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Laut einer jüngst veröffentlichten Studie von bleibt die Auslastung der Flotten 2013 auf niedrigem Niveau. Die Mehrheit der Reeder sieht demnach keine Markterholung am Horizont. Schiffe sollen daher verstärkt gemeinsam finanziert und genutzt werden


Die deutsche Handelsflotte geht in schwe­rer See auf Koopera­tionskurs: Ange­sichts anhaltender Unterauslastung setzen immer mehr Reeder auf[ds_preview] eine Zusammen­arbeit bis hin zur Gründung von Platt­formen, die Schiffe kaufen und betreiben. Wie aus der nunmehr fünften jährlichen Branchenumfrage der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC hervorgeht, arbeiten bereits gut 40 % der 100 befragten Reeder in einzelnen Geschäftsbereichen eng mit anderen Unternehmen zusammen, 50 % wollen in den kommenden Monaten eine (weitere) Kooperation eingehen.

»Die verstärkte Zusammenarbeit der Reeder ist eine unmittelbare Reaktion auf das Überangebot an Flottenkapazitäten, dem resultierenden Preiskampf und der schlechten Ertragslage. Wir gehen davon aus, dass weitere sogenannte Plattformlösungen entstehen werden«, kommentiert Claus Brandt, Partner und Leiter des maritimen Kompetenzzentrums bei PwC.

Auch die befragten Reeder gehen von einer fortschreitenden Konsolidierung der deutschen Branche aus. Gut vier von fünf Unternehmen rechnen 2013/2014 mit mehr Fusionen und Zusammenschlüssen, und knapp 90 % der Befragten sind der Ansicht, dass viele Reedereien das laufende Jahr nicht überstehen werden. Von den kleineren Unternehmen mit weniger als 100 Mitarbeitern teilen sogar alle diese Einschätzung.

Keine Markterholung am Horizont

Die erwartete Konsolidierung hängt eng mit der unbefriedigenden Marktentwicklung zusammen. So berichten aktuell wie schon 2012 nur rund 70 % der Reeder über eine voll ausgelastete Flotte, in den Jahren 2011 und 2010 lag die Quote bei 86 % bzw. 80 %. Eine schnelle Markterholung ist nicht in Sicht: Derzeit sehen nur noch 43 % der Reeder ihr Unternehmen auf Wachstumskurs, in der Umfrage von 2012 sagten dies noch 53 %.

Auch die Branchenperspektiven werden mehrheitlich düster beurteilt. Mit 55 % der Reeder ist ein nahezu ebenso großer Teil der Befragten wie im Vorjahr (56 %) der Ansicht, dass sich die Schifffahrtsmärkte nicht kurzfristig erholen werden. An einen Bedeutungszuwachs der deutschen maritimen Wirtschaft nach dem Ende der Krise glaubt nur noch einer der hundert befragten Reeder, im Jahr 2012 teilten diese Einschätzung noch 5 % und 2011 immerhin 13 % der Umfrageteilnehmer.

Neue Kapitalquellen

Doch leiden die deutschen Reeder nicht nur unter der schwachen Nachfrage, sondern auch unter den schwieriger werdenden Finanzierungsbedingungen. Bei Schiffsfinanzierungen liegt die geforderte Eigenkapitalquote mittlerweile bei durchschnittlich gut 44 % gegenüber 38 % im Jahr 2009. »Hinzu kommt, dass viele Kredit- und Kapitalgeber in Deutschland ihr Engagement bei der Schiffsfinanzierung drosseln oder sogar ganz aufgeben. Selbst Unternehmen, die die hohen Eigenkapitalforderungen erfüllen können, bekommen daher nicht immer den gewünschten Kredit«, erläutert Brandt.

Dementsprechend sehen sich die Reeder verstärkt nach Finanzierungsalternativen um. Sieben von zehn Befragten wollen neue Kapitalquellen erschließen oder auch neue Gesellschafter an Bord nehmen. Zudem geht die Mehrheit der Unternehmen davon aus, dass ausländische Geldgeber »sicher« (37 %) oder zumindest »wahrscheinlich« (53 %) wichtiger werden.

Die Kombination aus schwierigen Markt- und widrigen Finanzierungsbedingungen dürfte dazu führen, dass die deutsche Handelsflotte kleiner wird. Schiffsneubauten wollen 2013 nur noch 32 % der Reeder in Auftrag geben (2012: 34 %, 2011: 40 %). Gleichzeitig ist der Anteil der Befragten, die sich von Schiffen in der Flotte trennen wollen, von 43 % im Jahr 2012 auf aktuell 58 % drastisch gestiegen. Auf der anderen Seite wird die Restrukturierung der Schiffsportfolios auch von Effizienzargumenten vorangetrieben. Von den Reedern, die Schiffsneubauten in Auftrag geben, halten 93 % Investi­tionen in verbrauchsarme Antriebstechnik und ein möglichst strömungsgünstiges Design für besonders wichtig. Auf die Realisierung höherer Transportkapazitäten je Schiff kommt es demgegenüber nur 45 % der Reeder an, und Automatisierungstechnik zur Personaleinsparung ist lediglich für 27 % ein wesent­liches Inves­titionsziel.

Druck auf das Personal steigt

Die Konsolidierungstendenzen in der Branche haben aller Voraussicht nach auch negative Folgen für die Beschäftigungsentwicklung. Zwar wollen immer noch vergleichsweise wenige Reeder Mitarbeiter entlassen, der Anteil der Unternehmen mit Kündigungsabsichten ist allerdings gegenüber 2012 von 12 % auf 16 % gestiegen. Auf der anderen Seite wollen nur noch 40 % der Unternehmen im laufenden Jahr neues Personal einstellen, während im Vorjahr noch 51 % diese Absicht äußerten.