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Auf seinem »Channel Trip 2013« durch die Nordsee und den Englischen Kanal stellte der schwedische Motorenhersteller im Juni und Juli einem interessierten Fachpublikum sein neues Inboard Performance System IPS900 vor.
Ganze 1.850 Seemeilen waren die schwedischen Motorenexperten auf ihrer Rundreise von Göteborg über Bremerhaven bis nach Cherbourg und zurück unterwegs[ds_preview], um die neueste Auskopplung ihrer IPS-­Serie zu präsentieren: das IPS900. Während des 27-tägigen »Channel Trips« stieß das ab Anfang 2014 erhältliche Antriebssystem für Gleiter und Halbgleiter bei Werftvertretern, Reedereien, möglichen staatlichen Auftraggebern und der Fachpresse auf großes Interesse – zumal auf dem hauseigenen Testboot »Penta 80« (technische Daten siehe rechts) selbst Hand angelegt werden durfte. Mit seiner Joystick-Steuerung erlaubt das IPS-System eine intuitive Lenkung und bringt – in Anlehnung an den BMW-Slogan – regelrechte »Freude am Fahren«, wie sich die Teilnehmer selbst überzeugen konnten.

Ursprünglich aus der Freizeitschifffahrt kommend, will Volvo Penta mit dem Inboard Performance System nun auch nachdrücklich die Berufsschifffahrt erobern.

Dabei greift das Unternehmen mit insgesamt 16.000 verkauften IPS-Antrieben seit 2004 auf einen reichen Erfahrungsschatz zurück. Geeignet sei die aus einem Dieselmotor und zwei individuell lenkbaren Pod-Antrieben bestehende Antriebs­lösung für schnelle Arbeits- und Behördenschiffe, etwa Polizei- und Lotsenboote oder Crew Transfer Vessels für Offshore-Windparks, aber auch für Küstenwach- und Patrouillenboote sowie kleinere Hafen- oder Ausflugsfähren mit einem Fahrprofil zwischen 20 und 40 kn. Als Verkaufsargumente dienen dem Hersteller der hohe Fahrkomfort, gute Manövriereigenschaften und ein um rund ein Drittel niedriger Kraftstoffverbrauch im oberen Geschwindigkeitsbereich. Die Emissionen sind entsprechend gering und liegen unterhalb der ab Januar 2014 geltenden Grenzwerte nach US EPA Tier III (EPA = Environmental Protection Agency), die gegenüber EPA Tier II einen um 40 % geringeren Partikelausstoß im Abgas erfordern sowie eine Reduktion der Stickoxide und Kohlenwasserstoffe um 20 %.

Zum Einsatz kommt beim neuen IPS900-Paket der bewährte Volvo-Penta-Motor vom Typ D13, der speziell für den Einsatz auf Schiffen mit Rating 3 (mittlere Nutzungsintensität, ca. 2.000 Betriebsstunden im Jahr) auf 700 PS gedrosselt wurde. Durch die niedrigere Motorlast sowie geringere Öl- und Abgastemperaturen steigt die Lebensdauer entsprechend. Zudem verlängern sich die Serviceintervalle, für Ölwechsel beispielsweise von 400 auf 500 Stunden, Propellerwellendichtungen müssen statt nach 1.200 erst nach 3.000 Stunden gewechselt werden. Das IPS900-Paket nach Rating 3 ist typgenehmigt und klassifizierbar (DNV HSLC). In 18.000 Fahrstunden hat Volvo Penta das System auf Herz und Nieren geprüft.

Das auf den Testfahrten zum Einsatz gekommene Boot »Penta 80« ist mit Volvos Electronic Vessel Control (EVC) ausgerüstet. Diese ganzheitliche CAN-Bus-basierende Plattform (CAN = Control Area Network) verknüpft alle elektrischen Funk-

tionsträger an Bord, inklusive Motormanagement, Diagnosefunktion, Instrumentierung, Zubehör usw. Zwei Steuerkonsolen sind auf der Brücke installiert, eine an Oberdeck sowie eine Notsteuerkonsole im Maschinenraum. EVC erlaubt die Steuerung via Autopilot und die Integration eines Dynamic Positioning Systems (DPS). Das DPS ist bei einer Geschwindigkeit von unter 3 kn aktivierbar und hält automatisch die Position des Schiffes. Im Gegensatz zu vielen anderen Fahrzeugen ist daher kein Bugstrahlruder zum Positionieren nötig.

Im normalen Fahrbetrieb dient der Joystick zur Steuerung, im Docking-Modus mittels eines kleinen Drehrades auch zur Regulierung der Geschwindigkeit. Zudem kann das Schiff über den Joystick und die intelligente Podsteuerung bequem vorwärts, rückwärts und seitwärts bewegt werden. Der maximale Lenkeinschlag beträgt 22,5 Grad und erlaubt eine enge Kurvenfahrt. Volvo Penta betont, dass sich mit dem IPS-System ausgerüstete Schiffe auch mit einem Antriebsstrang gut steuern lassen, sollte der andere einmal ausfallen. Dabei verliere das Schiff lediglich 10–15 % seiner Manövrierfähigkeit.

Grundsätzlich eignet sich die IPS-Lösung auch für Nachrüstungen, wenn entsprechende Änderungen an der Rumpfform durchgeführt werden können, betont Volvo Pentas Sales Manager Jürgen Kühn. Optimalerweise jedoch kommt das IPS bei Neubauten zum Einsatz und wird bereits in der Designphase des Schiffes berücksichtigt.

Volvo Penta unterstützt beratend bei der Rumpfentwicklung. Denn am Rumpf wirken starke Antriebs- und Steuerkräfte, da an der Grundplatte die beiden Pods mit integriertem Wendegetriebe und nach vorn gerichteten, ziehenden Schrauben befestigt sind. Zudem hat Volvo in extensiven Crashtests die optimale Position und Befestigungsart der Antriebseinheiten am Rumpf ermittelt. Bei einer Grundberührung sollen die Antriebe sauber abscheren, ohne dass ein Leck entsteht und Wasser ins Schiff eindringt