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Die Klassifikationsgesellschaft Germanischer Lloyd und der Prüf- und Zertifizierungskonzern Det Norske Veritas wollen sich zusammenschließen und streben die Marktführerschaft in ihrer Branche an


Die Schifffahrtskrise wirbelt die Branche durcheinander: Nachdem in den vergangenen Wochen bereits verschiedene Reedereien fusioniert haben oder zumin­dest darüber[ds_preview] verhandeln, beschlossen nun auch die beiden Klassifikationsgesellschaften Det Norske Veritas (DNV) und Germanischer Lloyd (GL) zusammenzugehen, wie am 20. Dezember 2012 überraschend in Hamburg verkündet wurde.

Unter dem Namen DNV GL Group soll so einer der weltgrößten Schiffsklassifi­zierer entstehen, der rund 17.000 Beschäf­tigte hat, 2,5 Mrd. € Umsatz macht und mit Vertretungen in rund 100 Ländern präsent ist. Dabei soll die DNV Foundation 63,5 % der Anteile halten, die übrigen 36,5 % sollen bei der Mayfair-Hol­ding um die Tchibo-Erben Günter und Daniela Herz liegen, die den GL im Jahr 2006 für 575 Mio. € gekauft hatten. Hauptsitz des neuen Unterneh­mens wird in Høvik nahe der norwegischen Hauptstadt Oslo sein, wo der DNV seine Zentrale hat.

Der Zusammenschluss zur DNV GL Group steht noch unter dem Vorbehalt der Zustimmung durch Kartellbehörden in mehreren Ländern. Der designierte CEO des Gemeinschaftsunternehmens, Henrik O. Madsen, drückte in der kurzfristig einberufenen Pressekonferenz vor Weihnachten jedoch seine Zuversicht aus, die Fusion, zumindest in Teilen, bereits zur Jahreshälfte 2013 umgesetzt zu haben.

Aufstellung in vier Geschäftsfeldern

Mit den Geschäftsfeldern »Maritime«, »Oil & Gas«, »Energy« und »Business Assurance« wird die DNV GL Group wesentliche Teile der maritimen Branche abdecken und will so ihre Position im Markt untermauern. »Die Transaktion gründet auf weitreichen­den strategischen Überlegungen. Sie ist unsere Antwort auf die Herausforderungen der weiter zunehmenden Globalisierung, des schnellen technologischen Wandels und der Notwendigkeit für eine nachhaltige Entwicklung«, sagte Madsen. Die Kunden würden von einer Zunahme der technologischen Expertise in allen Geschäftsbereichen profitieren, wie auch von der »einzigartigen globalen Präsenz«.

Stärken ergänzen sich

Der GL ist weltweit führend bei der Klassifikation von Containerschiffen, während der norwegische Partner, der künftig den Ton angeben dürfte, bei Tankern und Bulkcarriern deutlich stärker ist (siehe Tabelle). Durch die Fusion wird das neue Unternehmen künftig bei nahezu allen gängigen Schiffstypen führend vertreten sein.Der Geschäftsbereich »Maritime«, der die Klassifikation von über 13.000 Schiffen mit einer Gesamttonnage von 247 Mio. BRZ beinhaltet, soll von Hamburg aus geleitet werden. Durch den Sitz in der Hansestadt werde der maritime Standort Deutschland gestärkt, sagte Erik van der Noordaa, Vorstandsvorsitzender der GL-Gruppe.

Zudem wird die DNV GL Group zukünftig eine bedeutende Prüforganisation für die Öl- und Gasindustrie, Erneuerbare Energien und den Ausbau von intelligenten Stromnetzen sein und darüber hinaus den Fokus auf Managementzertifizierungen legen. Neben der Rolle als Klassifikations­gesellschaft will das fusionierte Unternehmen seine Kompetenz in energieeffizienten Schiffen weiter ausbauen sowie im Bereich Öl und Gas, bei der Prüfung und Beratung von Energiefördervorhaben, dem Energietransport und beim sicheren und wirtschaftlichen Anlagenbetrieb.

Den erneuerbaren Energien kommt ebenfalls eine große Bedeutung zu. So entsteht durch die Fusion auch in dieser Sparte einer der weltweit führenden Zertifizierungs- und Beratungsanbieter, der über langjährige Erfahrungen bei Energienetzen, dem wirtschaftlichen Betrieb von Windparks sowie im Projektmanagement und bei der Entwicklung internationaler Standards für die Zertifizierung von Windturbinen verfügt. Um ihre selbst gesteckten Ziele zu erreichen, will die neue Gruppe in Zukunft noch stärker auf Forschung und Entwicklung setzen.


TWG/nis