Ein Kommentar zum CIMAC Circle auf der SMM von Hans-Jürgen Reuß
Ein vernünftiger Umgang mit den Ressourcen und Umweltschutz sind die treibenden Kräfte für technische Entwicklungen – das ist nicht neu[ds_preview]. Neu ist auch nicht der ganzheitliche Ansatz – man spricht von »Integration« –, den zahlreiche Fachleute inzwischen als neue Möglichkeit zur Lösung technischer wie wirtschaftlicher Probleme empfehlen.
Wenn nun einige Referenten des CIMAC Circles im Rahmen der SMM eine ganzheitliche Betrachtung der Dinge als neue Erkenntnis verkaufen, dann mag man sich als Zuhörer fragen, wie sah das eigentlich in der Vergangenheit aus oder aber, warum kommt diese Erkenntnis so spät? Das Generalthema, unter dem die fünf Vorträge der Motoren- und Zubehörhersteller ABB Turbo Systems, MAN Diesel & Turbo, MTU Friedrichshafen und Wärtsilä sowie vom Shanghai Marine Diesel Engine Research Institut standen, lautete »Integriertes Antriebssystem«.
Nachdem alle bekannten Maßnahmen und Verfahren, die zu Energieeinsparungen und Emissionsminderungen führen können, vorgetragen waren, kam man zu dem Schluss, dass bei ganzheitlicher Betrachtungsweise ein recht großes Potenzial zur Energieeinsparung erkennbar wäre, das »in einigen Fällen sogar 50 %« erreichen könnte. Falls ein derartiges Potenzial – in der Summe mit allen möglichen Maßnahmen – wirklich noch vorhanden wäre, dann müssten sich zahlreiche Ingenieure in der Vergangenheit ständig verrechnet haben. Ändert man allerdings die Ausgangswerte, zum Beispiel in Richtung auf geringere Geschwindigkeiten, als sie bislang angesetzt wurden, dann ergeben sich die sogenannten »Einsparungen« von selbst.
Und dass Rumpf, Propeller und Antriebsmaschine für den jeweiligen Einsatz optimal aufeinander abgestimmt sein sollten, darf heute wohl als Selbstverständlichkeit vorausgesetzt werden. Insofern die »Integration« vieler kleiner Schritte als eine »neue technische Gelegenheit« zu bezeichnen, geht wohl am Ziel vorbei.
Alle vorgetragenen technisch möglichen Maßnahmen zum effizienten Umgang mit
der Energie im Sinne einer Kostenreduzierung hier anzusprechen, würde zu weit führen. Stellvertretend wird daher hingewiesen auf die zweistufige Aufladung in Verbindung mit variabler Ventilsteuerung (ABB), den konsequenten Einsatz von Gasmotoren als vergleichsweise einfache Lösung (MAN Diesel & Turbo), die systematische Prüfung aller Systeme und Anlagen im Maschinenraum im Hinblick auf ihr Zusammenwirken (MTU) sowie die Optimierung der Propulsionsanlagen, die Nutzung der Wärmerückgewinnung und letztlich auch auf das immer wieder empfohlene langsamere Fahren (Wärtsilä).
Hans-Jürgen Reuß