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Die Marineschifffahrtsleitstelle gewinnt zunehmend an Bedeutung. Nicht zuletzt die

Bedrohung durch Piraten zeigt, wie sehr zivile und militärische Stellen zum Schutz von Handelsrouten und einzelnen Schiffen darauf angewiesen sind, zusammenzuarbeiten
Über die Tätigkeit der Dienstelle, die ihren Sitz in der Reichspräsident-Ebert-Kaserne im Hamburger Stadtteil Iser­brook hat, informierte[ds_preview] sich jüngst der Inspekteur der Deutschen Marine, Vizeadmiral Axel Schimpf, in Gesprächen mit Mitar­beitern und dem Dezernatsleiter, Fregattenkapitän Kai Knafla.

Dabei stellten die Mitarbeiter der Dienststelle ihre derzeit laufenden Projekte vor. Die Marineschifffahrtsleitung der NATO hat sich in den vergangenen Jahren stark gewandelt. Nach dem Ende des Kalten Krieges wurde sie zu einem kooperativen System, mit dem die zivile Schifffahrt im Interesse der eigenen Sicherheit freiwillig zusammenarbeitet. Es trägt die Bezeichnung Naval Co-operation and Guidance for Shipping (NCAGS). Das danach benannte und speziell entwickelte NCAGS-Verfahren unterstützt die Handelsschifffahrt sowohl im Frieden wie auch in Spannungsfällen, Krisen und in Kriegssituationen. Es gibt Anleitung zu Verhaltensweisen, berät, hilft in Notfällen und übernimmt bei Bedarf die Aufsicht über Aktionen. Das Ziel ist es, die weltweiten Interessen der Handelsschifffahrt zu schützen, die Sicherheit der Handelsschifffahrt zu erhöhen und militärische Operationen zu unterstützen.

Ein konkretes Beispiel sind die angebotenen Konvois durch pirateriegefährdete Gebiete vor der ostafrikanischen Küste. Die Verfahren verlangen aber auch Zusammenarbeit zwischen den Beteiligten. So erwarten die NCAGS-Organisationen im Gegenzug von teilnehmenden zivilen Schiffen Informationen über ihre Positionen und Bewegungen, um ein möglichst vollständiges Lagebild aufbauen zu können. In dem Gespräch mit dem Inspekteur wurde deutlich, dass sich der Schutz der Seefahrt in Zukunft nicht nur auf Schiffe erstrecken wird, sondern auch auf Hafenanlagen und Anlagen auf See, wie beispielsweise Bohrinseln und Windparks gegen terroristische Angriffe. Um ihre Aufgaben erfüllen zu können, bildet die Marineschifffahrtsleitstelle Handelsschiffsoffiziere für Aufgaben im zivilen Anteil der NCAGS-Organisation und Reserveoffiziere der Marine für militärische Schifffahrtsleitaufgaben aus. Dezernatsleiter Knafla sagte: »Wir benötigen Reservisten, die Schifffahrtserfahrung beispielsweise als Lotsen haben und bereit sind, Übungen als Reserveoffiziere zu leis­ten.« In dieser Funktion könnten sie das Verständnis beider Seiten für die jeweiligen Belange erhöhen.

Denn obwohl beide Seiten zur See fahren, treffen bisweilen zwei Welten aufeinander, was in manchen Situationen die Zusammenarbeit im Sinne der Sicherheit erschwert. So herrschen auf einem Marineschiff andere technische Voraussetzungen als auf einem Handelsschiff, sind bei der Marine bestimmte Kommunikationswege vorgeschrieben und wird das Vorgehen im Einsatz von Mandaten und anderen politischen Vorgaben bestimmt.

Vizeadmiral Schimpf stellte fest: »In den vergangenen Jahren hat sich das Verständnis beider Seiten füreinander spürbar verbessert. Das ist nicht zuletzt auf die Tä­tigkeit der Marineschifffahrtsleistelle zurückzuführen.«


Eigel Wiese