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Indikatoren signalisieren Eintrübung des Geschäftsklimas im Sommer. Speditionen hoffen auf Belebung bei Seefracht und Landtransport ab Oktober.

Die konjunkturelle Abkühlung in Deutschland hat in den vergangenen Monaten auch die Logistik- und Transportbranche erfasst. Wie aus dem jüngsten[ds_preview] Logistik-Indikator der Bundesvereinigung Logistik (BVL) hervorgeht, verschlechterte sich die Lageeinschätzung der Dienstleister für Transport, Umschlag und Lagerung, wie auch der verladenden Kunden, im August deutlich. Der Geschäftsklimaindex für die Branche sank demnach um fast 19 Punkte auf 113,7 Zähler – den niedrigsten Stand seit zweieinhalb Jahren. Allerdings liege der Wert noch oberhalb der neutralen 100er Grenze und deute somit auf eine weiterhin leicht aufwärts gerichtete Tendenz hin, kommentierte das Institut für Weltwirtschaft (IfW), das die Befragungen im Auftrag der BVL durchführt. Für den Logistik-Indikator befragt das IfW quartalsweise die jeweils 100 größten Transport- und Logistikdienstleister sowie verladenden Industrie- und Handelsunternehmen.

Für den Rückgang des Konjunkturbarometers sei vor allem die Geschäftsabkühlung auf der Anbieterseite verantwortlich. Der entsprechende »Klimaindex« sei doppelt so stark gesunken wie auf der Kundenseite. Sowohl die Lageeinschätzung als auch die Erwartungen, die zusammen diesen Klimaindex bilden, hätten gleichermaßen nachgegeben, so das IfW. Allerdings fällt die Einschätzung der aktuellen Geschäftslage (122) immer noch deutlich günstiger aus als die Aussichten für die kommenden zwölf Monate mit nur 105 Punkten.

Der Indikator belegt, dass die Logistikbranche zunehmend in den Sog der Konjunkturflaute gerät. Im zweiten Quartal hatte sich das Wirtschaftswachstum in Deutschland bereits von 0,5 % auf 0,3 % verlangsamt. Zwar lieferten der Binnenkonsum und die Exportwirtschaft in Deutschland weiterhin Wachstumsimpulse für den Güterverkehr, doch leiden die in den internationalen Verkehren engagierten Dienstleister zunehmend unter der Rezession in Teilen Südeuropas. Verkehrsindikatoren und Statistiken für die Seefrachtbranche deuten sogar auf Rückgänge beim Ladungsaufkommen in wichtigen Segmenten hin. Laut dem britischen Datendienstleister Container Trades Statistics sank der Containerverkehr auf der Route Asien–Europa im Juli um 13,2 % unter das Vorjahresniveau. Der Ladungsindikator des britischen Schiffs- und Finanzmaklers ICAP Shipping für den Asien/Nordwest–Europe–Verkehr gab noch stärker um 14 % nach.

Laut der BVL/IfW-Umfrage schätzt eine Mehrheit unter den Logistikdienstleistern die Geschäfts- und Auftragslage noch als gut ein, diese Mehrheit sei aber deutlich kleiner als in der vorangegangenen Befragung vor drei Monaten. Infolge rückläufiger Verkehrsaktivitäten sind die Transport- und Lagerkapazitäten der Anbieter inzwischen nur noch normal ausgelastet. Auch bei den Erwartungen auf der Dienstleisterseite hätten alle Teilkomponenten nachgegeben. Besonders bedenklich: Erstmals seit der Rezession im Frühjahr 2009 ist die Messzahl für die Geschäftsaussichten der Logistikanbieter mit einem Wert von 98 unter die neutrale 100er Marke gefallen. Deutliche Auswirkungen auf Mitarbeiter- und Investitionsplanung sind in der Umfrage bislang nicht erkennbar. Es seien weder Personalabbau noch signifikante Investitionsverringerungen in der Logistik geplant, konstatiert das IfW. Im Detail zeige sich »verbliebener Optimismus«, erklärte der BVL-Vorstandsvorsitzende Raimund Klinkner. Angesichts der unsicheren Aussichten komme es für die Dienstleister jetzt vor allem auf betriebliche und strategische Flexibilität an, sagte er.

Laut den Umfrageergebnissen auf der Verladerseite drückt sich die verschlechterte Branchenlage vor allem in einem relativen Preisrückgang für Logistikleistungen und einer höheren Kapazitätsverfügbarkeit im Markt aus. So gab die Messzahl für die Lageeinschätzung durch die Kunden kräftig um 22 auf 125 Punkte nach. In Bezug auf die weitere Mengen- und Verkehrsentwicklung waren die Verlader immerhin optimistischer als die Dienstleister. Der Teil­index für die Erwartungen gab nur geringfügig um vier Punkte auf 112 nach. »Angesichts erwarteter Zuwächse bei den Logistikbedarfen stehen die Zeichen für die Kapazitätsplanung weiterhin auf Expansion«, kommentierte das IfW. Zudem spreche sich immer noch eine Mehrheit der Verlader für weiteres Outsourcing von Logistikleistungen aus, womit das Betätigungsfeld für die Dienstleister weiter zunehmen sollte.

Bei der Kreditversorgung gebe es derzeit keine gravierenden Probleme für die deutsche Logistikwirtschaft. Über 90 % der befragten Firmen gaben an, dass sie ohne große Schwierigkeiten neue Darlehen von den Banken bekämen. Dabei zeigten sich aus Sicht des Gewerbes vor allem die Sparkassen als besonders kreditbereit, gefolgt von den Genossenschaftsbanken und deutschen Privatbanken. Die allgemeine Lage stellt sich somit viel günstiger dar als im Reedereisegment, wo die Firmen selbst für gut laufende Schiffe kaum noch Betriebsmittelkredite von den Schiffsbanken erhalten. Anlass zum Optimismus bietet der European Freight Forwarding Index der Danske Bank für die Bereiche Seefracht und Straßengüterverkehr. Die von der Bank befragten Speditionen in Europa erwarten für Oktober deutliche Steigerungen bei den maritimen Verkehren. Der entsprechende Erwartungsindex für Seefracht kletterte in der jüngsten Umfrage auf 63 Punkte. Allerdings wurde die Verschiffungsaktivität für Juli und August als stabil bis leicht sinkend (48 und 50 Punkte) eingeschätzt, und auch für September wird ein Rückgang erwartet (46 Punkte). Für den Landverkehr/Straße ermittelte Danske deutlich positive Erwartungen für September (58) und auch für Oktober (57).