vor kein Ende absehbar.

Als große Erfolgsgeschichte wird der Bau des Tiefwasserhafens am Jadebusen indes nicht durchgehen können (über den gerade an­gelaufenen Betrieb wird später zu urteilen sein). Zu hoch waren letztlich die Baukos­ten; zu groß war die Verspätung; zu viel musste an der Kaimauer geflickt werden; und zu deutlich traten die Dispute zwischen Politikern, Baufirmen und Betreibern zu Tage.

Nun, freilich, sollten alle Beteiligte gemeinsam nach vorn schauen. Dem JadeWeserPort ist – abseits allen Regionalpatriotismus – eine erfolgreiche Zukunft zu wünschen. Die Hoffnung besteht, dass Hamburg, Bremerhaven und Wilhelmshaven sich bei den Umschlagmengen nicht selbst kannibalisieren und im Dialog mit Befrachtern und Linienreedereien zu einem Modus vivendi kommen, mit dem alle drei Häfen gut leben können. Wenn die Prognosen für die Containerverkehre in den nächsten Jahren nur annähernd eintreffen, sollte ein ertragreiches Wachstum für das deutsche Hafentrio möglich sein.

Die Konkurrenz jenseits der Grenze schläft unterdessen nicht. Gerade mit Blick auf den rasanten Ausbau Rotterdams (Maasvlakte 2) besteht weniger die Gefahr, dass die norddeutschen Häfen sich gegenseitig die Butter vom Brot nehmen, sondern dass sich die Gewichte innerhalb der Nordrange weiter gen Westen verschieben. In der Planungsphase des JadeWeserPorts vor mehr als einem Jahrzehnt wurde die Chance vertan, Wilhelmshaven mit Bremerhaven und ins­besondere Hamburg in ein stringentes nationales Hafenkonzept einzubetten. So setzten sich nach anfangs aussichtsreichen Gesprächen zwischen den Ländern mit dem Ausstieg Hamburgs regionale Interessen durch – oder, um es klar auszudrücken, die selten hilfreiche deutsche Kleinstaaterei.

Jetzt, wo die ersten Frachter an der zunächst 1.000 m langen Kaimauer des Jade­WeserPorts festmachen, besteht die Chance, die Versäumnisse der Vergangenheit zu revidieren. Politiker, Hafenbetreiber, Befrachter und Reedereien: Springt über Euren Schatten und arbeitet miteinander, nicht gegeneinander! Noch ist es nicht zu spät.