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Remotorisierungen von Binnenschiffen sind normalerweise für die ausführenden Betriebe Routineaufgaben ohne besonderen Neuigkeitswert. Bei den auf der Hadag-Fähre »Waltershof« ausgeführten Arbeiten liegt der Fall etwas anders.

Hadag Seetouristik und Fährdienst hat für den Liniendienst im Hamburger Hafen zwölf Fährschiffe des Typs 2000 – aufgrund der Form ihres[ds_preview] Aufbaus im Volksmund »Bügeleisen« genannt – im Einsatz. Durchschnittlich sind diese Schiffe 5.000 Stunden pro Jahr in Betrieb. Für ihre Hauptantriebsmaschinen bedeutet dies, dass sie etwa alle vier Jahre einer Grundüberholung unterzogen werden müssten.

Bislang waren alle zwölf Schiffe mit jeweils zwei schnelllaufenden Dieselmotoren des Typs D 12 von Volvo Penta ausgerüstet. Die Motoren konnten eine maximale Dauerleis­tung von 331 kW bei einer Drehzahl von 1.800 min-1 abgeben. Da ein neuer Motor nur wenig mehr kostet als eine Grundüberholung, wenn man den Restwert des alten Motors gegenrechnet, hatte sich die Hadag bei diesen Schiffen von vornherein dazu entschlossen, keine Grundüberholungen durchführen zu lassen, sondern nach 20.000 Betriebsstunden neue Motoren einzubauen.

Der Vorteil dieser Vorgehensweise liegt bei den Betriebszeiten der Motoren auf der Hand: Für neue Motoren beträgt die Gewährleistungszeit drei Jahre – und das sind drei Jahre mit überschaubaren Betriebskos­ten. Die jüngste Remotorisierung der »Waltershof« war nun die erste bei Schiffen des Typs 2000 überhaupt, mit der ein Wechsel vollzogen wurde. Statt der im Programm von Volvo Penta auslaufenden Motoren des Typs D 12 wurden Motoren des Nachfolgertyps D 13 eingebaut. Zwar bieten diese Motoren dieselbe Dauerleistung von 331 kW, haben jedoch einen rund einen Liter größeren Hubraum. Das zahlt sich im Kraftstoffverbrauch aus und kommt dem Beschleunigungsvermögen zugute.

Die volle Leistung der Motoren wird beim täglichen Einsatz der Schiffe nicht genutzt. Typisch sind 85 %, also etwa 280 kW. Bei einer solchen Betriebsweise liegt der durchschnittliche Kraftstoffverbrauch dieser Schiffe mit Wulstbug bei 100 l/h. Wie Messfahrten nach der Umrüstung der »Waltershof« gezeigt haben, ging er mit den Motoren D 13 um gut 10 % zurück.

Der Motorwechsel wurde von der Werft SSB Spezialschiffbau Oortkaten im Rahmen routinemäßiger Werftarbeiten durchgeführt. Bei dieser Gelegenheit erhielt die »Waltershof« auch als eines der letzten drei Schiffe einen Wulstbug. Der Wechsel auf den neuen Motortyp erforderte allerdings einige Änderungen im Maschinenraum. Bei den Motoren des Typs D 13 wird ein separater Kühlkreislauf für die Ladeluftkühlung benötigt. Damit waren außer dem zusätzlichen Wärmetauscher noch Änderungen an der Verrohrung des Kühlsystems und der Abgasführung erforderlich. Der finanzielle Gesamtaufwand für den Motortausch lag einschließlich aller Arbeiten im Maschinenraum bei 140.000 €. Die für den Umbau auf die neuen Motoren benötigte Zeit betrug rund zwei Wochen.

Außer neuen Motoren, einem Wulstbug und einem neuen Anstrich erhielt die »Waltershof« als erstes der zwölf Schiffe des Typs 2000 noch eine Videoüberwachung der Fahrgastrampe, mit der die Sicherheit für Schwerbehinderte beim An- und Vonbordgehen deutlich erhöht wird. Da die Schiffe im Einmannbetrieb fahren, war bislang die Lage der Fahrgastrampe vom Schiffsführer nicht zu kontrollieren. Die Videokamera zeigt ihm nun, ob und wie weit er die Rampe absenken muss, um einen stufenlosen und somit gefahrlosen Übergang zu schaffen.


Hans-Jürgen Reuß