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Von der Ansiedlung der Offshore-Windbranche auf Helgoland profitieren auch

solche Wirtschaftsakteure, die schon länger auf der Insel beheimatet sind. Der achte

Teil der HANSA-Serie stellt einige von ihnen vor.
Dass Helgolands Logistikdienstleister und auch der Tourismussektor Vorteile aus der Ansiedlung der Offshore-Branche ziehen können, haben die vorigen Folgen[ds_preview] der HANSA-Serie bereits gezeigt. Doch auch andere auf der Insel beheimatete Wirtschaftsakteure erhoffen sich neue Geschäftsfelder und Einnahmequellen von ihren neuen Nachbarn: So werden die Mit­arbeiter der Offshore-Unternehmen auf der Insel essen und trinken, einkaufen und vielleicht auch das eine oder andere Geschenk mit zum Festland nehmen.

Einer, der langfristig von der neuen Situation profitiert, ist Joachim Gehrmann, Eigentümer der Bootstankstelle im Binnenhafen. Schon sein Vorgänger hatte sich lange darum bemüht, wegen des geringen Tiefgangs dort einen Neubau der »letzten Tankstelle vor England« im Südhafen umzusetzen. Das war angesichts der Eigentumsverhältnisse (damals gehörte das Südhafengelände noch dem Bund, s. HANSA 1/2013) allerdings nicht möglich – bis RWE Innogy, WindMW und Eon Climate & Renewables ihren Einzug ankündigten, die Gemeinde Helgoland einen großen Teil des Geländes übernahm und das Projekt »neue Tankstelle« in die Erschließung integriert werden konnte. Jetzt sollen mit dem Bau der neuen Südkaje die Leitungen für die Tankstelle gleich mit gelegt und entlang der Kaje drei Zapfsäulen aufgestellt werden. Gehrmann inves­tiert nach eigenen Angaben 1,3 Mio. € in das Projekt und hofft, im Herbst 2014 an den Start gehen zu können: »Dann werden bei uns auch die großen Yachten tanken können, denen wir bisher absagen mussten – und natürlich die Schiffe der Offshore-Firmen.«

Investitionen in die Zukunft

Im Bereich der Zimmervermietung macht sich schon jetzt eine verstärkte Nachfrage bemerkbar. Nicht nur das Designhotel Atoll ist für die nächsten zehn Jahre komplett ­ausgebucht, weil WindMW-Mitarbeiter dort wohnen: Auch der Helgoländer Hotelier Detlev Rickmers hat einen guten Teil der Kapazitäten seiner Hotels und ­Appartementhäuser mittel- oder langfristig an Offshore-Unternehmen vermietet. Vor allem in der Bauphase der Parks, also in diesem und im kommenden Jahr, sei der Bedarf groß, sagt Rickmers. In dieser Zeit stünden rund die Hälfte seiner knapp 200 Zimmer mit mehr als 350 Betten nicht für Touristen zur Verfügung.

Der Geschäftsmann freut sich über die sicheren Einnahmen – und sieht die aktuelle Lage zugleich kritisch, weil der Insel durch die Einzelbelegung der Zimmer Konsumenten fehlen werden. »Mein Ansatz ist es, den Offshore-Schwung mitzunehmen und das Geld in weitere Projekte zu investieren, um den Tourismus dadurch nachhaltig zu stärken«, erläutert er. So habe er zuletzt bereits drei Häuser auf der Insel erweitert und modernisiert, zudem plane er einen hochwertigen Neubau mit dem Titel »Terrassensuiten«. Rickmers: »Wenn der erste Schwung von Offshore-Mitarbeitern wieder weg ist, sind das alles Unterkünfte, die langfristig und in neuer Qualität für die Touristen da sein werden.«

Als technischer Partner für die Offshore-Branche sehen sich die in erster Linie für die Versorgung der Insel mit Fernwärme und Wasser zuständigen Versorgungsbetriebe Helgoland (VBH). Mit der Schiffs­dieseltechnik Kiel GmbH, die von Helgoland aus Offshore-Schiffe warten und reparieren will, ist bereits ein Kooperationsvertrag unterzeichnet worden. Angedacht ist darüber hinaus eine Zusammenarbeit mit dem in Husum beheimateten Bildungszentrum für Erneuerbare Energien. »Das könnte so aussehen, dass wir hier elektrotechnische Schulungen für die Mitarbeiter von Offshore-Firmen anbieten«, erläutert VBH-Prokurist Kay Martens. »Wenn sie ohnehin bestimmte Lehrgänge auffrischen müssen und wegen schlechten Wetters nicht in die Windparks kommen, könnten sie so die Zeit sinnvoll nutzen.« Auch im Bereich Arbeitssicherheit seien Schulungs-angebote denkbar.

Was genau die Versorgungsbetriebe demnächst an neuen Aufgaben erwarten wird, lasse sich zwar derzeit noch nicht abschätzen, meint Martens. »Aber es wird sicherlich ein interessantes Aufgabenspektrum auf uns zukommen. Wenn wir uns neben der Versorgungsaufgabe auch als technischer Dienstleister etablieren, können wir weiterhin vielleicht sogar unser wichtiges Angebot an qualifizierten Ausbildungs- und Arbeitsplätzen für Helgoland erweitern.«

Neue Arbeitsplätze wollen auch die Unternehmen schaffen, die sich zuletzt in der Hoffnung auf Teilhabe am Offshore-Windgeschäft auf Helgoland angesiedelt haben. Um sie geht es im neunten Teil der HANSA-Serie.
Anne-Katrin Wehrmann