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Die Transfergesellschaft für alle 1.750 Mitarbeiter der insolventen P+S Werften hat ihre Arbeit aufgenommen und ist auf ein Jahr[ds_preview] – bis zum Oktober 2013 – angelegt. Grundlagen für die Gründung der Transfergesellschaft sind die Zusage der Landesregierung, ein Darlehen in Höhe von 25,2 Mio. € zu gewähren, ein zwischen den P+S Werften und dem Gesamtbetriebsrat geschlossener Interessenausgleich über einen Personalabbau an beiden Standorten sowie eine Betriebsvereinbarung zur Durchführung des Transferprojekts. Die erwarteten Kosten in Höhe von über 25 Mio. € setzen sich aus 17 Mio. € an Remanenzkosten (tarifliche Aufstockung des Kurzarbeitergeldes, Sozialversicherungsbeiträge, weitere Entgeltbestandteile, die in voller Höhe erhalten bleiben, zum Beispiel Weihnachts- und Urlaubsgeld), 7,2 Mio. € an Aktiv- und Strukturkosten sowie 1 Mio. € zur Absicherung des Verbleibs der Auszubildenden auf den Werften für sechs Monate zusammen.

Alle Mitarbeiter haben das Angebot erhalten, in die Transfergesellschaft zu wechseln. Vorgesehen ist eine individuelle Laufzeit von mindestens sechs Monaten. Die Eintritte werden zu unterschiedlichen Zeitpunkten erfolgen:

Alle 1.260 Mitarbeiter auf der Volkswerft in Stralsund haben die Möglichkeit bekommen, zum 1. November 2012 in die Transfergesellschaft zu wechseln. Ein Kernteam von 100 Mitarbeitern aus den Zentralfunktionen der Werft sowie etwa 100 Konstrukteure werden auf der Volkswerft weiterarbeiten und ein Angebot erhalten, zum 1. Mai 2013 in die Transfergesellschaft zu wechseln.

Alle 490 Mitarbeiter der Wolgaster Peene-Werft erhalten ebenfalls ein Angebot. Da aber Aufträge bis April 2013 vorliegen, werden die Mitarbeiter abschnittsweise zwischen November 2012 und Mai 2013 wechseln. Alle 156 Auszubildenden werden zunächst für sechs Monate weiterbeschäftigt, um ihre Ausbildung fortzusetzen. Parallel dazu wird an einer langfris­tigen Lösung gearbeitet.

Rund 100 Mitarbeiter der beiden Werften, die sich in Altersteilzeit befinden, müssen in die Arbeitslosigkeit gehen, da es für sie laut dem Unternehmen keine andere Lösung gibt. Weiteren rund 40 Mitarbeitern, die sich noch nicht in der Freistellungsphase befinden, wird ein Angebot zum Wechsel in die Transfergesellschaft unterbreitet.

Aktueller Stand der Aufträge

Der Gläubigerausschuss stimmte einer vom vorläufigen Insolvenzverwalter Berthold Brinkmann vorgeschlagenen kommerziellen Einigung mit der Schwedischen Küstenwache zu. Er wurde beauftragt, die Schlussverhandlungen zu führen und Verträge zu schließen. Die beiden bestellten und auf der Peene-Werft gebauten Küstenwachschiffe können dann vollendet werden, da sicher ist, dass die notwendigen Arbeiten auch bezahlt werden. Die Ablieferungen sind für Februar und März 2013 vorgesehen. Bei den weiteren Schiffsneubauten gab es keine neuen Regelungen. Die bisherigen Aufträge bergen Risiken und können daher von der Insolvenzverwaltung nicht erfüllt werden. Der Grund ist, dass die Besteller die Schiffe wegen Ablieferungsverspätung zurückweisen könnten. Die Kündigung der zwei bestellten RoRo-Spezialtransporter durch die Reederei DFDS erfolgte aus Sicht des vorläufigen Insolvenzverwalters allerdings unberechtigt. Gespräche mit der Reederei wurden fest vereinbart, obwohl die Positionen weit auseinanderliegen.

Für den Weiterbau an einem Offshore-Konstruktionsschiff wurde ein Massekreditantrag gestellt, den das Land Mecklenburg-Vorpommern entgegengenommen hat. Erste Signale der EU-Kommission deuten allerdings darauf hin, dass Brüssel sich nicht in der Lage sieht, hierfür eine Beihilfe zu genehmigen. Die beiden von der Reederei Scandlines bestellten RoPax-Fähren gehören P+S zufolge der Werft, sie sind mit Schiffshypotheken belegt. Die Werft erwartet Vorschläge von Scandlines, nachdem sie alle Unterlagen an die Reederei übermittelt und die Schiffe von Scandlines beauftragten Spezialisten zugänglich gemacht hat. Die Besichtigung der Fähren hat nach Aussage von Scandlines ergeben, dass beide Schiffe wesentlich umgebaut werden müssen. Der Besteller prüft nun, ob und wie er agieren möchte. Die Verhandlungen laufen weiter, mit dem Ziel, die Schiffe auszuliefern. Die von der Peene-Werft verantworteten Aufträge zum Umbau und zur Instandsetzung von Marineschiffen werden planmäßig abgearbeitet. Die Reparaturverträge hierzu wurden in hartem Wettbewerb außerhalb der Insolvenz gewonnen. Dies ist ausschließlich durch die Leistungsfähigkeit der Werftmitarbeiter gelungen.

Bestellung zum »starken« vorläufigen Insolvenzverwalter

Damit der vorläufige Insolvenzverwalter notwendige verbindliche Vereinbarungen mit Kunden und Lieferanten schließen kann, hat ihn der Gläubigerausschuss ermächtigt, beim Amtsgericht Stralsund den Antrag auf Bestellung zum sogenannten »starken« vorläufigen Insolvenzverwalter mit Verfügungsbefugnis, die über die Insolvenzeröffnung hinausgeht, zu stellen. Dem hat auch die Geschäftsführung der P+S Werften zugestimmt.

Indikative Angebote für die Peene-Werft in Wolgast liegen vor

Bereits im September ist von 30 ersten Interessensbekundungen berichtet worden. »Ich bin mit dem bekundeten Interesse für die Peene-Werft in Wolgast sehr zufrieden. Es liegen bereits indikative Angebote vor. Für Stralsund ist die Situation nicht so klar. Hier befinden wir uns in vielen Gesprächen. Das ist aufgrund der unsicheren Auftragssituation auf der Volkswerft und der unsicheren Finanzierung auch nachvollziehbar«, sagt Insolvenzverwalter Berthold Brinkmann. In der nächsten Phase sollen die Angebote, nach vertiefter Due-Diligence-Prüfung, konkretisiert und bestätigt werden.