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Thorsten Mackenthun und Burkhard Rösener haben die Geschäftsführung der Bremer Reederei Hanseatic Lloyd niedergelegt. Zudem ist Mackenthun vom Amt des Vorsitzers des Bremer Rhedervereins zurückgetreten
Die seit fünf Jahren andauernde Schifffahrtskrise hat auch in Bremen Folgen. Überraschend haben die Mitbegründer und Geschäftsführer der Bremer Reederei[ds_preview] Hanseatic Lloyd, Thorsten Macken­thun und Burkhard Röse­ner, das Unternehmen zum 31. März verlassen. Mackenthun hat zudem sein Amt als Vorsitzer des Bremer Rhe-dervereins niedergelegt, das er seit Juli 2007 innehatte. Die jüngst versandte Mitteilung enthielt nur wenige Sätze. Gesellschafter und Geschäftsführung hätten beschlossen, künftig getrennte Wege gehen zu wollen, heißt es. Der Grund: unterschiedliche Auffassungen über die strategische Ausrichtung des Unternehmens. Neuer Geschäftsführer werde Justus Kniffka, Hauptgesellschafter der Hanseatic Lloyd AG. Zu weiteren Kommentaren war keiner der Beteiligten bereit.

Gemeinsam mit dem 2009 verstorbenen Hauptgesellschafter Harro Kniffka hatten Mackenthun und Rösener im Januar 2001 die Unternehmensgruppe Hanseatic Lloyd gegründet. Sitz der Zentrale ist Uttwil auf der Schweizer Seite des Bodensees. Von Bremen aus hatte Mackenthun eine Flotte von zwölf Schiffen gesteuert; seit 2001 war er zudem Mitgeschäftsführer der Reederei Hansa Mare mit zuletzt acht Schiffen, an der Hanseatic Lloyd und die Bremer Schlüssel Reederei je 50 % der Anteile halten. Diesen Chefposten hatte Mackenthun dem Vernehmen nach bereits zum 31. Dezember vergangenen Jahres niedergelegt. Dass der 54-jährige Schifffahrtsfachmann nun gemeinsam mit Finanzchef Rösener auch bei Hanseatic Lloyd aufhört, sorgt selbst in der Branche für Überraschung. Burk­hard Rösener, 47 Jahre, gelernter Bank- und Diplomkaufmann, hatte sich als Experte in Steuer- und Finanzfragen maßgeblich um die Fondsgesellschaften bei Hanseatic Lloyd gekümmert, also um die Finanzierung der Schiffe.

Für die Bereitstellung und Finanzierung von zwei Stiftungsprofessuren an der Hochschule Bremen durch den Bremer Rhederverein war Mackenthun die Würde eines »Senators ehrenhalber« verliehen worden. Seit 2008 war er zudem im Verwaltungsrat des Verbands Deutscher Reeder (VDR) vertreten, während Rösener Mitglied einer Fachkommission der Bundesvereinigung war. 2009 richtete Mackenthun als einer von drei Schaffern für Haus Seefahrt die traditionelle Schaffermahlzeit in Bremen aus.

Unklar ist noch, welche strategische Ausrichtung Hanseatic Lloyd nehmen soll. Die Schifffahrtsbranche leidet erheblich unter der seit September 2008 anhaltenden Krise mit einem dramatischen Verfall der Transportpreise. Besonders betroffen sind die Trampreeder, die ihre Schiffe an die großen Linienreedereien verchartern. Oft sind dabei nicht einmal mehr die Betriebskosten gedeckt. Die fälligen Kapitaldienste bei den Banken können in vielen Fällen nur mit Mühe oder gar nicht mehr geleistet werden. Nach Ansicht von Experten soll sich der Markt frühestens in der zweiten Jahreshälfte 2014 erholen. Infolge von Überkapazitäten und niedrigen Charterraten rechnen Experten mit spürbaren Marktbereini­gungen. Koopera­tion und Konsolidierung sind in der Krise oft gehörte Stichworte. So hatte auch die Reederei Hansa Mare neun Containerschiffe an die Hammonia Reederei (Döhle-Gruppe) abgeben müssen. Die Schlüssel Reederei, die dadurch Bereederungsaufträge verlor, übernahm im Gegenzug die Hamburger Reederei Harms­torf.

Aus dem Markt war zuletzt zu hören, dass auch Hanseatic Lloyd seit dem vergangenen Jahr einen finanzstarken Partner oder Inves­tor gesucht hatte, um der Krise zu trotzen. Auf Druck der Banken musste das älteste der sechs Containerschiffe aus dem Markt genommen und soll verschrottet werden. Einer der vier Tanker muss zudem verkauft werden, um die anderen drei Schiffe zu »stützen«. Angeblich soll sich das Management Anfang des Jahres bereits mit einer großen Hamburger Reederei nahezu einig gewesen sein, bevor das Projekt auf der Zielgeraden doch noch gescheitert ist. Beide Geschäftsführer hatten sich laut Branchenkreisen für einen Zusammenschluss stark gemacht.