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Die Offshore-Windbranche bringt neue Arbeitsplätze nach Helgoland, das Personal

dafür wird teilweise auf dem Festland rekrutiert. Der zehnte Teil der HANSA-Serie

stellt drei der »Inselneulinge« vor.
Helgolands Bürgermeister Jörg Singer rechnet langfristig mit 150 Arbeitsplätzen, die im direkten Zusammenhang mit der Ansiedlung der Offshore-Windbranche auf[ds_preview] der Insel entstehen, und hofft auf bis zu 40 neue Einwohner. Einer von denen, die jetzt schon da sind, ist Thilo Denker. Dabei ist der 46-Jährige so neu gar nicht: Als gebürtiger Helgoländer kennt er die Vorzüge des Insellebens und ist froh, nach insgesamt fast 25 Jahren unter anderem in den USA, in Hamburg, Frankfurt und Garmisch-Partenkirchen nun wieder zurück in der Heimat zu sein. »Meine Frau und ich waren der Hektik des Festlands schon länger überdrüssig«, erzählt Denker. »Wir hatten uns darum schon vor einiger Zeit einen letzten Umzug nach Helgoland vorgenommen, sobald es hier adäquate Ganzjahresjobs geben würde.«

Als der frühere Manager von den Plänen der Offshore-Branche hörte, sah er den richtigen Zeitpunkt für gekommen. Im März 2012 packte er mit seiner Frau die Umzugskartons und übernahm zunächst für ein Jahr einen Übergangsjob, bevor er schließlich eine dauerhafte Anstellung bei Siemens fand. Der Turbinenproduzent installiert und wartet die Anlagen für den Meereswindpark »Meerwind Süd/Ost«: Denker ist in seinem Büro am Südhafen als Site Administrator für die Logistik zuständig und sorgt dafür, dass die Techniker aus unterschiedlichen europäischen Ländern rechtzeitig an ihrem Arbeitsplatz eintreffen. »Bisher haben wir es noch nicht einen Tag bereut, hergezogen zu sein«, sagt er.

Mehr Lebensqualität auf der Insel

So geht es auch Alexander Matern, der mit seiner Frau ebenfalls schon den Wunsch nach Inselleben hatte, bevor es dort den passenden Job für ihn gab. Vor einem knappen Jahr konnte der frühere Kfz-Mecha­niker dann als Servicetechniker bei der Schiffsdieseltechnik Kiel (SDT) anheuern und erledigt seither in deren Helgoländer Niederlassung die anfallenden Büroarbeiten, wartet und repariert Schiffsmotoren und übernimmt Offshore-Aufträge. »Von der Insel war ich schon immer begeistert«, berichtet der 30-Jährige, der als Kind oft wegen seines Heuschnupfens die Ferien dort verbrachte. Im Laufe der Jahre habe sich seine Frau von seiner Begeisterung anstecken lassen. »Die Ruhe, die Natur, das Meer – das gefällt uns alles richtig gut hier«, sagt er. An seinem alten Wohnort im Ruhrgebiet habe ihn vor allem gestört, dass er praktisch alle Strecken mit dem Auto habe zurücklegen müssen. »Man stand ständig im Stau und hat dabei viel Zeit verloren, die man sinnvoller hätte nutzen können.« Das sei jetzt anders. Er habe nicht das Gefühl, auf dem Festland irgendetwas zu verpassen und wolle daher dauerhaft bleiben.

»Mehr Lebensqualität und neue Aufgaben.« Auf diese einfache Formel bringt Roman Marks den Grund für seinen Neustart auf Helgoland. Der gelernte Autoschlosser zog im Mai dieses Jahres aus Westfalen her, wo er zuletzt als Qualitätsmanager und Sicherheitsbeauftragter in einem Großhandel für Leitungssysteme beschäftigt war. Jetzt leitet er die Bootstankstelle im Binnenhafen, die demnächst nicht zuletzt wegen der steigenden Zahl von Offshore-Schiffen rund um die Insel durch einen millionenschweren Neubau an der Südkaje ergänzt werden soll.

»Ich arbeite da, wo andere Leute Urlaub machen«, freut sich der 51-Jährige, der Helgoland schon seit vielen Jahren durch regelmäßige Segeltörns mit seiner Frau kennt und schätzt. »Wenn ich morgens aus unserer Wohnung komme und vom Oberland aufs Meer schaue – das ist ein Blick, den einem niemand nehmen kann. Auf dem Festland würde man stattdessen im Stau stehen und schon vor der Arbeit das erste Mal frustriert sein.« Die Uhren ticken eben anders mitten in der Nordsee, meint Marks. Auch er genießt es nach eigener Aussage, nun ohne ständigen Zeitdruck leben zu können – und auch er möchte die Insel nicht wieder verlassen, wenn es nach ihm geht.

Im nächsten Teil der Serie stehen wieder die drei Offshore-Windparks im Helgoland-Cluster im Mittelpunkt. Dann geht es um die Frage, was die Betreiber tun, um die Sicherheit ihrer Mitarbeiter zu gewährleisten.


Anne-Katrin Wehrmann