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Deerberg-Systems hat mehr als 900 Schiffe mit Systemen und Komponenten zur Abfall- und Abwasseraufbereitung ausgerüstet. Der Fokus liegt vermehrt auf maritimen Umweltschutzlösungen, die auf die individuellen Bedürfnisse der Reeder zielen
Die Zeiten, in denen Jochen Deerberg, Inhaber und Gründer der Oldenburger Firma Deerberg-Systems, Reedereien von notwendigen Umweltschutzsystemen überzeugen musste[ds_preview], sind vorbei. Heutzutage ist die Frage, nicht ob, sondern welches System auf einem Neubau installiert wird. Hier haben Reeder verschiedenste Präferenzen. Die Konfiguration der Systeme wird vor allem durch die Personenzahl an Bord und die dadurch zu behandelnden Abfallströme beeinflusst. Modernste Verbrennungstechnologie wie der Deerberg Movable Grate Incinerator, Nassmüll-Transport- und Entsorgungsanlagen mit Eingabestationen verteilt über viele Decks, Recyclingkompo­nen­ten zur Vorbereitung aller Wertstoffe für die Wiederverwertung an Land sowie Abwasseranlagen, die Schwarz- und Grauwasser fast auf Trinkwasserqualität bringen, gehören zum Standard.

»Zero Discharge« und Recycling

Große Reeder setzen heute zumeist auf eine »Zero Discharge Policy«, sodass bis auf behandeltes Abwasser nichts mehr über Bord gegeben wird. Inzwischen versuchen vor allem die Betreiber von Kreuzfahrtriesen, jeden Wertstoffstrom zu identifizieren, zu sortieren, vorzubehandeln und in dem jeweiligen Hafen mit Entsorgungs- und Wiederverwertungseinrichtungen anzulanden. Nur Reststoffe und organische Abfälle werden verbrannt.

Jochen Deerberg: »Die Fähigkeit, seinen Kunden zuzuhören, was sie konkret für Systeme benötigen, um ihre Flotte ökonomisch und ökologisch im Rahmen bestehender Vorgaben zu betreiben, macht am Ende den Unterschied. Qualität, Flexibilität und Service sind zusammengefasst die Zutaten, die es zu einer langfristigen und erfolgreichen Kundenbindung braucht«, weiß der Unternehmer.

Detail-Innovationen sind gefragt

Die aktuellen Innovationen von Deerberg befassen sich mit der Optimierung von Detailproblemen, wobei sich das Augenmerk auf den Transport und die Behandlung von Nassabfällen richtet. Food Waste Handling ist von jeher eine besondere Herausforderung an Bord eines Kreuzfahrtschiffes, da Speisereste in großen Mengen anfallen. So beschäftigen sich die Oldenburger

bereits seit rund 30 Jahren mit dem Engineering zeitgemäßer Lösungen. Währenddessen hat sich viel verändert. Von wasserbasierten Pulper-Waterpress-Systemen, die sich durch dezentrale Zerkleinerungseinheiten auszeichneten, über vakuumbasier­te Devatec-Systeme, welche nur noch eine Rohrleitung benötigten, bis hin zur Kombination beider Techniken.

Devatec Combi Continuous

Aktuelle Devatec-Combi-Systeme verfügen über dezentrale Mazeratoren, die über eine Vakuumrohrleitung mit kleinstmöglichem Durchmesser Lebensmittelabfälle in den zentralen Müllraum transportieren, wo sie entwässert, eventuell getrocknet und vermischt mit anderem brennbaren Müll dem Verbrennungsprozess zugeführt werden. Zur Optimierung dieses Prozesses hat Deer­berg eine Devatec-Combi-Continuous-Teststation aufgebaut, um die Steuerung der Anlage so zu verfeinern, dass Speisereste kontinuierlich in das System eingegeben werden können. So werden unnötige Wartezeiten an der Eingabestation verhindert, und Prozesse auf dem Schiff lassen sich so optimieren, dass es in Stoßzeiten nicht zu Rückstaus kommt.

Devatec-Metalldetektoren Reeder, die Devatec-Vakuum-Systeme bevorzugen (größerer Rohrdurchmesser mit zentraler Speisereste-Zerkleinerungseinheit) beklagen zumeist den Verlust von Besteck, das nicht nur unwiederbringlich verloren ist, sondern nachfolgende Systemkomponenten massiv beschädigen kann. So entstand die Idee, einen Metalldetektor zu entwickeln. »Zuerst mussten wir eine Induktionsspule finden, die in einem so hochhygienischen Umfeld wie einer Kreuzschifffahrts-Küche eingesetzt werden kann. Diese musste geeignet sein, Metall auch bei variierenden Durchschubgeschwindigkeiten zu erkennen, und wir mussten berücksichtigen, dass das Metall eventuell in einem großen Berg Speisereste versteckt ist«, so Claus Altenberg, Vice President Research & Development bei Deer­berg. Um den Detektor zu prüfen, hat sich das Unternehmen ebenfalls entschieden, hierfür einen Teststand aufzubauen, bevor er an Bord eines Schiffes eingesetzt wird.

Alternative Müllentsorgungs-konzepte – der Converter

Seit Längerem beschäftigt sich die Industrie mit der Frage nach Alternativen zu Verbrennungsöfen, die sowohl im Betrieb als auch im Ergebnis vergleichbare Resultate liefern. Es wird davon ausgegangen, dass in Zukunft in mehr und mehr Meeresregionen ein Verbrennungsverbot gelten wird – wie etwa in der Ostsee. Für Kreuzfahrtschiffe, die in diesen Regionen verkehren, bleibt immer weniger Zeit auf offener See, um die Abfälle an Bord zu verarbeiten.

Ein weiterer Aspekt in dieser Diskussion nährt sich aus dem Ansatz, Abfall als Energie­träger und nicht mehr nur als Müll zu verstehen. Ein neues Waste-Management-Konzept könnte z.B. aus der Kombination eines traditionellen Verbrennungsofens (1-Linie) und einer neuen Technologie wie dem Converter (1-Linie) bestehen. In der Zeit, in der sich das Schiff im Hafen, in Küstenregionen oder in Schutzzonen befindet, wird der Müll im Converter zerkleinert, getrocknet, sterilisiert und kompaktiert und kann somit über einen langen Zeitraum an Bord gelagert werden. Sobald sich das Schiff außerhalb der Schutzzonen befindet, würden die Reststoffe im Ofen verbrannt und mit entsprechenden Energierückgewinnungssystemen Dampf, Strom oder Ähnliches produziert.

Der Converter ist nicht wesentlich größer als bisherige Installationen, einfach zu bedienen, robust und zuverlässig im Betrieb. Der Müll kann unsortiert ins System gegeben werden, das Endprodukt ist steril und kann bedenkenlos gehandelt und gelagert werden. Darüber hinaus liegen die Investitionen in einem überschaubaren Rahmen. Der größte Vorteil besteht aber darin, dass der Prozess ohne Abgase auskommt und somit bedenkenlos in Häfen, Küstenregionen oder Schutzgebieten betrieben werden kann. Das Endprodukt ist hochenergetisch und kann sowohl auf dem Schiff als auch an Land als Energielieferant genutzt werden.

Fünf von sechs Kreuzfahrtschiffen, die in diesem Jahr abgeliefert werden, haben das Multi-Purpose-Waste-Management-System (MPWMS) von Deerberg an Bord. Insgesamt hat das Oldenburger Unternehmen 130 Kreuzfahrtschiffe, 45 Fähren, 74 Marineschiffe, 28 Superyachten, zwei Flusskreuzer, 20 Offshore- und Spezialschiffe sowie über 650 Handelsschiffe mit Systemen und Komponenten ausgerüstet.


DBS/TWG