Print Friendly, PDF & Email

Die Verbindung von Mensch und Technik wird enger. Mit Prozesssteuerungssystemen soll dies begleitet werden. Gedanken am Beispiel der »Costa Concordia«
Menschen machen Fehler. Damit muss man rechnen, selbst wenn man ein modernes Passagierschiff besteigt. Beim Unglück der »Costa Concordia« verloren[ds_preview] 32 Menschen ihr Leben. Die Versicherungen werden bezahlen. Es war nicht der erste Fall, und es wird nicht der letzte sein. Die Staats­anwaltschaft wirft dem Kapitän massives Fehl­verhalten vor. Der Autor hat den Unfall bis zur Grundberührung analysiert und erkennt aus der Sicht der Prävention einige Probleme und Lösungen, die mit der »guten Seemannschaft« zusammenhängen. Die Fähigkeit des Nautikers zur Voraussicht ist nicht der einzige, aber ein außerordentlich wichtiger Bestandteil der »guten Seemannschaft«.

Ist es aber angesichts der Bedingungen, unter denen heute die Schiffsführung stattfindet, noch möglich, komplizierte, komplexe, dynamische und zufällig ablaufende Prozesse zunächst in ihren Einzelheiten zu erfassen und zu bewerten, dann ihre komplexen Wechselwirkungen zu erkennen und zu verstehen und daraus schließlich Schluss­folgerungen für ihre zukünftige Entwicklung zu ziehen? Es werden Neugier und großer Mut erforderlich sein, die Möglichkeit menschlichen Fehlverhaltens als Bestandteil des eigenen Denkens und Handelns zu ergründen bzw. anzuerkennen. Selbstbewusst zu sein heißt auch, die Erkenntnis zu haben, nicht fehlerfrei zu sein. Nur so kann die Einheit von Mensch und Technik auf der Brücke funktionieren. Die Technik ist nahezu unbegrenzt leistungs­fähig, ihr fehlt zurzeit allerdings die Intelligenz, das Prozesswissen.

Der Mensch verfügt darüber, seine Leis­tungsfähigkeit ist an Grenzen gestoßen, bzw. er überschreitet sie von Fall zu Fall aus in der Regel kognitiven Gründen. Die »gute Seemannschaft« wird neue Bedeutung erlangen, die Verbindungen zwischen Mensch und Technik werden enger, und die Verlässlichkeit großer Prozesssteuerungssysteme wird die Entwicklung einer neuen Technikgeneration begleiten. Das soll eine Lehre aus dem Unfall der »Costa Concordia« sein.

Diethard Kersandt