Print Friendly, PDF & Email

Über die lange Tradition der Berliner und Harburger Schiffbaustudenten

Bereits im Jahr 1878 wurde die Schiffbauervereinigung Latte in Berlin gegründet. Anlass war die Wiederkehr von Kaiser Wilhelm I., der[ds_preview] nach sechs Monaten krank-

heitsbedingter Abwesenheit nach einem Attentat nach Berlin zurückkehrte. Die Be­völkerung und Studenten feierten in einer bis dahin noch nie da gewesenen Einmütigkeit dieses freudige Ereignis. Ein abendlicher Fackelzug mit 5.000 Fackeln durch die Straße Unter den Linden bildete den Abschluss dieses Freudenfestes. Im Überschwang dieser Feierlichkeiten gründeten die Schiffbaustudenten in Charlottenburg die Vereinigung der »Heyligen Frau Latte« [1, 2]. Im Namen und Gebaren übersteigerten sie humorvoll die damaligen Bruderschaften. Mithilfe von Professor Johann Schütte wurde 1904 an der Technischen Hochschule in Danzig eine »Tochter« der Schiffbauervereinigung Latte ge-

boren, die über den Umweg Hannover und Hamburg heute als »Enkelin« unter dem Namen »Heyligen Frawe Latte ad Hammaburg« an der Technischen Universität Hamburg-Harburg (TUHH) beheimatet ist.

Taufen in Berlin und Harburg

Ähnlich der Äquatortaufe bei der Seefahrt wird zur Aufnahme von Schiffbaustudenten in die Schiffbauervereinigung der Latte sowohl in Berlin als auch in Harburg eine Taufe durchgeführt. Das Taufritual unter der Aufsicht von Neptun und Thetis ist geheimnisumwittert, eine ganz ernste Angelegenheit ist es aber nie. Erst nach dieser Taufe ist man in die Gemeinschaft aufgenommen und gilt als vollwertiger Lattenjünger mit allen Rechten. In Berlin geriet diese Tradition nach den Studentenprotesten Anfang der 1970er Jahre längere Zeit in Vergessenheit – bis das 128. Hohe Ordenskapitularium (HOK) vor sechs Jahren eine Wiederaufnahme der Taufen beschloss und mit einigen ehemaligen Exzellenzen die notwendigen Vorbereitungen traf.

Nach 35 Jahren Pause wurde so die Tradition der Taufe neu belebt – ein schönes Geschenk für die Heylige Frau Latte, die zwei Jahre später, am 7. Dezember 2008, ihr 130. Jubiläum hatte. Natürlich wurde dieser runde Geburtstag von Studenten, Assis­tenten, Professoren und vielen Ehemaligen und Gästen in der Technischen Universität Berlin gebührend gefeiert [2]. Seither wird jedes Jahr getauft – die diesjährige erfolgreiche Taufe der Berliner Schiffbaustuden­ten fand am 29. Juni 2012 auf der Schleuseninsel in Berlin-Charlottenburg statt.

Die Harburger Schiffbaustudenten vollzogen ihre diesjährige Taufe am 6. Juli und luden anschließend zum Sommerfest ein. Hier wurde mit Bier und Schwein vom Spieß gefeiert und die Täuflinge erhielten ihre Urkunden. Daraufhin warfen die gerade frisch Getauften das HOK vor lauter Freude über die überstandene Taufzeremonie in den Campusteich der TUHH.


Karl-Heinz Hochhaus