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Neue Bestmarke für die Husum Windenergy: 1.171 internationale Aussteller – und damit

so viele wie noch nie in der 23-jährigen Messegeschichte – haben im September ihre Produkte und Dienstleistungen präsentiert.

Rund 36.000 Fachbesucher wollten sich bei der 13. Auflage der Windleitmesse Husum Windenergy einen Eindruck davon verschaffen, was die 1.171[ds_preview] internationalen Aussteller auf einer Gesamtfläche von 58.000 m² an Neuigkeiten rund um die Windenergie zu bieten hatten. Dabei geriet der Auftakt gleich in doppelter Hinsicht stürmisch: Erstens war kurz vor Beginn der fünftägigen Veranstaltung ein Mediationsverfahren zwischen den Messegesellschaften Husum und Hamburg ergebnislos gescheitert, wofür sich die Beteiligten jeweils gegenseitig die Schuld zuwiesen. Die Hamburger wollen künftig eine Konkurrenzveranstaltung etablieren und planen für 2014 exakt zeitgleich zur nächsten Husumer Messe eine eigene Branchenschau. Und zweitens hatte Bundesumweltminister Peter Altmaier einen Tag vor der Messeeröffnung in einem TV-Interview erklärt, den Ausbau der Windenergie bremsen zu wollen – wo­rauf er sich tags darauf in Husum heftige Kritik anhören musste.

»Es ist nicht sinnvoll, die Windenergie im Norden zu drosseln«, betonte Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Torsten Albig in seiner Eröffnungsrede. Der Wind müsse dort geerntet werden, wo er wehe – und das sei nun einmal in Norddeutschland. Altmaier entgegnete, dass er niemals gesagt habe, wo genau wie viel Windenergie gedrosselt werden solle. »Aber wenn man die Pläne der einzelnen Bundesländer übereinanderlegt, wird das Ziel der Bundesregierung um 60 % übertroffen«, so der Umweltminister. Was darum jetzt gebraucht werde, sei ein systemischer Ansatz. »Wir müssen zu einer Verständigung zwischen Bund und Ländern kommen. Es wäre falsch, Nord gegen Süd, Wind gegen Photovoltaik oder Onshore gegen Offshore auszuspielen.«

Neuigkeiten aus der maritimen Branche

Auf dem Messegelände präsentierten die Hersteller, Betreiber, Zulieferer, Logistiker und Planer traditionell ihre neuen Produkte und Dienstleistungen, wobei auch die maritime Branche prominent vertreten war. So stellte Abeking & Rasmussen die Weiterentwicklungen der von der Werft konstruierten Crew Transfer Vessels (CTVs) in den Mittelpunkt. Die Umrüstung des in SWATH-Bauweise für den Windpark-Errichter Bard gebauten Tenders »Natalia Bekker« sei im September abgeschlossen worden, berichtete Vertriebsleiter Nils Olschner. Nötig geworden war sie wegen Problemen mit dem Fender: Die Werft entwickelte daraufhin ein neuartiges System, das auf konventionelle Fender verzichtet und trotzdem die Anlegestöße auf See auf ein Minimum reduzieren soll. »Ich bin sicher, dass wir jetzt die richtige Lösung gefunden haben«, zeigte sich Olschner überzeugt.

Für künftige Neubauten sei darüber hinaus geplant, vom bisher eingesetzten diesel-elektrischen Antrieb auf einen diesel-direktgetriebenen umzusteigen, wodurch sich sowohl eine Steigerung der Geschwindigkeit von 18 auf 21 kn als auch mehr Platz auf dem Hauptdeck erreichen ließen. »Damit würden wir den High Speed Craft Code der IMO erreichen, sodass im Gegensatz zu anderen CTVs mehr als zwölf Passagiere befördert werden dürften.« Als »kleine Schwester« dieses Doppelrumpf-Schiffstyps baut A&R gerade auf eigene Kosten ein gut 20 m langes SWASH (Small Waterplane Area Single Hull) – das erste derartige Einrumpf-Schiff der Werft. Nach Aussage von Olschner soll es im Dezember fertig sein und dann getestet werden.

Ein Joint Venture mit dem niederländischen CTV-Anbieter Windcat Workboats ist vor einiger Zeit die Reederei-Gruppe FRS (Förde Reederei Seetouristik) eingegangen. Unter dem Namen FRS Windcat Offshore Logistics bietet das Unternehmen nach eigener Auskunft Offshore-Logistikdienst­leistungen aus einer Hand für den deutschen Markt an. Das erste firmeneigene CTV mit dem Namen »Windcat 28« aus der MK3-Serie von Windcat Workboats ist auf der Kuipers Woudsend Werft in den Niederlanden gebaut worden und seit Anfang Oktober in der deutschen Ostsee unterwegs: Der Netzbetreiber 50Hertz hat es bis September 2014 gechartert, um seine Techniker zu ihren jeweiligen Einsatzorten zu bringen. Jan Philip Eckmann, Leiter der Projekt­abteilung bei FRS, kündigte in Husum an, dass der Bau weiterer Schiffe geplant sei.

Offshore Terminal Bremerhaven: private Finanzierung gescheitert

Zurück auf Start geht es bei der Finanzierung des Offshore-Terminals Bremerhaven (OTB): Bremens Wirtschaftssenator Martin Günthner brachte die unangenehme Nachricht mit nach Husum, dass die ursprünglich geplante rein private Finanzierung der voraussichtlich 200 Mio. € teuren Hafenanlage gescheitert sei. Im Rahmen des Konzessionsverfahrens hatten zwar vor einigen Monaten zwei Konsortien ihre Bewerbungen abgegeben – die BLG zusammen mit Hochtief sowie Rhenus im Verbund mit Strabag. Beide machten allerdings in den folgenden Gesprächen deutlich, dass sie das Großprojekt nicht ohne die öffentliche Hand stemmen könnten, da angesichts der aktuellen Unsicherheiten beim Ausbau der Offshore-Windenergie das Risiko zu groß und die Auslastung ungewiss seien. Günthner versprach der Branche, dass der OTB trotzdem gebaut werden solle. Der Bremer Senat wolle nun zügig ein neues Finanzierungsmodell aufstellen und noch im Herbst eine Entscheidung dazu treffen.

Der Baukonzern Strabag verfolgt derweil über seine Tochter Strabag Offshore Wind weiterhin den Plan, in Cuxhaven Schwerkraftfundamente in Serie zu produzieren. Auf der Messe präsentierte das Unternehmen die Ergebnisse von Belastungstests, die über einen Zeitraum von neun Monaten an einem direkt hinter dem Elbdeich in einer 7 m tiefen Baugrube errichteten Testfundament durchgeführt worden waren. Es sei anschließend zwar eine gewisse Schiefstellung messbar gewesen, erläuterte Dirk Leibfried, kaufmännischer Leiter am Standort Cuxhaven. »Auf 20 Jahre gerechnet bleibt sie aber deutlich unter dem definierten Grenzwert und ist damit unproblematisch.« Schon vor einiger Zeit hatte Strabag ein eigenes Installationsschiff entwickelt, das im Halbtaucher-Prinzip gebaut werden und die zuvor an Land komplett vormontierten 7.500 t schweren Windenergieanlagen ins Baufeld transportieren soll. Wann und bei welcher Werft dieses Schiff in Auftrag gegeben werde, lasse sich derzeit noch nicht sagen, so Leibfried.

Gleich zwei Neuigkeiten hatte Areva Wind zu verkünden. Mit dem Hafendienstleister Buss Port Logistics besiegelte der Turbinenproduzent in Husum eine strategische Zusammenarbeit: So sollen in einem ersten gemeinsamen Projekt alle Komponenten der in Bremerhaven und Stade produzierten Windenergieanlagen und Rotorblätter für den »Trianel Windpark Borkum« auf dem von Buss betriebenen Orange Blue Terminal im niederländischen Eemshaven umgeschlagen, zwischengelagert und vormontiert werden. Auch für kommende Projekte in der Ostsee sei man in enger Abstimmung, teilten die beiden Unternehmen mit.

Darüber hinaus präsentierte Areva dem Fachpublikum eine neue Methode zur Montage von Rotorblättern: Mithilfe des in Dänemark entwickelten Installationswerkzeugs »Blade Dragon« soll es auf See künftig möglich sein, anstelle von kompletten Rotorsternen einzelne Blätter zu installieren – und das in allen Positionen bis 330 ° und bei Windgeschwindigkeiten bis 12 m/s. »Wir sind damit nicht mehr auf ein großes Wetterfenster angewiesen, sondern können zwei oder drei kleinere ausnutzen«, erläuterte Jean Huby, Sprecher der Geschäftsführung bei Areva Wind. Mit dieser größeren Wetterunabhängigkeit und dem geringeren Platzbedarf beim Transport leiste man einen signifikanten Beitrag zur Kostenreduzierung. Erstmals angewandt werde die Methode beim Bau des Offshore-Windparks »Global Tech 1«.

Landespolitik bemüht sich um Vermittlung

Insgesamt zeigten sich die Aussteller zufrieden mit dem Verlauf der fünf Messetage. Wie es nun weitergeht mit der Veranstaltung, die ab 2014 wieder schlicht Husum Wind heißen soll, wird die Zukunft zeigen. Fest steht, dass die Organisatoren den 25. Geburtstag in der nordfriesischen Kreisstadt und nicht in Hamburg feiern wollen. Husums Messechef Peter Becker verkündete am Ende der diesjährigen Messewoche, dass für die Jubiläumsauflage in zwei Jahren bereits 60 % der Ausstellungsfläche verkauft seien. Unterdessen haben die Landesregierungen Schleswig-Holsteins und Hamburgs angekündigt, sich um eine erneute Vermittlung bemühen zu wollen. Zwei parallele Veranstaltungen solle es 2014 nicht geben, heißt es.


Anne-Katrin Wehrmann