Ausgebootet!

Print Friendly, PDF & Email

Alle zwei Jahre trifft sich die maritime Branche mit Vertretern der Politik zur Na­tionalen Maritimen Konferenz, so zuletzt Anfang[ds_preview] April in Kiel wieder. Auch für die Journalistenzunft ist das ein fester Termin im Kalender. Umso überraschender war es für viele Medienvertreter, vom Gastgeber, dem Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie, ganz offiziell ausgebootet zu werden. Bei der Pressekonferenz und im Plenum durften Journalisten nach aufwendiger Akkreditierung und Sicherheitskontrolle noch dabei sein, die anschließenden Workshops jedoch – die eigentliche Arbeitsebene bei den maritimen Gipfeltreffen – waren ausdrücklich » n i c h t presseöffentlich«, wie in gesperrter Schrift in der Einladung deutlich wurde.

Bei den vergangenen sieben Nationalen Maritimen Konferenzen war dem nicht so, und es ist kein Skandal bekannt, der durch das Zuhören von Journalisten verursacht worden wäre. Von daher herrschte unter Pressevertretern, vor allem Fachjournalisten, eine große Verwunderung. Schließlich möchte doch jedes Medium sachlich und so gut informiert wie möglich berichten – und nicht nur auf die offiziellen Verlautbarungen zu Beginn und Ende der Veranstaltung angewiesen sein. Wie Sie, liebe Leser, im Nachbericht zur Nationalen Maritimen Konferenz (NMK) in dieser Ausgabe entnehmen können (ab S. 56), hat die HANSA am Ende durch ihr dichtes Netzwerk doch noch einen guten Einblick in die Vorgänge in Kiel erhalten – eine Verlässlichkeit auch in der Presse-Politik indes wäre wünschenswert gewesen.

Ohnehin stand das Thema Verlässlichkeit des Berliner Spitzenpersonals auf der NMK im Zentrum. Zu viele Kehrtwenden gab es in der Vergangenheit bezüglich der maritimen Agenda: Seien es die Lohnnebenkosten- und Ausbildungszuschüsse für Reeder, die Frage der Versicherungssteuer für Erlöspools oder die EEG-Förderung (Stichwort: Strompreisbremse). Auch die jüngsten, gravierenden Probleme um den Nord-Ostsee-Kanal wurden in Kiel unter der Fragestellung diskutiert, inwieweit die Politik angemessen auf Krisensituationen reagiert und welchen Glauben man ihren Worten schenken mag.

Immerhin hat Berlin auf der NMK ein Signal gegeben: Man weiß um die schwierige Lage an der Küste. Und man ist sich klar, dass die maritime Branche für eine Exportnation wie Deutschland überlebenswichtig ist. Das wurde in vielen symbolischen Gesten deutlich. Und Fortschritte in manchen Problembereichen gab es auch – siehe Versicherungssteuer, bei der in Kürze Rechtsklarheit herrschen wird. Der große Durchbruch in Richtung einer allumfassenden maritimen Agenda, freilich, kam nicht – und er war auch nicht erwartet worden. Ein Satz, immerhin, ist Erinnerung geblieben: »Wir können über den Wind nicht bestimmen, aber wir können die Segel setzen«, sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel und zitierte wiederum die alten Wikinger. Recht hat sie, es liegt in unserer Hand… Wir werden es beobachten – in zwei Jahren bei der nächsten NMK dann hoffentlich auch wieder offiziell. Ihr