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Die Offshore-Branche spielt weiterhin eine wichtige Rolle bei deutschen Zulieferern. Neue Märkte bieten zusätzliche Chancen, die Position weiter auszubauen
Die Arbeitsgemeinschaft Schiffbau- und Offshore-Zulieferindustrie des Verbands Deutscher Motoren- und Anlagenbau (VDMA) blickt optimistisch in die Zukunft. Das begründete[ds_preview] Alexander Nürnberg, Vorstandsvorsitzender der VDMA Schiffbau- und Offshore-Zulieferindustrie und Geschäftsführer von Hatlapa, mit steigenden Auftragseingängen abseits der Handelsschifffahrt. »Die Erschließung neuer Kundengruppen und Marktsegmente haben wir erfolgreich fortgesetzt. Während die großen Schiffbauländer China und Korea derzeit wenig Neuaufträge für Handelsschiffe melden, konnten wir dafür mehr Aufträge im Offshore-Markt, aber auch im Retrofit-Bereich und im Service hereinholen«, so Nürnberg auf einer Pressekonferenz des Verbands in Hamburg.

Die Schiffbau- und Offshore-Zulieferindustrie, in Deutschland rund 400 Unternehmen stark, verzeichnete im vergangenen Jahr insgesamt einen leichten Umsatzzuwachs von 1 % auf 11,6 Mrd. €. Die Spanne zwischen einzelnen Unternehmen sei aber sehr groß, je nach Abhängigkeit von einzelnen Teilmärkten, erklärte der Vorstandsvorsitzende und machte deutlich, dass deshalb nicht alle Unternehmen Gewinne erwirtschaften konnten. Für das kommende Jahr rechnet der Verband aufgrund der steigenden Auftragslage freilich mit einem größeren Umsatzwachstum. Einige auf Spezialschiffe fokussierte Unternehmen erzielen bereits deutliche Zuwächse.

Neue Märkte eröffnen Chancen

Der Eingang von Aufträgen aus dem Ausland legte 2012 um 4 % zu und auch für dieses Jahr zeichnet sich hier eine positive Entwicklung ab. Asien ist weiter der führende Exportmarkt deutscher Zulieferer. Nach China (17 %) werden trotz eines Rückgangs von 5 % weiterhin die meisten Waren geliefert. Insgesamt verbesserte sich der Export nach Asien sogar um 1 % auf 39 %, 33 % der Auftragseingänge kamen aus dem europäischen Ausland. Chancen bieten vor allem neue Exportmärkte wie Brasilien, dessen Wachstum auf der Nachfrage aus dem Öl- und Gas-Segment basiert. Anders als bei Handelsschiffen ist auf dem Markt der Spezialschiffe, zu dem auch Errichterschiffe zählen, über Jahre eine konstant positive Entwicklung zu erkennen. Diese Branche hat bei Weitem nicht so unter der Schifffahrtskrise gelitten.

Bezüglich der Offshore-Öl- und Gas-Industrie gibt es weiterhin einen wachsenden Bedarf an hochwertigem und zuverlässigem Equipment. Verfügbarkeit, schnelle Reaktionszeiten und hohe Umwelt- und Sicherheitsstandards sind hier die entscheidenden Wettbewerbsvorteile deutscher Zulieferer. Ein weiterer bedeutender Markt ist das Retrofit-Geschäft. Auch hier gibt es eine verstärkte Produktnachfrage. Als Kern-Knowhow der Deutschen ist die Energieeffizienz zu sehen. Diesbezüglich hat die deutsche Hightech-Industrie einen hervorragenden Ruf und einen technologischen Vorsprung.

Spezialschiffe sind im Fokus

Die Unternehmen haben durch Strategieänderungen zu der positiven Entwicklung beigetragen. Viele haben ihr Portfolio an die steigenden Anforderungen der Kunden angepasst. Nachgefragt werden im verstärkten Maße ganzheitliche Lösungen. Darauf reagierte unter anderen auch Zeppelin Power Systems. Das Kerngeschäft des Unternehmens sind Schiffsantriebsanlagen auf Basis der MaK- und Caterpillar-Motoren. Während sich Zeppelin Power Systems in der Vergangenheit hauptsächlich auf das Container- und Feeder-Geschäft konzentrierte, stehen mittlerweile auch Spezialschiffe im Fokus. Das Unternehmen bietet darüber hinaus in zunehmendem Maße ganzheitliche Lösungen an, »um die Lifecycle-Kosten für die Kunden zu senken«, bekräftigte Volker Poßögel, CEO von Zeppelin Power Systems. Hatlapa hat ebenfalls den Blick für Märkte abseits der Handelsschifffahrt geschärft. »Wir machen etwa ein Drittel des Umsatzes mit Spezialschiffen«, erklärte Hatlapa-Geschäftsführer Nürnberg.

Für Unmut sorgte unterdessen, das Inkrafttreten der geplanten IMO-Tier-III-Umweltbestimmungen um fünf Jahre nach hinten zu verschieben. »Unsere bisherigen Entwicklungsaufwendungen für eine saubere Motorentechnik sind schon ausgegeben und belasten unsere Bücher«, kritisierte Poßögel.