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Die Motoren S90ME-C10.2 und G95ME-C9.2 gehören zu den stärksten, die MAN im Zweitaktbereich bislang auf den Markt gebracht hat. Jüngste Aufträge bestätigen zudem den Trend zu Anwendungen mit Gas, auf den der Hersteller mit ME-LGI reagiert
Ende Juni hat MAN Diesel & Turbo in Kopenhagen zwei neue Zweitaktmotoren vorgestellt. Die Typen mit den Bezeichnungen S90ME-C10.2 und[ds_preview] G95ME-C9.2 sollen dem Hersteller zufolge die Antriebseffizienz von Großcontainerschiffen deutlich erhöhen und somit zu signifikanten Einsparungen beim Bunkerverbrauch füh­ren (Abb. 3). Beide siedeln sich

im obersten Leistungsbereich der Zweitakt-Motorenpalette an und ermöglichen – je nach Entwurfsgeschwindigkeit – unterschiedliche Anwendungsprofile (Abb. 4). Die Lieferzeit ab Auftragserteilung gibt MAN für den Typ S90ME-C10.2 mit zwei bis vier Monaten und den Typ G95ME-C9.2 mit neun bis elf Monaten an.

Der S90ME-C10.2 ähnelt dem etablierten Motor vom Typ S90ME-C9.2. Während die äußeren Abmessungen unverändert geblieben sind, wurden aufgrund des etwas höheren mittleren Arbeitsdrucks leichte Anpassungen vorgenommen. So wurde das Design des Kurbelwellenlagerzapfens modifiziert, ebenso die Stegbreite sowie der Pleuel. Weitere kleine Unterschiede bei der Größe und Anzahl von Turboladern und hydraulischen Pumpen sind MAN zufolge im Verhältnis von Leistung und Drehzahl begründet.

ME-LGI-Konzept

Zeitgleich präsentierte MAN das neue ME-LGI-Konzept (LGI = Liquid Gas Injection). Damit ist nun auch die elektronisch gesteuerte Einspritzung flüssiger Kraftstoffe mit niedrigem Flammpunkt wie Methanol oder LPG (Liquefied Petroleum Gas) möglich (Abb. 1). Die ME-LGI-Technik eigne sich für alle langsamlaufenden Motoren, teilte MAN mit, und zwar für fabrikneue wie auch umgerüstete Einheiten.Die Erweiterung des Dual-Fuel-Portfolios begründete Ole Grøne, Senior Vice President Low Speed Promotion & Sales bei MAN Diesel & Turbo, mit der wachsenden Nachfrage nach derartigen Lösungen angesichts der hohen Bunkerpreise und stetig steigenden Umweltanforderungen: »Wir sehen zurzeit eine zunehmende Zahl von Neubauten mit Dual-Fuel-Antrieb.« Der Ende 2012 im Markt eingeführte ME-GI-Motor sei rasch auf großes Interesse gestoßen, was den steigenden Bedarf nach Alternativen zu HFO unterstreiche.

Das ME-LGI-Konzept erlaube nun auch die Verwendung u.a. von Methanol, LPG, Dimethylether (DME) oder (Bio-)Ethanol. Gerade für Methanol als schwefelfreien Kraftstoff sieht MAN durch die Einführung der SECA-Zonen künftig ein signifikantes Marktpoten­zial. An einer Tier-III-kompatiblen ME-LGI-Version arbeitet MAN eigenen Angaben zufolge bereits.

Kurz nach der Vorstellung des neuen Antriebskonzepts vermeldete der Motorenhersteller sogleich den ersten Auftrag. Das zur Methanex Corporation gehörende Unternehmen Waterfront Shipping aus Vancouver unterzeichnete eine Absichtserklärung zum Kauf von vier Motoren vom Typ G50ME-LGI, die auf den Produkten- und Chemikalientankern der Reedereiflotte zum Einsatz kommen sollen. Als Liefertermin ist Mitte 2015 vorgesehen. Die Maschinen werden den Angaben zufolge mit einem Gemisch aus 95 % Methanol und 5 % Dieselkraftstoff

betrieben.

Dual-Fuel-Großaufträge aus Asien

Zudem verbuchte MAN Diesel & Turbo Aufträge über die Lieferung von insgesamt 35 Dual-Fuel-Großdieselmotoren für Flüssiggastanker aus China und Japan. Der Wert der Aufträge liegt insgesamt bei rund 100 Mio. €. Für ein Konsortium aus CSLNG aus Schanghai, einer Tochtergesellschaft von China Shipping, Sinopec Kantons und MOL liefert MAN 30 Dual-Fuel-Motoren des Typs 51/60DF für insgesamt sechs Flüssiggastanker. Die Neubauten sind die ersten großen LNG-Tanker mit einem elektrischen Antriebssystem auf der Basis von Dual-Fuel-Motoren, die in China gebaut werden. Die Schiffe mit einer Nutzlast von jeweils 174.000 m3 werden auf der Hudong-Zhongua-Werft in der Nähe von Schanghai gebaut. Das »Steel Cutting« für das erste Schiff findet im Januar 2014 statt. Das sechste Schiff wird im vierten Quartal 2017 ausgeliefert. Die Tanker werden Flüssig­Erdgas im australischen Gladstone laden und zu den chinesischen Einfuhrterminals in Qingdao, Beihai, Tianjin, Lianyungang und Wenzhou liefern.

Zusätzlich liefert MAN Diesel & Turbo fünf Dual-Fuel-Motoren desselben Typs für einen Flüssiggastanker von Kawasaki Heavy Industries nach Japan. Der Tanker mit einer Nutzlast von 182.000 m3 wird auf der Kawasaki-Sakaide-Werft im Südwesten Japans gebaut. Die Lieferung der Motoren ist für 2014 geplant, wie MAN berichtete. Die Motoren für beide Aufträge werden im Augsburger Werk des Unternehmens produziert, wo sie auch entwickelt wurden.