Print Friendly, PDF & Email

HANSA-Umfrage zeichnet gedämpftes Stimmungsbild: Mehrheit von Befrachtungs-maklern erwartet nur geringfügige Verbesserung bei Beschäftigung und Tagesraten

Reedereien und Schiffsinvestoren müssen sich auf ein weiteres schwieriges Jahr in der Containerschifffahrt einstellen. Laut einer im Auftrag der HANSA[ds_preview] durchgeführten Umfrage unter Schiffsmaklern ist 2013 mit keiner merklichen Erholung am Chartermarkt zu rechnen. Die Mehrzahl der befragten Experten erwartet nur eine geringfügige Verbesserung bei Beschäftigung und Tagesraten.

Nach einem erneuten Markteinbruch war das Ratenniveau bei Abschluss von Zeitfrachtverträgen dieses Jahr je nach Größenklasse teilweise um über 40 % gesunken. Containerschiffe mit Behälterkapazitäten unter 4.000 TEU, die den Großteil der Charterschiffsflotte bilden, finden derzeit nur zu Tagessätzen von etwa 4.000 bis 8.000 $ Beschäftigung bei Linienreedereien. Die Raten decken zum Teil nicht einmal die Schiffsbetriebskosten. Laut dem französischen Datendienstleister Alphaliner lagen Anfang November zudem 227 Tramp-Containerschiffe ohne Charterbeschäftigung in den Häfen bzw. vor Anker.

An der Marktumfrage »Zeitchartermarkt Containerschiffe 2013«, die während des 16. HANSA-Forums Schiffsfinanzierung am 15. November in Hamburg vorgestellt wurde, nahmen 20 Befrachtungsmakler­unternehmen in Europa, Asien und Nord­amerika teil. Sie wurde von dem Bremer mph Pressebüro Hollmann im Auftrag der HANSA durchgeführt.

Von 20 Maklern gaben 13 an, dass sie im kommenden Jahr nur mit »geringfügigen Verbesserungen« bei der Beschäftigungs­lage rechnen. Fünf erwarten gar keine Verbesserung. Die Nachfrage nach zusätzlichen Mietschiffen werde durch das Überangebot an Schiffen bei den Linienreedereien gedämpft. Carrier wie Maersk, MSC oder Hapag-Lloyd hätten schon Probleme, ihre eigenen Schiffe vernünftig auszulasten, nachdem sich das Containerverkehrwachstum dieses Jahr abgekühlt hat. Solange die von den Linien selbst in Dienst gestellten ultragroßen Schiffe (ULCS) nicht ordentlich ausgelastet seien, würden sie weniger Schiffe von unabhängigen Tonnageanbietern wie den deutschen Tramp-Reedereien und Emissionshäusern nachfragen, gaben mehrere Umfrageteilnehmer an.

In Bezug auf die Charterraten erwarten elf von 20 Maklern einen geringfügigen Anstieg von maximal 15 % im Verlauf des kommenden Jahres. Ausgehend von dem jetzigen, sehr niedrigen Niveau könnte ein Großteil der Schiffe auch dann noch nicht kostendeckend betrieben werden. Sieben Makler rechnen 2013 mit einem genauso niedrigen Ratenniveau wie 2012. »In Anbetracht der hohen Aufliegerzahlen, steigender Neubauablieferungen und des Rückgangs der Transportmengen im Asien-Europa-Verkehr ist vor 2014 mit keiner Trendwende zu rechnen«, ergänzte ein Teilnehmer im Kommentarteil der HANSA-Umfrage. Zwei Teilnehmer äußerten sich dagegen zuversichtlich, dass die Durchschnittsraten um mehr als 15 % steigen werden. Als Gründe hierfür nannten sie Tonnageverknappun­gen infolge anhaltend hoher Verschrottungen, zusätzliche Charterbedarfe aufgrund weiterer Geschwindigkeitsreduzierungen durch die Linienreedereien sowie die Konsolidierung und steigende Marktmacht unter den Tramp-Reedern.

Vor allem die kleineren und mittelgroßen Containerschiffe unter 4.000 TEU werden nach Einschätzung vieler Makler weiterhin Probleme haben. Neun Umfrageteilnehmer gehen davon aus, dass diese Schiffsklassen auch 2013 nur unterdurchschnittlich von möglichen Ratenverbesserungen profitieren werden. Um Skalenvorteile erzielen und die Transportstückkosten absenken zu können, würden die Charterer, wo möglich, den Einsatz großer Schiffe (Panamax und Postpanamax) favorisieren.

Es sei angesichts der relativ geringen Anzahl von Charterschiffen in den oberen Größenklassen zudem normal, dass die Ratenentwicklung in einer Aufschwungphase dynamischer als in den kleinen Segmenten verlaufe, erläuterten mehrere Teilnehmer. Auch in der kurzen Zwischenerholung der Jahre 2010 und 2011 hielt die Entwicklung bei den kleineren Schiffen nicht mit den Ratensprüngen etwa der Panamax-Typen Schritt.

Sieben Teilnehmer der HANSA-Umfrage gehen trotzdem davon aus, dass die Schiffsklassen unter 4.000 TEU bei einer möglichen Markterholung oder bei saisonalen Ratenverbesserungen im kommenden Jahr zumindest im Durchschnitt liegen werden. Vier prognostizieren sogar, dass die kleineren Schiffe aufholen und den Ratenabstand zu den größeren Einheiten verringern könn-

ten. Begründet wird diese Einschätzung mit dem rückläufigen Zulauf an Neubautonnage bzw. Flottenverkleinerungen in einigen Feederschiffsklassen.

Laut dem britischen Schiffsmakler Clark­sons besteht das Weltauftragsbuch für Containerschiffe zu 73 % aus sehr großen Schiffen mit Stellplatzkapazitäten von 8.000 TEU und mehr. »Die Linien werden nächstes Jahr feststellen, dass sich ein Riesenüberhang

an Großtonnage gebildet hat, während sich Angebot und Nachfrage in den kleineren Segmenten einpegeln«, meint ein Umfrageteilnehmer.

Einheitlicher ist das Stimmungsbild der Befrachtungsexperten in Bezug auf die verschlechterten Aussichten für ältere Containerschiffe mit hohen Brennstoffverbräuchen. Eine absolute Mehrheit von 14 Maklern erwartet, dass die Ratenunterschiede zwischen modernen Eco-Containerschiffen und älteren Standardschiffen noch gravierender werden.

Schon heute bezahlen die Linien für energieeffizientere Schiffstypen (z. B. Daesun-1000-Typ) in der Größenklasse von 1.000 bis 1.200 TEU rund 2.000 $ höhere Charter­raten als für Standardschiffe (wie etwa den CV1100-Typ). Bei den stark gestiegenen Brennstoffpreisen wird die höhere Tagesrate durch die Einsparungen für den Charterer bei den Treibstoffkosten deutlich überkompensiert. Die Preise für Schiffsbrennstoff werden nach Einschätzung vieler Marktteilnehmer analog zum Ölpreis langfristig weiter ansteigen.

Neben der Entwicklung der Brennstoffpreise sei die Ratendifferenz zwischen den Eco- und den Standard-Schiffstypen abhängig von der konkreten Verbrauchseinsparung sowie der entsprechenden Tonnageverfügbarkeit. Je geringer das Angebot an energieeffizienten Schiffen, desto höher der Anteil an der Reisekosteneinsparung, den sich die Schiffseigner über die Charterrate rückvergüten lassen können.


mph