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Bei der Neuauflage der Konferenz »Maritime Wirtschaft – Partner der Energiewende« zeigten sich die Teilnehmer trotz der aktuellen Schwierigkeiten beim Ausbau der

Offshore-Windenergie optimistisch für die Zukunft.
Mit dem Titel »Chancen der Offshore-Windenergie nutzen – Hindernisse überwinden« war die zweite Auflage der Konferenz »Maritime Wirtschaft – Partner der[ds_preview] Energiewende« überschrieben, zu der die Bundesregierung und die Stiftung Offshore-Windenergie Anfang Januar nach Hannover eingeladen hatten. Unsichere Rahmenbedingungen, vor allem durch Probleme bei der Netzanbindung von Windparks in der Nordsee hervorgerufen, hatten in den vergangenen Monaten dazu geführt, dass gleich mehrere Energieversorger ihre Investitionsentscheidungen für künftige Offshore-Projekte aufgeschoben hatten. Der Industrie fehlen daher Folgeaufträge: Unter anderem hatten bereits im Oktober 2012 die Siag Nordseewerke Insolvenz anmelden müssen, während Rotorblatthersteller Powerblades die Freistellung von 400 Leiharbeitern angekündigt hat. Der Verkauf der insolventen Sietas Werft ist vorerst geplatzt, weil ein erwarteter Auftrag zum Bau eines zweiten Installationsschiffes ausblieb.

Laut der IG Metall sind 1.500 bis 2.000 Arbeitsplätze im Norden akut gefährdet: Eine »desaströse Energiepolitik« sei dafür verantwortlich, dass sich Investitionen in Milliardenhöhe verzögerten, sagte Meinhard Geiken, Bezirksleiter der Gewerkschaft im Bereich Küste. Die Bundesregierung müsse endlich das Planungschaos beenden und die Energiewende beschleunigen.

Relativ unbeeindruckt von einer Kundgebung der Metaller vor dem Congress Centrum blieben unterdessen die Konferenzteilnehmer. Das Ziel einer installierten Leistung von 10 GW bis 2020 und von 25 GW bis 2030 sei nach wie vor erreichbar, sagte Hans-Joachim Otto, Maritimer Koordinator der Bundesregierung. Mit der jüngst verabschiedeten Novelle des Energiewirtschaftsgesetzes (s. HANSA 12/2012) seien wesentliche Rahmenbedingungen für weitere Investitionen geschaffen worden. »Für den Schiffbau, die Häfen und die Schifffahrt bieten sich großartige Perspektiven«, betonte Otto.

Auch der noch amtierende niedersächsische Ministerpräsident David McAllister stellte einmal mehr fest, dass er die Offshore-Windenergie für eine »Jahrhundertchance für die deutsche Küste« halte. Noch nicht gelöst sei jedoch das Problem der unzureichenden Kapitalausstattung von Nordsee-Netzbetreiber Tennet.

Tennet holt Mitsubishi an Bord

Mit Spannung erwartet wurden daher die Ausführungen von Tennet-Geschäftsführer Lex Hartman. Für ihn sei die entscheidende Frage, wie die Kapitalgeber auf die Gesetzesnovelle reagieren würden, machte der Niederländer deutlich. Nun werde sich zeigen, ob Fremdinves­toren in die Finanzierung von Offshore-Netzanbindungen einsteigen würden. »Ich kann Ihnen sagen: Die Warteschlange ist durch das Gesetz nicht länger geworden. Sie hat sich aber auch nicht aufgelöst.«

Noch vor Redaktionsschluss gab Tennet bekannt, dass eine bereits Anfang 2012 verkündete Partnerschaft mit der Mitsubishi Corporation vertraglich in trockene Tücher gebracht worden sei. Das japanische Unternehmen beteiligt sich mit 240 Mio. € an den Netzanbindungsprojekten »BorWin 1« und »BorWin 2« und plant zudem Investitionen von 336 Mio. € in die Projekte »DolWin 2« und »HelWin 2«.

Bei der Konferenz in Hannover forderte Hartman Politiker und Branchenvertreter auf, gemeinsam über ein Robustheitskriterium zu diskutieren: Es müsse sichergestellt werden, dass es künftig keine Windenergieanlagen ohne Leitungen gebe – dass es aber auch keine Leitungen gebe, wenn die Anlagen noch nicht fertig seien.

Nach dem Eingangsplenum ging es in drei Workshops um »Innovative maritime Technologien«, »Leistungsfähige Seehäfen« und »Sicherheit in Offshore-Windparks«. Die Offshore-Stiftung stellte erstmals öffentlich Ergebnisse aus ihrem Projekt »OffMaster« vor, in dessen Rahmen Chancen und Herausforderungen für die Hafen- und Werftwirtschaft herausgearbeitet worden waren. Unter dem Strich steht die Erkenntnis, dass sich den Werften im Offshore-Markt erhebliche Chancen bieten und dass bei den Häfen, vor allem auch mit Blick auf den europäischen Markt, ein Ausbaubedarf festzustellen ist. Angesichts des schwierigen Finanzierungsumfelds forderten Branchenvertreter erneut Finanzierungsinstrumente für den Spezialschiffbau und für den Ausbau der Hafeninfrastruktur.


Anne-Katrin Wehrmann