Print Friendly, PDF & Email

Der Neubaumarkt im Containersektor wurde in letzter Zeit von Schiffen mit einer

Kapazität von rund 9.000 TEU dominiert. Neben niedrigen Preisen sind die Bestellungen

durch das überlegene, effiziente Design motiviert.
In den vergangenen Monaten kam es zu einem regelrechten Bestellungsboom in der Schifffahrt – und es scheint so, als ob dieser[ds_preview] noch nicht zu Ende sei. Seit Jahresbeginn wurden 129 Containerschiffe mit einer Gesamt­kapazität von 1.054.253 TEU bestellt. Im ganzen Jahr 2012 gab es nur 82 Con­tai­nerschiffsbestellungen mit insge­samt 468.764 TEU. In Tonnage gerechnet hat sich das Bestellvolumen also jetzt schon mehr als verdoppelt.

Bei 51 der bereits in diesem Jahr geor­derten Containerschiffe handelt es sich um Typen mit einer nominalen Kapazität von ungefähr 9.000 TEU. Unter den Bestellern finden sich Namen wie MSC, CSAV, Hamburg Süd, CMA CGM und CCNI sowie einige Trampreeder. Sicherlich ist die Flut an Neubaubestellungen auch durch die historisch niedrigen Neubau­preise und posi­tive Erwartungen der Marktteilnehmer bedingt.

Doch warum ist gerade dieses Größensegment derart überrepräsentiert, dass es in TEU-Kapazität gerechnet nahezu 50 % der Gesamtbestellungen in diesem Jahr ausmacht? Die Antwort ist relativ einfach. Das neue Design der Schiffe um 9.000 TEU bietet die optimale Kombination aus Flexibilität und Skalenerträgen. Durch seine geringe Größenrestriktion und die hohe Anzahl an Kühlcontaineranschlüssen eignet sich das Schiffdesign für den Afrika- und Indien-Verkehr, insbesondere aber für den Südamerikaverkehr, weshalb es auch »Südamerika­max« genannt wird.

Hatten die ein paar Jahre älteren Schiffe des ursprünglichen Designs noch eine Länge von 330 bis 337 m und eine Breite von 43 bis 46 m, kam es 2011 erstmals zur Ablieferung eines verbesserten Designs, dessen Länge auf knapp 300 m verkürzt und das auf etwa 48 m verbreitert wurde. Somit erhielt man ein deutlich kompakteres Schiff mit einer gesteigerten Ladefähigkeit. Dieses neue Wide-Beam-Design passt nicht nur bequem durch die voraussichtlich im Frühjahr 2015 öffnenden neuen Panamakanalschleusen, sondern hat mit 300 m auch die maximal zulässige Länge, um den Bosporus zu passieren. (In Ausnahmefällen können auch längere Schiffe den Bosporus durchqueren, dies dann aber nur mithilfe von kostenpflichtigen Schleppern.) Daher firmieren die Schiffe auch unter dem Namen »Bosporusmax« oder »Blackseamax«.

Im Vergleich zu den älteren Designs dieser Schiffsgröße, die mehrheitlich zwischen Mitte der 2000er Jahre und 2012 abgeliefert wurden, kam es zu einer signifikanten Effizienzsteigerung. Verbrauchen die älteren Designs bei einer Geschwindigkeit von 24 kn zwischen 230 und 250 t Bunker pro Tag, so soll der verbesserte »Südamerika­max« bei ca. 22 kn nur noch zwischen 125 und 160 t benötigen. Bei Bunkerpreisen von über 600 $/t zeigt sich der enorme Kostenvorteil von teilweise mehr als 50.000 $ am Tag. Neben dem auf geringere Geschwindigkeiten optimierten Rumpfdesign ist der höhere Wirkungsgrad des neuen MAN-B&W-Motors ein ausschlaggebender Faktor, der seinen Vorgängern, den »K-Motoren« desselben Herstellers, überlegen ist. Zum deutlich niedrigeren Verbrauch und der hö­heren homogenen Kapazität kommt hinzu, dass durch die geringere Länge des Schiffs weniger Kaifläche in Anspruch genommen wird und so zusätzlich Kosten gespart werden. Es können auch Reviere mit begrenzter Manövrierfläche angelaufen werden.

Diese Entwicklung setzt die Wettbewerber unter Druck. Die eigene Flotte wird nicht nur relativ gesehen kleiner, sondern sie bekommt deutlich effizientere Konkurrenz. Zwar sinkt die Verbrauchsdifferenz der beiden Schiffsdesigns mit sinkender Geschwindigkeit, doch ist der Kostenvorteil bei den gegenwärtigen Bunkerpreisen immer noch erheblich und viele Liniendienste operieren trotz hoher Bunkerpreise bei Geschwindigkeiten um 20 kn.

Um mittel- bis langfristig die Wettbewerbsfähigkeit zu behalten, bleibt den Linienreedern aufgrund des enormen Kostendrucks kaum eine andere Wahl, als sich Schiffe dieses effizienteren Designs anzuschaffen. Es ist also wahrscheinlich, dass wir zukünftig noch weitere Bestellungen dieser »Südamerikamaxe« bzw. »Bosporus­maxe« sehen werden.


Andreas Mietzner